Die ehemalige Fernsehschauspielerin Kimberly Beringer, die vor wenigen Wochen aus der Stammbesetzung der auf Lynx Network ausgestrahlten Seifenoper "Stars of the South" ausgestiegen ist, angekündigt hat, sich fortan der Politik widmen zu wollen und vor einigen Stunden ihre Kandidatur für das Amt der Gouverneurin der Southern Territories eingereicht hat, hat zu einer Pressekonferenz in das Sheridan Hotel in der Staatshauptstadt New Beises eingeladen, um ihr Programm zu präsentieren und sich den allfälligen Fragen zu stellen.
Ladies and Gentlemen,
ich freue mich, dass Sie so zahlreich zu meiner Pressekonferenz erschienen sind - auch wenn ich nicht weiß, wie viele von Ihnen tatsächlich aus den Ressorts Innenpolitik oder Bundesstaaten ihrer jeweiligen Medien kommen, und wie viele in Wahrheit für die bunten Meldungen oder gleich für die Witzseite zuständig sind.
Herzhaftes Gelächter unter den anwesenden Journalisten, auch Kimberly schmunzelt
Eine blonde Seifenoperndarstellerin ohne Collegeabschluss, die Gouverneurin werden will, gehört nach Meinung nicht weniger Leute wohl eindeutig dort hin, aber vielleicht habe ich ja Glück, und es erbarmt sich noch ein Pornostar gegen mich anzutreten, um mich zu stoppen - falls Ihnen so jemand lieber sein sollte.
Heiterkeit und Lacher unter den Zuhörern
Nun, ernsthaft: wo steht geschrieben, dass ergraute Rechtsanwälte und Konzernfunktionäre, garniert mit einem Grundschullehrer im Senat und einer Tierärztin im Weißen Haus -
Die Anspielung auf Senator Jackson und sein Zitat wird verstanden und amüsiert die Anwesenden
- am besten, oder gar allein, geeignet seien, die Herrschaft des Volkes, durch das Volk und für das Volk auszuüben? Auch wer noch vergleichsweise jung ist kann bereits wichtiges erfahren, gelernt und verstanden haben, und für mich gehört dazu, dass dieses wunderbare Land ein faszinierendes Kaladeiskop aus Menschen aller Altersgruppen, der verschiedensten Ethnien und Religionen, und zahlloser Berufsgruppen, Biografien, Lebensentwürfen, Zielen und Philosophien ist. Darüber, wem wir besondere Verantwortung für unser Gemeinwesen übertragen, soll nicht entscheiden wer wie gut in ein Schema passt das einige sich ausgedacht haben und zur Norm erheben wollen, sondern wer die Ideen dazu hat, unser Land stetig zum Besseren zu verändern, und die Leidenschaft und die Hingabe, diese umzusetzen.
Ich lebe seit nun mehr als fünfeinhalb Jahren hier in den Southern Territories, bin hier heimisch geworden, habe hier Freunde gefunden und mein Glück gemacht. So stolz ich immer auf die großen und prägenden Persönlichkeiten der astorischen Zeitgeschichte war und immer noch bin, die mein Wahlheimatstaat, den ich ins Herz geschlossen habe, hervorgebracht hat, so schmerzlich war es für mich zu sehen, wie die lokale Politik unter der führenden Rolle von Politikern aus diesem Staat auf Bundesebene zu leiden hatte, wie Stillstand die Lebensqualität der Menschen hier immer weiter geschmälert, uns Southerners zum Schlusslicht innerhalb der Vereinigten Staaten gemacht, und schließlich sogar unsere Eigenständigkeit bedroht hat.
Als Gouverneurin will ich diesem traurigen Zustand nicht nur ein Ende setzen, ich
werde ihm ein Ende setzen!
Eingedenk des scheinbar übermächtigen Berges unbewältigter Aufgaben, und dem dramatisch klaffenden Entwicklungsrückstandes der Southerns gegenüber dem Rest der Vereinigten Staaten ist es niemandem zu verübeln, bisher vor dieser Aufgabe zurückgeschreckt zu sein, und resigniert zu haben. Unterstützt durch ein Team erfahrener Fachleute habe ich mir einen Überblick darüber verschafft, was konkret zu tun ist, um wieder zur Spitze der astorischen Bundesstaaten aufzuschließen, und in welcher Reihenfolge die konkreten Aufgaben anzugehen sein werden:
Die elementarsten der vor uns liegenden Aufgaben werden zum einen die Schaffung eines Namens, zum anderen die Verabschiedung einer neuen Verfassung, und zum dritten die Erstellung einer Städtekarte sein. Diese drei Punkte will ich sofort nach meiner Amtseinführung parallel angehen.
Zunächst braucht dieser Staat endlich einen Namen! "Southern Territories" ist kein Name, sondern eine Bezeichnung - ähnlich wie etwa "Democratic Union". Und in dieser kann man sehen, wie dramatisch bloße Bezeichnungen versagen wenn es darum geht, einem Gemeinwesen Identität und seinen Bürgern Zusammengehörigkeitsgefühl zu stiften. Zudem ist diese Bezeichnung höchst irreführend, da sie suggeriert, die Southerns seien ein dem Bund unterstelltes Territorium, und kein souveräner Staat der Vereinigten Staaten von Astor. Es gibt eine ganze Reihe von Ansatzpunkten, aus denen heraus ein richtiger Name für unseren Staat entwickelt werden kann, als Gouverneur möchte ich dazu Möglichkeiten vorstellen und diskutieren.
Indes verdient unsere geltende Staatsverfassung einfach nur das Prädikat "katastrophal". Stilistisch liest sie sich, als hätte eine Truppe imperianischer Jungassessoren die Bundesverfassung verunstaltet, und inhaltlich ist sie schlicht unpraktikabel. Auf der alten Möhre von PC im Keller der Eltern von wessen Ex-Freundin noch irgendwelche auf dieser Verfasung beruhenden Gesetze schlummern mögen, die z. B. tatsächlich behauptete Bestimmungen enthalten wie dass solange der Staat weniger als fünf Einwohner hat all diese dem Staatssenat angehören weiß ich nicht, aber zur Stunde ist das auch irrelevant, denn derzeit haben die Southerns genau fünf Einwohner, damit wäre ein Staatsenat zu wählen, allein fehlt es dazu an den erforderlichen gesetzlichen Bestimmungen, schaffen kann sie keiner da der Staatssenat eben unbesetzt ist - die Folge denkbar schlechter Vorausplanung. Einzig sinnvoller Ausweg aus diesem Dilemma ist die Verabschiedung einer neuen, geschickter konzipierten und stetige Funktonsfähigkeit des Staates gewährleistenden Verfassung, die auch stilistisch besser zu den Southerns als astorischem Bundesstaat passt. Ein von erfahrenen Juristen und Politiologen entwickelter, die Erfahrungen der Southerns sowie der anderen Staaten berücksichtigender und sprachlich wie strukturell authentischer und passender Entwurf ist bereits vorbereitet, und kann nach meiner Amtseinführung vorgeschlagen werden.
Es darf auch nicht verwundern, dass ein Bundesstaat, dessen Ausgestaltung aus dem Namen seiner Hauptstadt und sonst gar nichts besteht, wenig bis überhaupt nicht attraktiv sowohl für Neubürger als auch Binnenwanderer ist. Eine Reliefkarte unseres Staates liegt - integriert in die Rohkarte der Vereinigten Staaten - bereits vor, mit der Benennung und Verteilung von Städten auf dieser, sowie der Festlegung ihrer Bevölkerungszahlen anhand der auf der NGC vereinbarten Einwohnerzahlzahl unseres Staates insgesamt und grober realer Vorbilder würde ich das bisher recht farb- und konturlose Antlitz unseres Staates bereits schlagartig mit bislang ungekannter Schärfe und Farbe füllen. Ein detalliert ausgearbeiteter erster Vorschlag ist bereits vorbereitet, ebenso wie Rohkarten für Gegenvorschläge oder die Illustrierung von Änderungsvorschlägen während der Beratung. Schließlich wird die zeitnahe Vorlage einer Städtekarte unseres Staates auf der NGC auch die Erstellung einer grafisch einheitlich gehaltenen Gesamtkarte der Vereinigten Staaten durch das Department of Defense endlich ermöglichen.
Mit einem richtigen Namen, einer angemessenen und funktionierenden Verfassung sowie informativen Städtekarte hätten wir bereits den Löwenanteil des Rückstandes auf andere Staaten wett gemacht, wären aber noch längst nicht fertig.
Eine weitere Verfeinerung der Karte, namentlich um geografische Benennungen, wird es in Verbindung mit den über die Rohstoffverteilung durch die NGC bereits geschaffenen Vorgaben über die wirtschaftliche Struktur endlich ermöglichen, einen ausführlichen und informatiben EHM-Artikel über unseren Staat zu erstellen. Ferner sollen mit einfachgesetzlichen Bestimmungen über die Durchführung der Wahlen in diesem Staat, die Organisation und Befugnisse der Countys, sowie die Hoheits- und weiteren Symbole des Staates die Grundlagen für einen "State Code", entsprechend dem "Consolidated Code of Freeland", gelegt werden, der mit der Zeit sukzessive um die weiteren Gegenstände bundesstaatlicher Gesetzgebung erweitert werden könnte.
Ich halte diese Aufgaben binnen der kommenden bzw. bereits angebrochenen Amtszeit des Gouverneurs für lösbar, für mich steht fest: bereits im Herbst dieses Jahres werden die Southern Territories keine Rückstände hinsichtlich Funktionsfähigkeit, Ausgestaltung und Aktivität gegenüber den anderen Bundesstaaten mehr aufweisen. Die Zeit ist reif, dass wir unsere Geschicke in unserem Staat endlich einmal in die Hand nehmen, und ich bin bereit, dabei die federführende Rolle zu übernehmen.
Ihre Fragen, bitte!