@Lindsey:
Die typische "Entschuldigung" (

) so ziemlich aller mir bekannten FDP-Wähler: Man teile ja nicht alle Positionen der Partei, insbesondere in der Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik, aaaber man identifiziere sich eben grundsätzlich mit den Ideen und Zielen des Liberalismus, und darum findet man es wichtig, dass eine liberale Partei in den Parlamenten vertreten ist usw.
Ich empfinde und bezeichne mich auch als liberal, aber die reale Politik der FDP finde ich so wenig liberal wie jene der CDU christlich.
Urkatastrophe der heutigen FDP war meines Erachtens ihre Beteiligung an der "Wende" 1982, ihr Einstieg in eine schwarz-gelbe Koalition unter Helmut Kohl. Zugegeben, die SPD war auf Grund der eskalierten Entfremdung zwischen ihrem Kanzler und ihrer Basis nicht mehr regierungsfähig. Aber sich um des bloßen Machterhaltes Willen einem Kanzler an den Hals zu werfen, dessen Programm im Wesentlichen daraus bestand, wirtschafts- und sozialpolitisch die existierenden Besitzstände zu wahren, und gesellschaftspolitisch das Rad der Geschichte auf die Zeit vor der sozialliberalen Koalition zurückdrehen, hat bei ihr zu einem Verlust an genuin liberalen und progressiven Köpfen geführt, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat.
Und so lange es nur genug Leute gibt, die ihre Verbundenheit mit liberalem Gedankengut zum Ausdruck bringen, indem sie unbeirrt eine Partei wählen, die für die Zusicherung von CDU/CSU, die Steuern etwas zu senken, sämtliche liberalen Werte und Prinzipien mit Hurra über Bord wirft, um sich anschließend mit Hilfe von der Friedrich-Naumann-Stiftung herausgegebener Literatur einzureden, dass sei immer noch die Partei, die ihrer Philosophie am Nächsten käme, wird die FDP sich auch nicht ändern.