Scriptatore betritt unter tosendem Applaus die Bühne. Er winkt lächelnd in alle Richtungen und legt sein Manuskript auf das Rednerpult. Er lässt die tobende Menge noch einige Sekunden weiter applaudieren und hebt dann die Hand.
Freunde, ich weiß, ihr seid alle gut drauf! Hier ist eine tolle Stimmung, ich bin begeistert!
Der Jubel brandet erneut auf. Scriptatore lächelt und wartet, bis die Halle sich halbwegs beruhigt hat.
Liebe Freunde, verehrte Gäste.
Es ist wieder einmal so weit. Der Tag, an dem wir Republikaner den nächsten Präsidenten und den nächsten Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Astor wählen werden, ist gekommen. Heute ist der Tag, an dem wir dem astorischen Volk den Nachfolger von Präsident John R. Waller präsentieren werden.
Applaus und Jubel setzen ein.
Freunde, die vergangenen drei Monate waren wechselreich. Wie in jeder Legislaturperiode gab es gute und weniger gute Zeiten. Wir haben Minister kommen und gehen gesehen, wir haben Aktivitätsphasen und weniger aktive Phasen der Regierung gesehen. Wir haben gesehen, wie unsere Partei die Kongresswahlen für sich entscheiden konnte. Wir haben mitverfolgen müssen, wie Terroristen versuchten die Sicherheit unseres Landes zu unterminieren und die Freiheit des astorischen Volkes durch Terror zu beschneiden. Zu guter Letzt mussten wir einen politischen Skandal verfolgen, der die politische Welt von Astor ins Schwanken brachte.
Doch eines, haben wir nicht gesehen: Eine aktive, sich einbringende Opposition. Das Democratic National Committee hat als Opposition versagt. Außer Schnellschüssen gegen die Regierung Waller und das stete Aufschreien bei allen Regierungsentscheidungen, wurde von Seiten des DNC keine konstruktive Arbeit geleistet. Verwundert es uns da, dass das DNC immer mehr Mitglieder einbüßt? Nein, dass tut es nicht.
Gelächter in der Halle.
Die Regierung Waller, liebe Freunde, dass sagte ich zu Beginn meiner Ausführungen, hat aktive Phasen und weniger aktive Phasen erlebt. So geht es jeder Regierung. Wer etwas anderes behauptet, würde Lügen. Die aktiven Phasen waren geprägt von zahlreichen Vorstößen in der Gesetzesarbeit zu den Einreise- und Passbestimmungen der Vereinigten Staaten, sowie den Anpassungen im Wahlgesetz, im Staatsbürgergesetz und die Einführung von Strafgesetzen für das Militär.
Die Regierung Waller hat die Vereinigten Staaten erfolgreich in die ISO geführt. Wir haben steten Kontakt zu unseren Verbündeten gehalten und uns international bei Krisensituationen als Vermittler engagiert. Bei militärischen Auseinandersetzungen sind wir unserer Rolle als stärkste Militärmacht nachgekommen und haben unseren milliardenschweren Militärapparat zum Wohle Astors und unserer Verbündeter eingesetzt. Dabei war unser oberstes Ziel immer den weltweiten Frieden vor Auge zu halten.
Die Menge applaudiert wieder und zelebriert Waller-Sprechchöre.
Unter Präsident Waller hat die Regierung eine Konferenz zur Erkundung unserer Geschichte ins Leben gerufen. Vice President Schaffer hat diese bisher erfolgreich geleitet und war dort federführend. Und auch die nächste Regierung wird an diesem Vorhaben festhalten. Denn die Geschichte unserer stolzen Nation ist ein wichtiges Gut, welches wir uns bewahren müssen.
Die Regierung Waller hat aber auch auf dem Gebiet der Nationalen Sicherheit einiges bewegen können. Die Struktur der astorischen Geheimdienste wurde aufgegliedert und der ÷ffentlichkeit vorgestellt. Der Polizeiapparat wurde aufgestockt.
Liebe Freunde, schaut man sich das alles an, so kann man ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass die Regierung einiges Bewegen konnte.
Doch trotz aller Bemühungen konnten wir bis zum heutigen Tag nicht alle Pläne umsetzen. Die bsEcoSim konnte noch nicht abschließend eingeführt werden. Die Regierung hat aber noch einen Monat Zeit, liebe Freunde, und sie wird ihr Möglichstes tun, dass Astor wieder ein Kontensystem bekommen wird.
Ein angekündigtes Gesetz zur Kontrolle der Geheimdienste wird es ebenfalls noch vor Ablauf der Regierungsperiode geben.
Ein herber Schlag gegen unsere Pläne war der Bereich Justiz. Lange gab es keinen Attorney General. Die Vereinigten Staaten, früher voll von s.g. Rechtsverdrehern, haben nun ein ernsthaftes Personalproblem im bereich der Justiz. Es gibt keine passenden Kandidaten für das Amt des Obersten Richters. Keine Kandidaten für den Job des Bundesstaatsanwaltes. Das ist ein Problem, mit dem sich auch die nächste Regierung wird auseinandersetzen müssen.
Scriptatore stoppt kurz, trinkt einen Schluck Wasser und blickt dann schweigend in die vielen tausend Gesichter der Anwesenden.
Der nächste Monat, liebe Freunde, gehört noch der Regierung Waller. Volle 30 Tage, die wir zu Nutzen suchen. Aber danach, gilt es für eine Neue Regierung anzupacken. Und wir werden anpacken!
Jubel, Schreie und Sprechchöre branden auf.
Die nächste Regierung wird republikanisch sein! Und sie wird mit Herzblut zum Wohle Astors arbeiten. Unser Team ist hoch motiviert den hervorragenden Kurs der Regierung Waller fortzusetzen! Wir sind bereit dafür -und Astor braucht uns.
Der Jubel wird lauter.
Das DNC hat bereits gestern sein Team vorgestellt. Als ich die Bekanntgabe der Namen mitverfolgte, ist mir spontan nur eine Fragen eingefallen: Wer bitte sind diese Leute?
Ja, Freunde, es waren Namen, die durch die Redner des DNC hoch angepriesen wurden. Doch Frage ich euch: Wer ist ein Nico Hamann? Wer ist ein Charles K. Darling? Wer ist ein Georg Ethan Allen?
Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten ist politisch ein fast unbeschriebenes Blatt. Er mag aktiv sein -aber ein aktiver, konzeptloser Kandidat ist genauso schlecht, wie ein inaktiver Kandidat. Hamann und Darling. Quoten-Demokraten, die in der Welt der astorischen Politik noch nie bestehen konnten. Lückenfüller, deren Arbeit sich auf ein Aye oder Nay in Abstimmungen im Kongress beschränken. Oder habt ihr sie schon einmal aktiv an Aussprachen teilnehmen sehen? Oder in der ÷ffentlichkeit zu anderen Ereignissen außer der Volkszählung?
Freunde, das so genannte Team von Allen ist eine Katastrophe. Und eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, ein Schlag ins Gesicht jedes aufrechten Wählers der Vereinigten Staaten von Astor. Einziger Lichtblick scheint mir Senatorin Bloomberg. Doch eine Frau, die sich nach jeder Wahlniederlage in ein heulendes Wrack verwandelt kann wohl kaum die nötige psychische Stärke aufbringen, die das Amt des Vizepräsidenten oder gar das des Außenministers mit sich bringt. Oder wollt ihr Ms Bloomberg heulend an der Schulter des albernischen Prime Ministers sehen, nur weil dieser einen diplomatischen Vertrag abgelehnt hat?
Gelächter flutet den Saal und will gar nicht mehr aufhören.
Freunde, ich kann mich genau erinnern. An den Wahlkampf vor acht Monaten. Die Presse bezeichnete es immer als die Wahl zwischen dem aktiven Demokraten und dem weniger aktiven, dafür erfahreneren Republikaner. Ihr wisst von wem ich spreche. Evans und Finnegan. Astor hatte die Wahl: Wähle ich den -scheinbar -aktiveren oder den Erfahrenen? Astor entschied sich damals für den -scheinbar -aktiveren Demokraten Evans. Was daraus geworden war, muss ich glaube ich nicht wiederholen. Die schrecklichsten vier Monate, die Astor je erleben musste.
Und in zwei Woche, liebe Freunde, steht Astor wieder vor der gleichen Wahl.
Wähle ich den -scheinbar -aktiveren Demokraten Allen oder doch lieber den sehr viel erfahrerneren, dafür früher weniger aktiven Republikaner Madison?
Ich kann nur an jeden Wähler und an jede Wählerin appellieren: Bitte erspart Astor eine zweite Amtszeit wie die von Evans und wählt Andrew Madison, den Republikaner, in das Weiße Haus!
Ich danke Euch!
Unter Jubelschreien, Sprechchören und lautem Applaus verlässt Scriptatore der Menge winkend die Bühne.