Um 16 Uhr Nachmittags sendet Lynx News ein Live-Interview aus Anlass der anstehenden Präsidentschaftswahlen mit dem amtierenden Präsidenten der USA, Robert O'Neill, der für eine zweite Amtszeit kandidiert.
Max Huber: Guten Tag meine Damen und Herren.
In vier Tagen ist es wieder soweit. Dann öffnen landesweit die Wahllokale und Sie können den Mann wählen, der die Geschicke Astors in den nächsten vier Monaten lenken soll. Die Kandidaten sind der Amtsinhaber, Bob O'Neill, der sich zur Wiederwahl stellt, und sein Herausforderer, Edmund S. Malroy.
Es ist mit nun eine ganz besondere Ehre, den Titelverteidiger, wenn ich es mal sportlich ausdrücken darf, bei uns im Studio zu Begrüßen. Bob O'Neill von der Republikanischen Partei, guten Tag und Willkommen in der Sendung.
Bob O'Neill: Ich wünsche Ihnen auch einen Guten Tag, Max.
Max Huber: Mr. President. Seit drei Monaten sind Sie nun Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten. Jetzt stellen Sie sich zur Wiederwahl. Was denken Sie, sind die größten bestehenden Probleme, die der Präsident – egal wer es ist – in den nächsten vier Monaten wird lösen muss?
Bob O'Neill: Wie ich in meiner Rede zur Lage der Nation bereits deutlich gemacht habe, wird es eine wichtige Aufgabe auch für die kommenden Monate sein, die Finanzen der Vereinigten Staaten auf eine stabile Basis zu stellen. Insofern können wir uns auf einer Reform der Bundessteuern und einer Kürzung der Ausgaben für Gehälter nicht ausruhen, sondern müssen Möglichkeiten schaffen, mittelfristig die Kreditverbindlichkeiten des Bundes bedienen zu können.
Ein weiteres Thema ist die gegenwärtige Kompetenzverteilung und Kompetenzwahrnehmung im Bereich des Rohstoffabbaus. Trotz gegenteiliger Beteuerungen hat es in den vergangenen Monaten kein einziger Bundesstaat geschafft, die Kompetenzen in diesem Bereich eigenverantwortlich wahrzunehmen. Die Hälfte der Bundesstaaten, inklusive Freeland, ignoriert meinen zuletzt am 31. Dezember geäußerten Vorschlag, dass der Bund über einen Staatsvertrag die Kompetenzen von den nicht selbst engagierten Bundesstaaten erhält. Die dauernden Verzögerungen entwickeln sich mehr und mehr zu einem Standortnachteil für astorische Unternehmen und zu einem Risiko für inländische Arbeitsplätze. Hier muss also bald von Seiten des Bundes gehandelt werden, wenn die Bundesstaaten nicht wollen.
Auch das Präsidentschaftswahlrecht, dessen Gerechtigkeitsdefizite nach wie vor bestehen, muss wieder auf den Prüfstand - man bedenke nur, dass mein Amtsvorgänger zwar die Mehrheit der Elektorenstimmen, aber nur eine Minderheit der Wählerstimmen erhalten hat und trotzdem nach geltendem Recht Präsident wurde. Wir müssen erreichen, dass taktische Enthaltungen und Umzüge ein Ende haben und jeder Wähler das selbe Gewicht, den selben Einfluß hat, wenn er sein Wahlrecht ausübt.
Ich gehe davon aus, dass meine Regierung bis zum Ende dieses Monats selbst noch einige wichtige Reformvorhaben anstoßen wird, die uns auch in der kommenden Amtsperiode beschäftigen werden. So im Bereich des Supreme Courts, wo es geboten ist, Regelungen zu schaffen, um die Arbeitsfähigkeit des Gerichts dauerhaft sicherzustellen. Auch wird die angekündigte Steuerreform, die zur Entspannung der Finanzlage des Bundes erheblich beitragen wird, in den kommenden Tagen in den Kongress eingebracht wird.
Max Huber: Selbstverständlich werden Sie im Wahlkampf nicht schlecht über sich selbst oder ihre Kampagne reden. Dennoch zeigen alle Prognosen, dass dies eine knappe Wahl wird. Wie überzeugen Sie zweifelnde Bürger davon, dass Sie wiedergewählt werden sollten?
Bob O'Neill: Indem ich auf die Menschen zugehe, mit ihnen in das Gespräch komme. Mit ihnen darüber rede, was meine Regierung erreicht hat und was für positive Wirkungen dies für jeden Einzelnen hat.
Indem ich darauf verweise, dass meine Regierung umfassende Reformen durchgesetzt hat, die zuvor zwar lange diskutiert, aber nie umgesetzt wurden.
Und weil ich erhobenen Hauptes sagen kann, dass die vergangenen drei Monate gut für die Aktivität im Lande waren und dass ich auch weiterhin dafür einstehen werde, dass die politische und gesellschaftliche Diskussion durch Initiativen der Regierung am Laufen gehalten wird.
Max Huber: Und Sie trauen Governor und Senator Malroy nicht zu, dass er das kann? Immerhin regiert er seit einiger Zeit Freeland.
Bob O'Neill: Er regiert leider nicht, Max. Er hat lediglich ein Amt, dass er auf seine Visitenkarten drucken lässt. Das ist ein riesiger Unterschied. Fragen Sie einen x-beliebigen Bürger in Freeland, wann er seinen Gouverneur das letzte Mal gesehen hat. Sie werden zur Antwort bekommen, dass das irgendwann im November des vergangenen Jahres gewesen sein muss. Edmund Malroy regiert Freeland also seit zwei Monaten nicht mehr! Seien wir ehrlich, so jemand im Weißen Haus wäre eine Katastrophe für die Vereinigten Staaten. Aber lassen Sie es mich mit den Worten einer
sehr klugen Frau sagen: „Wenn Du mit den Zuständen unzufrieden bist, dann tu was, damit es besser wird.“ In diesem Sinne meine herzlichsten Grüße an Edmund Malroy.
Max Huber: Eben dieser Mr. Malroy hat Sie zu einem Rededuell herausgefordert. Werden Sie darauf eingehen? Dann könnten Sie ihm das nochmal persönlich sagen.
Bob O'Neill: Natürlich möchte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, Mr. Malroys inhaltslose Polemik gegen mich und meine Regierung vor aller Augen und Ohren zu widerlegen. Ich denke daher, dass ein solches Duell stattfinden wird.
Max Huber: Wie sieht es mit Samuel Epstein aus? Denken Sie, die Demokraten hätten besser ihn für das Amt des Präsidenten nominiert?
Bob O'Neill: Ich halte Samuel Epstein für einen ausgezeichneten Wirtschaftsfachmann, der während seiner Zugehörigkeit zu meinem Kabinett einige wertvolle Ideen einbringen konnte. Für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten würde ich ihn aber nicht als geeignet ansehen, dafür ist sein Engagement - wie die Vergangenheit gezeigt hat - zu unstetig. Die Möglichkeit, ein wichtiges gestaltendes Amt zu übernehmen, nämlich das des Gouverneurs meines Heimatstaates, hat er bislang ungenutzt verstreichen lassen, daher konnte er sich in einer solchen Führungsposition auch noch nicht beweisen.
Aber immerhin - man kann dem DNC sicherlich zu Gute halten, dass es mit Samuel Epstein zumindest eine Person auf seinen Schild gehoben hat, die ein wenig Regierungserfahrung mitbringt.
Max Huber: Was denken Sie wäre der größte Unterschied zwischen einer Regierung Bob O'Neill und einer Regierung Edmund S. Malroy?
Bob O'Neill: Ein ganz offensichtlicher, Max: Meine Regierung macht Politik, Edmund Malroy redet nur darüber. Wenn überhaupt.
Max Huber: Wird es in Ihrer zweiten Legislaturperiode – sollte sie denn kommen – eher ein „weiter so“ geben, oder eher ein „alles neu“?
Bob O'Neill: Meine Regierung und ich stehen für Reformen, nicht für Stillstand. Wie ich bereits sagte, gibt es wichtige Fragen, für die in den kommenden Monaten Antworten gefunden werden müssen. Und darum werden sich mein Team und ich kümmern, wie auch um die anderen Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger der Vereinigten Staaten.
Max Huber: Glauben Sie, dass Mr. Malroy bereits denkt, er habe die Wahl gewonnen? Immerhin scheinen sich die Demokraten – abgesehen von Roger McGuinnes – im Wahlkampf äußerst zurück zu halten.
Bob O'Neill: Dieses Phänomen ist bei den Demokraten leider nicht neu. Insbesondere in Zeiten, wo sie auf Grund unseres Wahlrechts einen vermeintlichen strukturellen Vorteil gegenüber den Republikanern vermuten, vermeiden sie jeglichen Kontakt mit den Wählern und belassen es dabei, ihre Stammwähler auf nichtöffentlichem Wege zu mobilisieren. Es ist schade für den Wähler, aber nicht wirklich überraschend, dass sie auch diesmal ihre Taktik nicht geändert haben.
Max Huber: Zuletzt eine Frage, über die Sie sicher ungern sprechen. Ich stelle sie trotzdem: Sollten Sie diese Wahl nicht gewinnen, was macht Bob O'Neill dann im März diesen Jahres?
Bob O'Neill: In diesem Falle werde ich mit Genugtuung verfolgen, dass Mitglieder der Republikanische Partei in Repräsentantenhaus und Senat weiterhin die gestaltende Kraft unserer großartigen Nation sein werden.
Max Huber: Ich möchte Ihnen noch die Möglichkeit geben, noch ein paar Worte an die Zuschauer zu richten.
Bob O'Neill: Gerne.
O'Neill wendet sich der Kamera zu.
Liebe Mitbürger!
Die Vereinigten Staaten stehen vor einer richtungsentscheidenden Wahl.
Wenn Sie möchten, dass es weiter aufwärts geht mit unserem Land und Lösungen gefunden werden, anstatt nur darüber zu reden, dann geben Sie Jerry Cotton und mir Ihre Stimme.
Wenn Sie eine Regierung möchten, die sich für Ihre Interessen einsetzt und nicht für die von kleinen Interessensgruppen, dann geben Sie Jerry Cotton und mir Ihre Stimme.
Wenn Sie wissen möchten, wie das Team neben dem Präsidenten aussieht, anstatt darüber völlig im Unklaren zu bleiben, dann geben Sie Jerry Cotton und mir Ihre Stimme.
Sie alle haben es in der Hand. Ihre Stimme entscheidet - wenn Sie möchten.
Max Huber: Vielen Dank, Mr. President, für dieses aufschlussreiche Interview. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und den Zuschauern zu Hause wünsche ich, dass Sie sich nun ein besseres Bild von Bob O'Neill machen konnten.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche ein gesegnetes Wochenende. Vergessen Sie nicht zu wählen.
Ihr Max Huber. Guten Tag.
Bob O'Neill: Ich danke Ihnen.