Mr. President,
um die Erwiderungen auf Ihren Beitrag sowie jene der Congressmen aus New Alcantara zusammenzufassen:
Ein umlagefinanziertes Pensionssystem bedeutet nichts anderes als jemandem eine zukünftige Geldleistung zu versprechen, aber keinerlei Vorkehrungen für deren tatsächliche Fälligkeit zu treffen.
Nehmen wir einen jungen Menschen, der dieser Tage seinen Dienst bei einer Bundesbehörde antritt: Ihm wird versprochen, dass er bei Erreichen des entsprechenden Lebensalters eine Pension in der und der Höhe erhalten wird. Angeblich wird ihm dazu jeden Monat ein Teil seines Bruttolohns für seine Altersversorgung einbehalten und angeblich schießt ihm der Bund als sein Arbeitgeber jeden Monat den gleichen Betrag noch mal zu.
Die Wahrheit ist aber: Nicht ein Cent wird für seine Altersversorgung zurückgelegt. Er zahlt zwar jeden Monat einen - wenn auch kleinen - Teil seines Lohns in die Pensionsversicherung ein, erwirbt damit jedoch keinerlei Vermögen. Und auch sein Arbeitgeber zahlt tatsächlich keinen Cent zu seinen Gunsten irgendwo ein. Die Beiträge beider Seiten fließen jeden Monat in die bereits laufenden Pensionszahlungen.
Erreicht er dann das Pensionsalter, hat er zwar 6% seines Lebenszeitverdienstes in seine Altersvorsorge investiert und fiktiv noch mal die gleiche Summe als Förderung seines Arbeitgebers dazu bekommen - aber trotzdem keinen Cent Vermögen dadurch erworben. Er kann nur hoffen und beten, dass sein Dienstherr sein warmes Versprechen halten kann und wird: "Ich sorge schon für dich, wenn du alt geworden bist ... " Sonst steht er nicht nur mit dem sprichwörtlich kurzen Hemd da, sondern schlicht nackt.
Die gängigen Stichwörter im Zusammenhang mit einem umlagefinanzierten Pensionssystem hat der Congressman aus Agnus Dei bereits angerissen: Steigende Beiträge, sinkende Pensionen und Zuschüsse aus dem Staatshaushalt.
Als Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern eine Altersversorgung zu versprechen, aber nichts zu tun um für deren Fälligkeit vorzusorgen, sondern sich stattdessen ganz darauf zu verlassen dass in der Zukunft das dann benötigte Geld schon vorhanden sein wird ist schlicht ein Hasardspiel. Auf dem Rücken seiner gegenwärtigen wie künftigen Arbeitnehmer und wenn man als dieser Arbeitgeber der Staat ist letztlich auch dem der Steuerzahler.
Man schaue sich nur einmal in Ländern um, die umlagefinanzierte Pensionssysteme betreiben: Die Märkte für Lebensversicherungen, private Pensionsversicherungen, Aktienfonds, festverzinsliche Wertpapiere usw. boomen auch und gerade dort. Weil sich niemand nur auf das warme Versprechen verlassen will: "Für dich wird im Alter schon gesorgt werden." Die Menschen dort wissen, warum nicht.
Natürlich ist es richtig, dass es auch bei der Investition von Ersparnissen an den Kapitalmärkten zu Verlusten kommen kann. Dieses Risiko lässt sich jedoch durch eine in zweierlei Hinsicht breite Streuung des Anlagekapitals kontrollieren: Eben indem man das Kapital auf verschiedene Anlageformen und darunter maßgeblich solche mit keinem oder nur geringem Risiko - Tagesgeldkonten, festverzinsliche Wertpapiere, Garantiefonds u. ä. - streut, anstatt es in einer einzigen oder wenigen und dabei u. U. noch hochspekulativen Anlage bündelt.
Mein oben geliefertes Rechenbeispiel - also das zweite, korrigierte
- arbeitet der Einfachheit wegen mit den im Gesetzesvorschlag genannten Zahlen hinsichtlich Pensionsalter, Prämien und Pensionshöhen.
Wie der Congressman aus Agnus Dei bereits implizit eingeräumt hat, sind diese aber sowieso bloß "Versprechen." Jemandem der heute in den Bundesdienst eintritt wird für die Zeit ab seinem 65. Lebensjahr bei bestimmter Dienstdauer und bestimmten Beiträgen zur Pensionsversicherung eine bestimmte Pension versprochen.
Ob er die wirklich in dieser Höhe bekommen wird oder über die Jahre nicht doch erheblich mehr einzahlen und am Ende weniger dafür herausbekommen wird - niemand weiß es. Das unterliegt - sprechen wir es aus - letztlich maßgeblich der politischen Willkür. Was er weiß ist nur: Anstatt Vermögen für seinen Ruhestand anzusparen zahlt er jahrzehntelang in eine Umlagekasse ein und erhält dafür eine Tages - hoffentlich - seinerseits genug Geld zum Leben.
Ein kapitalgedecktes Pensionssystem funktioniert demgegenüber nach dem einfachen Prinzip: Während seiner Lebensarbeitszeit spart er Vermögen für seinen Ruhestand an und wird dabei von seinem Arbeitgeber bezuschusst. Man kann ihm einen jährlichen Depotauszug schicken, der ihm klar sagt: Das ist dein Vermögen für deinen Ruhestand, mit diesem Lebensstandard wirst du rechnen können.
Darauf kann er dann nach seiner freien Entscheidung reagieren: Etwa mit höheren oder niedrigeren Einzahlungen in sein Pensionsdepot oder mit einem flexiblen Pensionsalter.
In jedem Fall aber bildet er während seines Arbeitslebens Vermögen für seinen Ruhestand. Und alimentiert nicht erst jahrzehntelang andere Leute im Gegenzug für das vage Versprechen, im Alter dann seinerseits von wiederum anderen Leuten alimentiert zu werden. Beides jeweils in einer Höhe, über die die Politik letztlich nach Gutdünken bestimmt.
Auf den Cent genau kann einem Berufseinsteiger weder ein umlagefinanziertes noch ein kapitalgedecktes System seine Pension vorhersagen. Aber im kapitalgedeckten System bildet er eben laufend Vermögen für seinen Lebensabend, das ihm niemand nehmen kann. Im Umlagesystem hat er im Ruhestand quasi nichts, außer der Hoffnung, dass es immer noch irgendwie läuft und genügend Alimente für ihn abfallen.
Wie ich bereits sagte, es ist ein Hasardspiel.