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George W. Hayes

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1

Mittwoch, 26. Juli 2006, 17:03

Politische B¸cher

Hallo zusammen,

da ich die angeregten (wenn auch nicht immer unbedingt freundlichen) Diskussionen um den Nahost-Konflikt sehr interessant und durchaus auch lehrreich finde, will ich eben mal ein anderes Thema anschneiden.

Ich persönlich habe eine relativ große Bücherei an politischen Büchern zu allen Kontinenten (mit Ausnahme der Antarktis ;) ) und wichtigen Gebieten der Welt und wollte einmal fragen, mit welchen Büchern Ihr Euch schon auseinandergesetzt habt und was Eure Eindrücke und Erfahrungen dabei waren.

Bei Bedarf erläutere ich auch gerne ein paar meiner Quellen!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »George W. Hayes« (26. Juli 2006, 17:04)


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2

Mittwoch, 26. Juli 2006, 17:20

mhh also das sind bei mir sehr viele, deshalb hier eins meiner letzten.

Prof. Hoppe: Demokratie, der Gott der keiner ist

Ein Buch das provoziert und durch seinen Unkonformatismus einzigartig ist. Hoppe, der den Lehrstuhl von Murray Newton Rothbard in Nevada übernommen hat, stellt zunächst die These auf, dass der Übergang von der Monarchie zur Demokratie kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt war. Eine erfrischende These, die nicht dem Mainstream folgt. Doch auch die Monarchie wird verforfen, Hoppe entwickelt eine Art natürliche Ordnung, den Anarchokapitalismus. Seine Thesen fordern den Widerspruch, doch der ist nicht so leicht zu geben. Es regt zur Diskussion und zum Nachdenken an über das was wir mittlerweile als Axiome unser politischen Ordnung hinnehmen.

Fazit: Sehr Lesenswert. Jedoch sollte man sich mit Makroökonomischen Modellen beschäftigt haben und die Ideen der österreichischen Schule kennen.
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Richard N. Warner« (26. Juli 2006, 17:20)


Jerry Cotton

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Eine tolle Veranstaltung!
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3

Mittwoch, 26. Juli 2006, 17:23

Also, ich habe einige Geschichtsbücher, dabei sogar einige von 1900.

Poliitische bücher habe ich auch einige, ich lese sehr gern Peter Scholl Latour- Von ihm habe ich vier Bücher.
Dann noch einige bezüglich Europa und dann noch zwei sehr interssante, meine Lieblingsbücher aus diesem Bereich:

Das 1. ist ein Buch von 1930/33, weiß es nicht genau mit dem Titel: "Das Deutsche Volk in 15 Nationen. Es ist mal sehr interessant, sowas zu lesen und nein, es ist nicht von Nationalsozialisten geschrieben, soweit ich das rauslesen kann.

Das 2. ist ein buch mit dem Titel: Amerika - Das neue Rom?

da werden poliitische und geschichtliche Vergleiche gezogen und ähnlichkeiten, aber auch in die Zukunft geschaut. Laut dem buch ähnelt USA von der Politik stark dem Römischen Reich undsie spekulieren, ob Amerika in Zukunft das gleiche wie Rom passieren könnte

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4

Donnerstag, 27. Juli 2006, 10:42

Politische Bücher? Hm, abgesehen von makroökonomischen Lehrbüchern (darunter auch das Standardlehrbuch schlechthin, nämlich der Mankiw) habe ich da noch die genaue Gegenposition, nämlich marxistische Literatur (das Manifest sowie "Lohn, Preis und Profit") gelesen bzw. im Regal stehen (nicht, dass ich Marxist wäre - die Auffassungen von Marx zur Funktionsweise des Kapitalismus gehen an der Realität vorbei, aber ich wollte das mal gelesen haben, um zu wissen, worin die Grundlagen seiner Lehre wirklich lagen). Smith's "Wohlstand der Nationen" habe ich mir seit längerem vorgenommen, aber man kommt ja zeitmäßig nicht wirklich dazu.

Wenn man verfassungsrechtliche Lehrbücher zu den politischen hinzuzählen darf, möchte ich da noch den Degenhardt (Staatsorganisationsrecht) und den Pieroth/Schlink (Grundrechte) nennen.

Für eine Facharbeit vor dem Abitur (mein Gott, ist das lange her) habe ich mich mit antiker Staatstheorie beschäftigt und in diesem Zusammenhang die Politeia von Plato und De re publica von Cicero gelesen (beide auf Deutsch; Griechisch hatte ich nie, aber Ciceros Werk habe ich mir in einer deutsch-lateinischen Ausgabe besorgt, so dass man es auf Deutsch lesen und bei Bedarf die entsprechende lateinische Stelle zitieren konnte). Durchaus nicht uninteressant, aber von geringer aktueller Bedeutung.

Ansonsten ist bei politischem Interesse vor allem die Lektüre einer guten Tageszeitung empfehlenswert (in meinem Fall die Süddeutsche).

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5

Donnerstag, 27. Juli 2006, 11:11

Zitat

Original von Richard N. Warner
mhh also das sind bei mir sehr viele, deshalb hier eins meiner letzten.

Prof. Hoppe: Demokratie, der Gott der keiner ist

Ein Buch das provoziert und durch seinen Unkonformatismus einzigartig ist. Hoppe, der den Lehrstuhl von Murray Newton Rothbard in Nevada übernommen hat, stellt zunächst die These auf, dass der Übergang von der Monarchie zur Demokratie kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt war. Eine erfrischende These, die nicht dem Mainstream folgt. Doch auch die Monarchie wird verforfen, Hoppe entwickelt eine Art natürliche Ordnung, den Anarchokapitalismus. Seine Thesen fordern den Widerspruch, doch der ist nicht so leicht zu geben. Es regt zur Diskussion und zum Nachdenken an über das was wir mittlerweile als Axiome unser politischen Ordnung hinnehmen.

Fazit: Sehr Lesenswert. Jedoch sollte man sich mit Makroökonomischen Modellen beschäftigt haben und die Ideen der österreichischen Schule kennen.


Jaaaaaaaa, das muss ich mir unbedingt anschaffen!!!! :D
Amber Marie Ford
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George W. Hayes

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6

Donnerstag, 27. Juli 2006, 11:32

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
Ansonsten ist bei politischem Interesse vor allem die Lektüre einer guten Tageszeitung empfehlenswert (in meinem Fall die Süddeutsche).


Sehe ich ähnlich! Bei mir ist's die FAZ.

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7

Donnerstag, 27. Juli 2006, 11:44

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
Mankiw


joar. Wenn man das verstnanden hat ist man klar überdurchschnittlich gebildet im Bereich Wirtschaft. Wobei ich Blanchard-Illing etwas besser gemacht finde. Barrow ist eigentlich vom Inhalt her noch einen tick besser, aber auch unübersichtlicher.

Zum Thema Zeitungen: FAZ (+ Sontagsausgabe), Handelsblatt & The Economist.

Als Magazin habe ich dann noch den Cicero.
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8

Donnerstag, 27. Juli 2006, 11:47

Zitat

Original von Jerry Cotton
Peter Scholl Latour


Von dem halte ich nun gar nichts. Für mein Empfinden hat er ein sehr deutsches und mittlerweile auch sehr altes Weltbild. Er schreibt über fremde Völker wie über Giraffen im Zoo - mit exotischer Bewunderung, aber ohne Nähe und inneren (!) Respekt.

Zum Nahost-Thema habe ich so ziemlich alles gelesen, was in deutscher und z.T. englischer Sprache von oder über Yitzhak Rabin geschrieben wurde (und von seiner Frau und seiner Enkelin).

Wunderbare zeitgeschichtliche Beschreibungen zum Nachkriegs-Deutschland und zur RAF-Terror-Zeit finden sich im 1. Band von Helmut Kohls "Erinnerungen" - wenn man ein gewisses Maß an Selbstbeweihräucherung erträgt, wirklich anschaulich und spannend (ganz im Gegensatz zum 2. Band, der sich wie Kaugummi zieht).

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9

Donnerstag, 27. Juli 2006, 17:22

Zitat

Original von Richard N. Warner
Prof. Hoppe: Demokratie, der Gott der keiner ist


Immer dieses Herumgemeckere an der Demokratie von "Intellektuellen", ob von kommunistischer, anarchistischer, konservativer oder welcher Seite auch immer. Bisher haben solche Entwürfe noch immer in den Graben geführt.

Das Grundproblem dabei sind aber weniger die Thesen selbst (die manchmal ganz interessant sind), sondern die Anmaßung, aus irgendwelchen Grundprämissen normative Urteile ableiten zu können. Die Aufstellung von Normen gehört in die Bereiche von Politik und Meinungsäußerung, nicht in die Wissenschaft. Schon die These, die Einführung von irgendwas sei ein "Fortschritt" gewesen, muss jedem historisch denkenden Menschen die Haare zu Berge stehen lassen.
The Reverend Robert E. Crue

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10

Donnerstag, 27. Juli 2006, 17:32

Zitat

Original von Robert E. Crue
Immer dieses Herumgemeckere an der Demokratie von "Intellektuellen", ob von kommunistischer, anarchistischer, konservativer oder welcher Seite auch immer. Bisher haben solche Entwürfe noch immer in den Graben geführt.


Und wo hat der Etatismus hingeführt, wenn nicht in den Graben? ?(
Amber Marie Ford
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11

Donnerstag, 27. Juli 2006, 18:47

Zitat

Original von Robert E. Crue
Immer dieses Herumgemeckere an der Demokratie von "Intellektuellen", ob von kommunistischer, anarchistischer, konservativer oder welcher Seite auch immer. Bisher haben solche Entwürfe noch immer in den Graben geführt.


Dem kann ich mich anschließen. Demokratie hat die eine oder andere Macke, ist aber jeder anderen Regierungsform immer noch haushoch überlegen und auch noch die definitiv angenehmste dazu (manchmal etwas anstrengend, weil man sich dafür einsetzen muss, aber die dort gewährte Freiheit hat doch ihre sehr angenehmen Seiten).

Ms Fords ultraliberale Haltung, die grundsätzlich jeden Staat für überflüssig hält, kann ich vom Denkansatz her nachvollziehen - wir haben gegenwärtig in Deutschland und Europa definitiv an allen Ecken und Enden viel zuviel Staat. Aber ganz ohne geht's dann auch nicht.

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12

Donnerstag, 27. Juli 2006, 19:10

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
Demokratie hat die eine oder andere Macke, ist aber jeder anderen Regierungsform immer noch haushoch überlegen.


Nein, das ist zu pauschal und zu einfach. Einfach mal das Buch lesen und mir dann sagen was daran alles falsch ist ;)
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George W. Hayes

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13

Donnerstag, 27. Juli 2006, 20:38

Zitat

Original von Merkin D. Muffley

Dem kann ich mich anschließen. Demokratie hat die eine oder andere Macke, ist aber jeder anderen Regierungsform immer noch haushoch überlegen ...


Da gibt es durchaus auch andere Meinungen ... ;)

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14

Donnerstag, 27. Juli 2006, 23:18

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
Demokratie hat die eine oder andere Macke, ist aber jeder anderen Regierungsform immer noch haushoch überlegen


Unter zwei Bedingungen:

1. Ich bin der demokratisch organisierten Körperschaft freiwillig beigetreten und kann diese auch jederzeit wieder verlassen. Anderenfalls ist es nämlich strenggenommen gar keine Demokratie, wenn man gegen seinen Willen als Zwangsmitglied einer Körperschaft geführt und notfalls mit Gewalt deren Regeln unterworfen wird, und sich dem nicht oder nur zu schwer erreichbaren, von dieser Körperschaft diktierten und mitunter unannehmbaren Bedingungen entziehen kann (gemeint ist: natürlich besteht Auswanderungsfreiheit, und ich könnte eine andere Staatsbürgerschaft annehmen, aber endgültige Ruhe vor dem deutschen Staat hätte ich erst, wenn ich die Mühsal einer Auswanderung auf mich nähme und untertänig darum bitten würde, aus der deutschen Staatsbürgerschaft entlassen zu werden, was mir auch erst gewährt würde nachdem man geprüft hat, dass ich auch ja keine Steuer"schulden" (ein Unwort, denn einem Räuber "schuldet" man dessen Beute ja nicht) mehr habe; der Preis dafür wäre natürlich, mich wiederum und diesmal allenfalls bedingt freiwillig (die einzige Alternative wäre ja der Verbleib im Untertanenverhältnis zur BRD) der Gewalt einer anderen Körerschaft unterwerfe).

2. Ich muss reale Möglichkeiten haben, die Geschicke des demokratisch organisierten Gemeinwesens mitbestimmen zu können. Im sich permanent selbstbeweihräuchernden demokratischen Musterland Deutschland darf ich alle vier Jahre eine von 50 oder 60 Millionen (bzw. zwei von 100 oder 120 Millionen) Stimmen einer von zwar mehreren Parteien geben, die sowieso alle die gleichen beiden Zielsetzungen haben: meine Handlunsgfreiheit beschneiden, und mir das Geld aus der Tasche ziehen - toll! :rolleyes

Real macht es doch keinen Unterschied, ob ich nun der Regentschaft eines über absolute Machtfülle verfügenden, aber aufgeklärt denkenden Monarchen (Friedrich II. von Preußen, etwa), oder den Gesetzen und Organen der Bundesrepublik Deutschland unterworfen bin. Tatsaächlich kann ich weder meine Handlungsfreiheit noch mein Eigentum wirksam gegen illegitime Eingriffe verteidigen, "Staatsbürgerschaft" ist Orwell'sche ("1984") Neusprache für "Untertanentum", was der Staat von mir will, das nimmt er sich von mir, und versucht, mich mit einem Katalog von Grundrechten einschließlich Rechtsweggarantie ruhigzustelllen, aber wenn es hart auf hart kommt, ist diese ganze Charade das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt und verbreitet wird.

Massendemokratie in Staaten mit Zwangsstaatsbürgerschaft - nein danke! X(
Amber Marie Ford
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15

Freitag, 28. Juli 2006, 01:16

Unter einem historischen Blickwinkel: Es lässt sich beobachten, dass sehr kleine menschliche Gesellschaften (maximal wenige Tausend) weitgehend egalitär und ohne institutionalisierte Formen der Herrschaft bestehen. Ab einer gewissen Größe entwickelte sich dann überall eine Art von Zwangsherrschaft ("Staat"). Ein entscheidender Faktor scheint dabei der Wunsch nach individueller Sicherheit gewesen zu sein, da zwischen Menschen, die nicht miteinander verwandt oder verschwägert sind (was nur in größeren Gruppen vorkommt) offensichtlich die Neigung, Konflikte gewalttätig zu lösen, erhöht ist. Staatliche Institutionen entstanden dabei natürlich nicht durch den freiwilligen Beitritt in irgendeinen "Staatsvertrag", sondern als Ergebnis von Machtgefällen innerhalb der menschlichen Gruppen. Auch Entscheidungen für oder gegen bestimmte Organisationsformen innerhalb des Staates (Diktatur, Demokratie usw.) erfolgen ja nicht aufgrund theoretischer Erwägungen und demokratischer Abstimmung. Es kommt vor allem darauf an, welche elitäre Gruppe ihre Vormacht zur richtigen Zeit zu sichern weiß.

Der Staat ist damit ganz natürlich eine Zwangseinrichtung, die von ihrem Blickwinkel aus zahlreiche Verhaltensweisen von Menschen nicht dulden kann. Ich persönlich kann aber aus dieser deskriptiven Beschreibung nicht den (normativen) Schluss ziehen, dieser Zwang sei unerträglich und ich müsse daher die Macht des Staates über meine Person abschütteln. Andere sehen das anders, klar.

Wer weiß, vielleicht führt die oben skizzierte Entwicklung tatsächlich irgendwann zu einer Art von Anarchie. Die Systemtheorie spricht ja bereits von der "funktional differenzierten" Gesellschaft der Moderne, die nicht mehr monistisch, sondern in vielen weitgehend unabhängigen Teilbereichen (Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Politik...) organisiert ist. Wenn sich der Trend bis zu Individuen durchziehen sollte, käme wohl am Ende wirklich eine Art von Anarchie heraus. Allerdings bin ich doch sehr skeptisch, was das angeht, schließlich hat sich zumindest bisher immer die Tendenz gezeigt, dass bei zunehmender Komplexität Institutionen entstehen, die Zwang auf die Menschen ausüben. Mir ist auch nicht ganz klar, wie eine Anarchie das verhindern wollte.
The Reverend Robert E. Crue

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Robert E. Crue« (28. Juli 2006, 01:21)


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16

Freitag, 28. Juli 2006, 11:11

Mr Crues Ausführungen klingen sehr nach Hobbes, wenn ich das mal so sagen darf.

Vielleicht bin ich da ein altmodischer Liberaler (im rechtsstaatlichen Sinne liberal, nicht im strikt antietatistischen Sinne von Ms Ford, der in den USA als "libertarianism" bezeichnet wird), aber welches die bessere Alternative zur Demokratie sein soll, konnte mir bislang keiner zeigen (auch die erwähnten Herren Plato und Cicero nicht, die die Demokratie ablehnen). Sie ist manchmal etwas schwerfällig, klar. Aber im Großen und Ganzen läuft sie doch ganz gut, und sie ist keineswegs schwächer als autoritäre Staatsformen - ansonsten hätte sie nicht drei große Kriege (ich spreche von zwei Weltkriegen und einem Kalten Krieg) gegen autoritäre Regimes verschiedenster Couleur überstanden und am Ende als Sieger aus ihnen hervorgegangen.

Klar, Demokratie leidet darunter, dass die Wähler gelegentlich Dummschwätzern aufsitzen. In einer Wohlstandsgesellschaft, in der die Mehrheit der Bevölkerung aber ausreichend informiert ist, um sich eine einigermaßen fundierte Meinung zu bilden, und in der diese Bevölkerungsmehrheit auch ein Interesse an politischer Stabilität hat, funktioniert sie doch ganz gut. Sicherlich besser als alle Experimente einer "wohlwollenden Diktatur", die bislang unternommen wurden.

Antidemokraten sind pessimistischer, als es angemessen sind. Klar, Demokratie, die über Parteien läuft, ist nicht optimal. Auch klar, dass Zwang in Form von Gesetzen ausgeübt wird und der Grundrechtestandard in den letzten Jahren leider viel zu sehr abgebaut wurde. Aber wir jammern da auf hohem Niveau - der deutsche Rechtsstaat und die deutsche Demokratie funktionieren, insgesamt gesehen, ausgezeichnet.

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17

Freitag, 28. Juli 2006, 17:03

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
libertarianism


Naja man kann da in 3 Hauptrichtungen unterscheiden, wobei die Grenzen fliessend und es noch viele kleine Unterrichtungen gibt.

1. (Neo/Ordo) Liberal: Hier sorgt der Stat für funktionierende Märkte (zerschlägt z.B. unnatürliche Kartelle), stellt Justiz und Legilative und sorgt auch für eine kleine umverteilung z.B.: für die Menschen, deren Produktivität unterhalb des Existenzminimums liegt.

2. Libertarismus: Hier übernimmt der Staat eine Rolle die dem im Neoliberalismus gleicht, jedoch enthält er sich der sozialen umverteilung ganz und baut auf Freiwilligkeit.

3. Anarchokapitalismus: Der Staat nimmt gar keine Rolle ein. Auch Justiz und Sicherheit sind vollständig in privater Hand.


Zitat


Sie ist manchmal etwas schwerfällig, klar. Aber im Großen und Ganzen läuft sie doch ganz gut, und sie ist keineswegs schwächer als autoritäre Staatsformen - ansonsten hätte sie nicht drei große Kriege (ich spreche von zwei Weltkriegen und einem Kalten Krieg) gegen autoritäre Regimes verschiedenster Couleur überstanden und am Ende als Sieger aus ihnen hervorgegangen.


Die große Schwäche der Demokratie ist, das sie Gruppen von Menschen ein Instrument in die Hand gibt, die Freiheit massiv einuschränken und für ineffizienzen zu sogen, allein aus Eigennnutz. Fast alles was Gewerkschaften und Sozialpolitiker tun, ist nur dazu da das eigene Klientel gegenüber der Masse zu bevorzugen in dem man die Marktmechanismen beeinflusst und so den Gesamtwohlstand mindert.

In der Demokratie bleibt der an der Macht, der den kurzfistigen Nutzen von bestimmten Interessengruppen dient und sei es noch so nachteilig für die Allgemeinheit (Blüm war ja nicht umsonst der beliebteste Minister Kohls)

Zum Thema Krieg: Den ersten Weltkrieg als Aufeinandertreffen von Demokratie und Monarchie zu kennzeichnen, halte ich für gewagt.

Die beiden anderen Kriege waren jeweils gegen den Sozialismus, ob nun Rot oder Braun.

Ich stelle daher die These auf, das nicht die Organisation der Politischen Willensbildung, sondern die stärke der Wirtschaft, die mit der freiheitlichen Gestaltung eben dieser zusammenhängt, entscheidend war.
Nicht ausschliesslich, aber entscheidend.

Noch eins zum Thema Dummschwätzer: Sie sitzen ihnen nicht ab und zu mal auf sondern ständig. Die Dummschwätzer werden gewählt, weil sie das sagen, was die Leute hören wollen: Strom kommt aus der Steckdose und Geld vom Staat oder auch gerne: Wenn die da oben weniger Champagner trinken, kann der kleine Mann mehr Wein trinken.

Dann kommen Dinge wie Reichensteuer, GEZ, Arbeitslosengeld, Mindestlöhne, Gesetzliche Krankenversicherung, Gebührenfreies Studium usw. raus. Alles ineffizient mit perversen Verteilungswirkungen.

mhh, ein wenig diffus, aber ich hab grade ne Klausur geschrieben und bin nicht nicht voll zurück im Leben ;)
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18

Samstag, 29. Juli 2006, 12:03

Zitat

Original von Richard N. Warner
Die große Schwäche der Demokratie ist, das sie Gruppen von Menschen ein Instrument in die Hand gibt, die Freiheit massiv einuschränken und für ineffizienzen zu sogen, allein aus Eigennnutz. Fast alles was Gewerkschaften und Sozialpolitiker tun, ist nur dazu da das eigene Klientel gegenüber der Masse zu bevorzugen in dem man die Marktmechanismen beeinflusst und so den Gesamtwohlstand mindert.


Dass einzelne Gruppen durch Lobbyarbeit versuchen, sich selbst Vorteile zu verschaffen, ist durchaus legitim - die Frage ist, inwieweit die anderen Gruppen mit gegenläufigen Interessen das mit sich machen lassen. Dann müssen Kompromisse gefunden werden. Das ist der Grundgedanke der Demokratie, und das braucht Zeit. Aber es ist allemal besser als die Hände in den Schoß zu legen und zu warten, bis der Geliebte Almächtige Herrscher in seiner unumschränkten Amtsgewalt alles geregelt hat. Wenn die Geschichte eines gezeigt hat, dann doch, dass "wohlwollende Diktaturen" eine Illusion sind. Sie werden ganz schnell ganz bösartig.

Zitat

Zum Thema Krieg: Den ersten Weltkrieg als Aufeinandertreffen von Demokratie und Monarchie zu kennzeichnen, halte ich für gewagt.


Zumindest in den USA war das Bewusstsein, die Demokratie in die Welt hinauszutragen, auch beim Eintritt in den Ersten Weltkrieg vorhanden. Es fällt auch auf, wie sehr die Zahl der Demokratien in der Welt mit Kriegsende zunahm. Die meisten der unterlegenen Achsenmächte gaben sich nach dem Krieg moderne Verfassungen, und auch bei den Alliierten war das Staatswesen nach Kriegsende zumeist demokratischer als zuvor - als Beispiel diene die schlagartige Verbreitung des Frauenwahlrechts nach 1918.

Zitat

Die beiden anderen Kriege waren jeweils gegen den Sozialismus, ob nun Rot oder Braun.

Ich stelle daher die These auf, das nicht die Organisation der Politischen Willensbildung, sondern die stärke der Wirtschaft, die mit der freiheitlichen Gestaltung eben dieser zusammenhängt, entscheidend war.
Nicht ausschliesslich, aber entscheidend.


Im Zweiten Weltkrieg war sowohl auf amerikanischer Seite als auch auf britischer das Ziel ganz klar, den Faschismus in seinen verschiedensten Schattierungen aufzuhalten. Sowohl Roosevelt als auch Churchill konnten den kommunistischen Ideen nichts abgewinnen, verabscheuten aber noch mehr den Faschismus und waren daher zur Kooperation mit Stalin bereit. Dahinter standen politische Ideen, keine wirtschaftlichen.
Und vor allem hat mit dem Zweiten Weltkrieg die Demokratie bewiesen, dass sie selbst unter extremen Bedingungen nicht, wie von vielen befürchtet, einem totalitären System unterlegen ist.

Zitat

Noch eins zum Thema Dummschwätzer: Sie sitzen ihnen nicht ab und zu mal auf sondern ständig. Die Dummschwätzer werden gewählt, weil sie das sagen, was die Leute hören wollen: Strom kommt aus der Steckdose und Geld vom Staat oder auch gerne: Wenn die da oben weniger Champagner trinken, kann der kleine Mann mehr Wein trinken.

Dann kommen Dinge wie Reichensteuer, GEZ, Arbeitslosengeld, Mindestlöhne, Gesetzliche Krankenversicherung, Gebührenfreies Studium usw. raus. Alles ineffizient mit perversen Verteilungswirkungen.


Das mag ja alles, sein, aber mal ganz im Ernst: Läuft es in Deutschland/der EU so schlecht? Klar, vieles ist verbesserungsfähig. Aber: Wir leben seit über einem halben Jahrhundert in Frieden, was Mitteleuropa in seiner ganzen Geschichte noch nicht erlebt hat. Der Lebensstandard aller Bevölkerungsteile, selbst der ärmeren, ist auf nie gekannten Levels, und das System gewährt dir auch noch die Freiheit, gegen das System zu lästern (so wie hier), was, historisch betrachtet, alles andere als selbstverständlich ist. Wenn du irgendeinen Verwaltungsakt willst, auf den du gesetzlichen Anspruch hast, dann bekommst du den von der zuständigen Behörde, ohne dem Beamten erst ein Bakschisch zustecken zu müssen. Du kannst Produkte aus aller Herren Länder kaufen oder gleich selber hinfahren, wenn du das möchtest, ohne erst irgendwelche Erlaubnisse einholen zu müssen. Du kannst dich frei über die aktuellen Geschehnisse weltweit informieren und je nach eigenem Geschmack das Medium, das dich darüber informiert, wählen. Du kannst selber ein solches Medium gründen, wenn dir die vorhandenen nicht gefallen. Du kannst frei deinen Glauben oder deine Weltanuschauung wählen und ausüben, ohne zu befürchten, dass dir jemand, der das anders sieht, den Schädel einhaut. Wenn du dich für eine bestimmte Kunstrichtung interessierst, steht dir das frei, ohne dass diese Kunstrichtung von irgendeinem tyrannischen Regime als "entartet" gebrandmarkt wird. Du kannst den Beruf, den du ergreifen willst, frei wählen, und ebenso deinen Aufenthaltsort, ohne irgendwelche Vis in irgendwelchen "Inlandspässe", wie es sie in der Sowjetunion gab, zu benötigen. Du kannst Vereine gründen und frei mit jedermann kommunizieren.

Wie gesagt, es gibt Verbesserungsmöglichkeiten. Die gibt es immer. Ich teile auch einige deine Auffassungen, etwa zum Thema gebührenfreies Studium - ungerecht, da sich eine Minderheit von einer Mehrheit die eigene Ausbildung finanzieren lässt. Aber im Großen und Ganzen sieht es doch in der deutschen/europäischen Demokratie ganz OK aus.

Citizen and Senator of Freeland
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19

Donnerstag, 3. August 2006, 13:02

Back to topic: Ich empfehle mal "Die UN Gang", welches ich gerade gelesen habe, nachdem mich eine schöne Kritik in der "Welt" auf das Buch aufmerksam gemacht hat.

Hielt ich schon vorher von der pseudo-gutmenschenhaften UNO nicht sehr viel, ist dieses Buch aber doch in vielerlei Hinsicht schockierend und zeigt auf, dass es nicht gerade ein Lob ist, wenn der UN-GenSek ein Land lobt, es sein ein vorbildliches Mitglied. Daneben ist das Buch vom Autor Pedro A. Sanjuan (den ich als glaubwürdigen und seriösen Schreiber einschätze, der keineswegs nach Sensationen giert) auch sehr gut und flüßig geschrieben, daneben teilweise aber abgrundtief sarkastisch.

Das US-amerikanische Cover ist allerdings wesentlich schöner, als das Deutsche:



:D

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Arthur Edelman« (3. August 2006, 13:02)


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20

Donnerstag, 3. August 2006, 13:16

Ist das wieder so ein "Israel hat alles Recht der Welt jeden Menschen zu töten der es nur wagt sie zu kritisieren"-Buch? Scheint mir auf den ersten Blick jedenfalls so.
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