Sie sind nicht angemeldet.

Dies ist ein Archivforum. Die Registrierung neuer Benutzer ist deaktiviert. Es können weder neue Beiträge geschrieben werden, noch ist es erwünscht, Änderungen vorzunehmen.

Das astorische Forum ist unter https://us.astor.ws erreichbar.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: The United States of Astor. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

George W. Hayes

Ruheständler

Beiträge: 2 279

Beruf: Politiker

Wohnort: Cedar Creek

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

41

Montag, 24. Juli 2006, 17:54

Zitat

Original von Richard N. Warner
Die UNO ist in meinen Augen als Organisation überholt und hat kaum noch einen Existenzgrund. Was soll denn eine Resolution bringen? Das Israel sagt: oh mein Gott, der Sicherheitsrat, besetzt mit einigen Ländern die sich rein gar nicht um Demokratie und Menschenrechte scheren, findet das was wir tun nicht gut, hören wir besser auf. Das ist doch nicht real. UN Resolutionen sind nicht as Papier wert auf denen sie geschrieben sind.


So sie denn (wenn keiner ein Veto einlegt) zustande kommen, haben Sie mit Ihrer Einschätzung, meiner Meinung nach absolut Recht.

Bastian Vergnon

Bastian Vergnon

Beiträge: 1 956

Wohnort: Gareth, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

42

Dienstag, 25. Juli 2006, 08:42

Zitat

Original von George W. Hayes

Zitat

Original von Richard N. Warner
Die UNO ist in meinen Augen als Organisation überholt und hat kaum noch einen Existenzgrund. Was soll denn eine Resolution bringen? Das Israel sagt: oh mein Gott, der Sicherheitsrat, besetzt mit einigen Ländern die sich rein gar nicht um Demokratie und Menschenrechte scheren, findet das was wir tun nicht gut, hören wir besser auf. Das ist doch nicht real. UN Resolutionen sind nicht as Papier wert auf denen sie geschrieben sind.


So sie denn (wenn keiner ein Veto einlegt) zustande kommen, haben Sie mit Ihrer Einschätzung, meiner Meinung nach absolut Recht.


Wer meint, die UNO wäre als omnipotenter Weltpolizist gebaut, sollte sich auch um einiges mehr mit dieser Orga beschäftigen. Ohne das Veto-Recht, wären die entsprechenden Staaten nicht einmal in diese Orga eingetreten bzw. hätten sie bei den geringsten Entscheidungen gegen sie einfach verlassen. Auch keine erstrebenswerte Alternative meines Erachtens.

Was die bisherigen Streitigkeiten angeht, empfehle ich den gestrigen, recht interessanten Leitartikel des Spiegels.
Fakt ist nun einmal, dass die Hizbullah im Libanon und vor allem im Südlibanon die Stellung eines Staates im Staates hat, gegen den die libanesische Armee wohl keine Chance hätte. Mir wäre es aus dieser Sicht am liebsten, wenn sich IDF und libanesische Armee hier gemeinsam darum kümmern würden, was wohl für alle Beteiligten außer Nasrallah das beste wäre. Wenn ich dann im gestrigen Artikel lese, dass der libanesische Präsident seinen "Respekt" für Nasrallah und den "Widerstand" bekundet und lese, dass die Hizbullah fast im gesamten Land ungestört Waffendepots und Stüdtzpunkte hochziehen kann, zweifle ich schon erheblich am Willen der libanesischen Führung.
Fakt ist (leider) ebenfalls, dass die Hizbullah durch soziale Fürsorge (wozu auch ein netter Märtyrer-Fond) gehört, in der Bevölkerung anscheinend einen so großen Rückhalt besitzt, dass sie von überall her ihre Rakteten abschießen darf und entsprechend folgende zivile Opfer a) billigend in Kauf nimmt und b) diese entsprechend instrumentalisiert. Da frage ich mich schon, ob hier einige Leute "die Bösen" an der falschen Stelle sehen.

Dann noch ein paar Worte zu Mr. Muffley:
Wie ich gestern ebenfalls las erfolgte der erste Gefangenenaustausch, den sie als vorbildhaftes Beispiel rühmten, eher dem Fakt, dass beide Seiten entsprechende Leute hatten, die die andere Seite wollte und man das eben ausgenutzt hat. Nun haben wir das Problem, dass die Hizbullah diese beiden Soldaten entführte, um von vorne herein mit ihrem Leben einen maximalen Profit an Freigelassenen zu erzielen. Ich weiß daher nicht wirklich, ob ein Basar der Menschenleben eine erstrebenswerte Alternative ist.
Ihr Pochen auf das Souveränitätsprinzip mag zwar gut und schön sein, ist aber in der Realität selbst bei der UNO überholt. Nach ihrer These bräuchte ich mich als Terrorist nur mit einer entsprechenden Landesregierung gut stellen und wäre dann absolut unangreifbar für andere Staaten. Ich könnte bomben, morden und andere unschöne Dinge entstehen und wäre dennoch in Sicherheit, weil jeglicher Angriff auf mich ein illegaler Angriff auf die Souveränität meines Beschützers wäre.

Wenn ich nun Mr. Hayes Thesen lese und dann ihre Vorschläge eines Basars der Entführten und einer uneingeschränkten Souveränität für terroristenbeschützende Staaten, dann frage ich mich (polemisch wie ich derzeit früh am morgen bin, pardon), wer hier kaltblütiger und menschenverachtender ist.
Salute
Bastian Vergnon


Beiträge: 3 395

Beruf: Sport-Funktionär

Wohnort: Durban

Bundesstaat: Assentia

  • Nachricht senden

43

Dienstag, 25. Juli 2006, 09:40

Zitat

Original von George W. Hayes
.....Die Frage muss berechtigt sein, in wieweit ein solcher Staat - der entweder nicht Willens oder nicht in der Lage ist - in seinem Staatsgebiet für Recht und Ordnung zu sorgen sich als "souverän" betrachten kann und darf. Wo ist denn da diese Souveränität?
....


Achso - kann ein Land selber nicht mehr Ordnung schaffen ist es nicht mehr souverän?

Hä?

guter Vorwand, um Afrika neu zu kolonialisieren. Danke!

ƒhja - wir wäre es denn, wenn wir mal wieder Terrorprobleme haben (RAF part 2 - oder so), wenn wir dann Liechtenstein und Luxemburg besetzen, wenn die sich da verstecken - die sind dann ja nicht souverän...
Durban Warriors: 4 x ASL-Champion, 1 x Astoria Soccer Trophy
Assentia Generals: 1 x PABL-Champion, 2 x Northern Division
Castle Rock Grizzlies: 1 x AHL-Champion, 3 x Conference Champion
Freyburg Emperors: 1 x ABA-Champion
Desperation Enforcers: 1 x Super Bowl-Sieger, 2 x AFL-Northern Conference

Beiträge: 944

Beruf: Chief Justice

Wohnort: Hamilton, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

44

Dienstag, 25. Juli 2006, 15:02

Was mich an der ganyen Debatte stoert, ist dieser traurige Pragmatismus. Tut uns leid, Jungs, wenn euch die Bomben zerfetzen, aber ihr sterbt ja fuer ein hoeheres Ziel. Pazifist zu sein und Kriege prinzipiell abzulehnen (was, ich betone es nochmals, bis vor nicht einmal zwanzig Jahren Konsens in der westlichen Welt war), scheint aus der Mode gekommen zu sein und als weltfremd verlacht zu werden.

Mr Vergnon, Ihre Einschaetzung, Bomben auf Unschuldige zu werfen wuerde Menschenleben retten, die Krise aber durch Verhandlung zu loesen (und sei es durch Verhandlung um einen Gefangenenaustausch, wo auch immer die Gefangenen herkommen) sei menschenverachtend, macht mich sehr traurig.

Citizen and Senator of Freeland
Prefect of the Department of Garonnac
Dipl.iur.(Kamahamea)

Beiträge: 160

Wohnort: Amada, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

45

Dienstag, 25. Juli 2006, 16:29

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
Was mich an der ganyen Debatte stoert, ist dieser traurige Pragmatismus.


Naja es ist doch auch eher Realismus. Man muss schauen was ist machbar, was nicht. Da kann man soviele Erklärungen veröffentlichen wie man will, wenn es vor Ort keinen kümmert hilft das alles nichts. Man sollte die Energie lieber in Realistische Lösungsversuche stecken, auch wenn das bedeutet, dass es keine sofortige Waffenruhe gibt.

Zitat


was, ich betone es nochmals, bis vor nicht einmal zwanzig Jahren Konsens in der westlichen Welt war



Nein war es nicht. Das war schon immer nur die Europäische Meinung, dort nur die westlich-kontinentale und dort auch nur mit Einschränkungen. Der Krieg der Alliierten gegen Deutschland wurde Mehrheitlich immer als gerechtfertigt angesehen. Auch in Deutschland war und ist diese Ansicht weit verbreitet.
God bless Astor
Astorian Ambassador to Ratelon

Beiträge: 944

Beruf: Chief Justice

Wohnort: Hamilton, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

46

Dienstag, 25. Juli 2006, 17:53

Zitat

Original von Richard N. Warner
Der Krieg der Alliierten gegen Deutschland wurde Mehrheitlich immer als gerechtfertigt angesehen. Auch in Deutschland war und ist diese Ansicht weit verbreitet.


Dieser Krieg ging von Deutschland aus und war aus Sicht der Alliierten daher ein Verteidigungskrieg, der in der Tat geführt werden musste. Die These vom bellum iustum versucht, die sogenannten Präventivkriege zu rechtfertigen, was auch der israelische Rechtfertigungsansatz in der gegenwärtigen Lage ist - Israel gesteht ein, dass die Verhältnismäßigkeit seiner Reaktion nicht besteht, wenn man die Entführung der drei in den Libanon verschleppten Soldaten betrachtet, sondern versucht sich auf die Prävention zukünftiger Angriffe herauszureden. Und das ist völkerrechtlich auch in Hinblick auf das von der UN-Charta in der Tat anerkannte Selbstverteidigungsrecht nicht unproblematisch.

Citizen and Senator of Freeland
Prefect of the Department of Garonnac
Dipl.iur.(Kamahamea)

Beiträge: 160

Wohnort: Amada, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

47

Dienstag, 25. Juli 2006, 18:30

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
Dieser Krieg ging von Deutschland aus und war aus Sicht der Alliierten daher ein Verteidigungskrieg.


da ist die Grenze schon schwer zu ziehen, denn England und Frankreich haben Deutschland den Krieg erklärt nicht andersrum.

jaja ich schweife ab :rolleyes
God bless Astor
Astorian Ambassador to Ratelon

George W. Hayes

Ruheständler

Beiträge: 2 279

Beruf: Politiker

Wohnort: Cedar Creek

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

48

Dienstag, 25. Juli 2006, 19:34

Zitat

Original von Ronald D. Crane

Zitat

Original von George W. Hayes
.....Die Frage muss berechtigt sein, in wieweit ein solcher Staat - der entweder nicht Willens oder nicht in der Lage ist - in seinem Staatsgebiet für Recht und Ordnung zu sorgen sich als "souverän" betrachten kann und darf. Wo ist denn da diese Souveränität?
....


Achso - kann ein Land selber nicht mehr Ordnung schaffen ist es nicht mehr souverän?

Hä?

guter Vorwand, um Afrika neu zu kolonialisieren. Danke!

ƒhja - wir wäre es denn, wenn wir mal wieder Terrorprobleme haben (RAF part 2 - oder so), wenn wir dann Liechtenstein und Luxemburg besetzen, wenn die sich da verstecken - die sind dann ja nicht souverän...


Die Frage ist doch, wie definierst Du einen "souveränen" Staat. Sagst Du einfach, irgendwer hat da mal Grenzen gezogen und damit ist es gut? Okay, eine Meinung. Meine Meinung lautet: Ein Staat ist dann souverän, wenn er Recht und Ordnung auf Dauer in seinem gesammten Souveränitätsgebiet gewährleisten kann. Ausnahmen und "Zwischenzeiten" gibt es immer. Bedingt durch Naturkatastrophen oder weiß der Henker. Wenn das aber auf die Dauer nicht gewährleistet ist, dann ist ein Staat in der Tat nicht mehr souverän. Denn frag mal die Hisbollah, wer ihrer Meinung nach die Kontrolle über den Süd-Libanon hat und wer dort die Ordnungsgewalt innehat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die irgendwas von der Zentralregierung faseln. Und wenn der Staat seine Souveränität nicht im seinen ganzen Staatsgebiet gewährleisten kann, dann muss die Frage erlaubt sein, ob er noch souverän ist. Ich sage nein.

@Muffley, dennoch ist Mr. Warner's These richtig. Denn die Kriege in Korea und Vietnam, der zweite Golfkrieg und das eine oder andere Scharmützel wurden zumindest zu Beginn der Konflikte jeweils von großen Teilen der US-Bevölkerung getragen.

@Vergnon, um es kurz zu machen: Zustimmung! Vor allem ihr letzter Absatz hat mir sehr gefallen. ;)

Bastian Vergnon

Bastian Vergnon

Beiträge: 1 956

Wohnort: Gareth, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

49

Dienstag, 25. Juli 2006, 19:48

Zitat

Original von Merkin D. Muffley
Mr Vergnon, Ihre Einschaetzung, Bomben auf Unschuldige zu werfen wuerde Menschenleben retten, die Krise aber durch Verhandlung zu loesen (und sei es durch Verhandlung um einen Gefangenenaustausch, wo auch immer die Gefangenen herkommen) sei menschenverachtend, macht mich sehr traurig.


Sehen sie Mr. Muffley, ihr rethorischer Pazifismus in allen Ehren. Mich macht es ebenfalls traurig, wenn auf beiden Seiten Unschuldige sterben. Sicherlich hätte ich mir auch gewünscht, dass man dieses Problem endgültig auf dem Verhandlungswege lösen würde, ohne dass auf beiden Seiten Leute für Hizbullah und Israel elendig zu Grunde gehen.
Doch leider muss ich feststellen, dass dieser Wunsch aus einem gemütlichen, sicheren Zimmer in Westeuropa an der höchst ungemütlichen und unsicheren Realität des Nahen Ostens scheitert.
Ich muss feststellen, dass es der Hizbullah herzlichst egal ist, wie viele Leute - seien es Zivilisten oder Soldaten - sterben, schließlich sterben sie ja für das vermeintlich höhere Ziel, die Zionisten und Ungläubige zurück ins Meer zu treiben. Ich muss festellen, dass diese Organisation dies dadurch unter Beweis stellt, dass sie seit dem israelischen Rückzug 2000, weiterhin fröhlich über Israel-Flaggen paradiert und Raketen auf Israel schießt, um ja um einfach nur Israelis zu töten. Ich stelle fest, dass ihre Führer ohne Probleme große Töne spucken, die Krise überhaupt herrufen, indem sie zwei Soldaten entführen, um sie zum Tauschobjekt deregadieren und weiterhin daran arbeiten sie zumindest am Köcheln halten (Man beachte schließlich Feststellung 1), während sie sich selbst irgendwo verstecken und verbunkern.
Von daher kann ich mich bei aller Antipathie für sinnlose Schlächtereien nicht dafür erwärmen, solch einer Organisation auch nur irgendeine Art von Hilfe und sei es nur rethorischer Art zu gewähren. Und wenn sie von Israel zerschlagen wird, bin ich auch herzlich froh darüber, denn davon profitieren würden sowohl der Libanon als auch Israel und ihre jeweiligen Zivilisten.

Edit.
@Hayes: Zustimmung zu ihren Anmerkungen zur Staatensouveränität. Bei meinem Referat über die sicherheitsschaffenden Maßnahmen der UNO wurde dieses Problem nämlich ziemlich deutlich, dass man Souveränität nicht mit Staatsgrenzen, sondern auch mit einem Gewaltmonopol verbinden muss.
Außerdem wird mir unsere Übereinstimmung unheimlich. Deshalb diesmal auch etwas pazifistischere Anklänge. Man muss sich ja abgrenzen. ;)
Salute
Bastian Vergnon


Beiträge: 944

Beruf: Chief Justice

Wohnort: Hamilton, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

50

Mittwoch, 26. Juli 2006, 16:33

Zitat

Original von George W. Hayes
Die Frage ist doch, wie definierst Du einen "souveränen" Staat. Sagst Du einfach, irgendwer hat da mal Grenzen gezogen und damit ist es gut? Okay, eine Meinung. Meine Meinung lautet: Ein Staat ist dann souverän, wenn er Recht und Ordnung auf Dauer in seinem gesammten Souveränitätsgebiet gewährleisten kann. Ausnahmen und "Zwischenzeiten" gibt es immer. Bedingt durch Naturkatastrophen oder weiß der Henker. Wenn das aber auf die Dauer nicht gewährleistet ist, dann ist ein Staat in der Tat nicht mehr souverän. Denn frag mal die Hisbollah, wer ihrer Meinung nach die Kontrolle über den Süd-Libanon hat und wer dort die Ordnungsgewalt innehat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die irgendwas von der Zentralregierung faseln. Und wenn der Staat seine Souveränität nicht im seinen ganzen Staatsgebiet gewährleisten kann, dann muss die Frage erlaubt sein, ob er noch souverän ist. Ich sage nein.


Jetzt wird's mal völkerrechtlich. Nach unbestrittener völkerrechtlicher Auffassung setzt ein Staat Staatsgebiet, Staatsvolk (soweit im Fall Libanon alles unbestritten) und Staatsgewalt voraus. Letzteres ist die Fähigkeit des Staates, auf seinem Gebeit gegenüber seinen Bürger effektive Hoheitsgewalt auszuüben. Zwar gibt es das Phänomen der "failed states", also der zusammengebrochenen Staaten, die damit ihre Staatseiegnschaft verlieren. Doch erstens legt man da sehr hohe Maßstäbe an, bis man von einem failed state spricht - das Lehrbuchbeispiel ist Somailia, wo die Regierung wirklich völlig zusammengebrochen ist. Davon kann man im Libanon nicht reden, weder vor Beginn der israelischen Angriffe noch jetzt. Zum anderen ist man sich einig, dass failed states keineswegs rechtlos gestellt sind und von beliebigen anderen Ländern munter angegriffen werden dürfen; völkerrechtswidrige Souveränitätsverletzungen bleiben auch einem failed state gegenüber möglich (und rechtswidrig).

Zitat

@Muffley, dennoch ist Mr. Warner's These richtig. Denn die Kriege in Korea und Vietnam, der zweite Golfkrieg und das eine oder andere Scharmützel wurden zumindest zu Beginn der Konflikte jeweils von großen Teilen der US-Bevölkerung getragen.


Zu Beginn, und nur in den USA. Alle diese Kriege riefen in weiten Teilen der übrigen Welt enorme Widerstände und Empörung hervor, die später auch in den USA die Meinung umschlagen ließ und im Falle von Vietnam eine der wichtigsten Faktoren für die 1968er-Revolten waren. Der allgemeine Konsens, Krieg rundheraus abzulehnen, der im Kellogg-Pakt feierlich begründet woreden war, war damals noch deutlich stärker als in unserer sehr viel gewaltbereiteren Zeit.

Citizen and Senator of Freeland
Prefect of the Department of Garonnac
Dipl.iur.(Kamahamea)

Beiträge: 3 395

Beruf: Sport-Funktionär

Wohnort: Durban

Bundesstaat: Assentia

  • Nachricht senden

51

Mittwoch, 26. Juli 2006, 16:39

@Hayes/Vergnon: Also kann man halb Afrika wieder kolonialisieren! Portugal, Niederlande, England, Spanien(& Deutschland?) werden Ihnen zu Dank verpflichtet sein, wenn diese Staaten ungestraft diese Länder wieder besetzen dürfen. :crazy
Durban Warriors: 4 x ASL-Champion, 1 x Astoria Soccer Trophy
Assentia Generals: 1 x PABL-Champion, 2 x Northern Division
Castle Rock Grizzlies: 1 x AHL-Champion, 3 x Conference Champion
Freyburg Emperors: 1 x ABA-Champion
Desperation Enforcers: 1 x Super Bowl-Sieger, 2 x AFL-Northern Conference

Jerry Cotton

Former U.S. President

Beiträge: 3 073

Beruf: Historiker

Wohnort: Ambridge

Bundesstaat: Assentia

What's Up?
Eine tolle Veranstaltung!
  • Nachricht senden

52

Mittwoch, 26. Juli 2006, 16:44

Zitat

Original von Ronald D. Crane
@Hayes/Vergnon: Also kann man halb Afrika wieder kolonialisieren! Portugal, Niederlande, England, Spanien(& Deutschland?) werden Ihnen zu Dank verpflichtet sein, wenn diese Staaten ungestraft diese Länder wieder besetzen dürfen. :crazy



Das wäre geil, dann könnte ich eventuell Vizekönig von Lagos werden :rolleyes

George W. Hayes

Ruheständler

Beiträge: 2 279

Beruf: Politiker

Wohnort: Cedar Creek

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

53

Mittwoch, 26. Juli 2006, 16:51

Zitat

Original von Merkin D. Muffley

Zitat

Original von George W. Hayes
Die Frage ist doch, wie definierst Du einen "souveränen" Staat. Sagst Du einfach, irgendwer hat da mal Grenzen gezogen und damit ist es gut? Okay, eine Meinung. Meine Meinung lautet: Ein Staat ist dann souverän, wenn er Recht und Ordnung auf Dauer in seinem gesammten Souveränitätsgebiet gewährleisten kann. Ausnahmen und "Zwischenzeiten" gibt es immer. Bedingt durch Naturkatastrophen oder weiß der Henker. Wenn das aber auf die Dauer nicht gewährleistet ist, dann ist ein Staat in der Tat nicht mehr souverän. Denn frag mal die Hisbollah, wer ihrer Meinung nach die Kontrolle über den Süd-Libanon hat und wer dort die Ordnungsgewalt innehat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die irgendwas von der Zentralregierung faseln. Und wenn der Staat seine Souveränität nicht im seinen ganzen Staatsgebiet gewährleisten kann, dann muss die Frage erlaubt sein, ob er noch souverän ist. Ich sage nein.



Jetzt wird's mal völkerrechtlich. Nach unbestrittener völkerrechtlicher Auffassung setzt ein Staat Staatsgebiet, Staatsvolk (soweit im Fall Libanon alles unbestritten) und Staatsgewalt voraus. Letzteres ist die Fähigkeit des Staates, auf seinem Gebeit gegenüber seinen Bürger effektive Hoheitsgewalt auszuüben. Zwar gibt es das Phänomen der "failed states", also der zusammengebrochenen Staaten, die damit ihre Staatseiegnschaft verlieren. Doch erstens legt man da sehr hohe Maßstäbe an, bis man von einem failed state spricht - das Lehrbuchbeispiel ist Somailia, wo die Regierung wirklich völlig zusammengebrochen ist. Davon kann man im Libanon nicht reden, weder vor Beginn der israelischen Angriffe noch jetzt. Zum anderen ist man sich einig, dass failed states keineswegs rechtlos gestellt sind und von beliebigen anderen Ländern munter angegriffen werden dürfen; völkerrechtswidrige Souveränitätsverletzungen bleiben auch einem failed state gegenüber möglich (und rechtswidrig).


Ich habe zu keinem Zeitpunkt bestritten, dass auch ein in seiner Souveränität eingeschränkter Staat Rechte hat und diese auch wahrnehmen darf und muss. Ich habe nur gesagt, dass ich Bedenken habe von einem "Angriff auf einen souveränen Staat" im aktuellen Beispiel zu sprechen. Denn dort, wo Israel derzeit angreift, ist die libanesische Regierung nicht in der Lage ihr Gewaltmonopol wahrzunehmen. Und somit ist der Libanon für mich in diesem Punkt (und ich mache deutlich: Ich beschränke das hierbei auf diesen einen Punkt) nicht mehr in der Lage souverän zu sein. Aber das ist, wie gesagt, in letzter Konsequenz eine Frage der Definition des Wortes "Staatssouveränitöt" - und da gibt es zwischen den einzelnen Mitgliedern hier offenbar größere Unterschiede.


Zitat


Zu Beginn, und nur in den USA.


Eigentlich habe ich nichts anderes gesagt.

Aber ich erinne mich durchaus auch daran, dass die Kriege im Kosovo und auch und speziell der Zweite Golfkrieg zu Beginn auch in Europa vielfältige Unterstützung erfuhren. Gleiches gilt übrigens auch für den Afghanistan-Krieg nach 9/11.

In den USA kann man das wie gesagt noch auf Korea und Vietnam (in den ersten paar Kriegsjahren) ausweiten. Auch wenn sich das Bild nach bzw. in der Entphase des Vietnamkrieges radikal änderte. Aber das Idealbild "Nie mehr Krieg" hat eigentlich selten mehr als ein paar Jahre überdauert. Dafür gibt und gab es zuviele kriegerische Auseinandersetzung. Weißt Du wie viele Tage nach dem Zweiten Weltkrieg "Weltfrieden" geherrscht hat? Ich bin mir zwar nicht vollkommen sicher, aber ich würde sagen, Du hast ernste Schwierigkeiten ein ganzes Jahr vollzubekommen.

Speziell, wenn man bedenkt, wieviele Kriege dem Westen (auch und speziell Europa) im Prinzip egal sind. Wo sich kein Mensch drum scherrt, ob Frieden herrscht oder nicht. Sei es jetzt in Eritrea, Somalia, Zentralasien oder Lateinamerika ist. Und ich frage mich manchmal was schlimmer ist: Einen Krieg, mit einem Ziel und einer Aussicht (auch wenn man unterschiedlicher Meinung sein kann und muss) zu befürworten oder ihn einfach zu ignorieren und zu sagen, was geht es schon mich an, wenn sich ein paar Schwarzafrikaner massakrieren.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »George W. Hayes« (26. Juli 2006, 16:52)


Beiträge: 2 159

Wohnort: Whittaker,Southern Territories

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

54

Mittwoch, 26. Juli 2006, 16:56

Zitat

Original von Jerry Cotton

Zitat

Original von Ronald D. Crane
@Hayes/Vergnon: Also kann man halb Afrika wieder kolonialisieren! Portugal, Niederlande, England, Spanien(& Deutschland?) werden Ihnen zu Dank verpflichtet sein, wenn diese Staaten ungestraft diese Länder wieder besetzen dürfen. :crazy



Das wäre geil, dann könnte ich eventuell Vizekönig von Lagos werden :rolleyes


JA! Deutsche Panzer rollen wieder.
The Germans to the Front!

Ich wollte immer schonmal Schweinebauch mit Sauerkrat in Schwarz-Afrika bestellen (was man soweit ich weiß sogar kann....naja zumindest kann man da Deutsch reden, Schweinebauch werden die vermutlich nicht haben)
XV. President of the United States of Astor
Senator of Savannah

George W. Hayes

Ruheständler

Beiträge: 2 279

Beruf: Politiker

Wohnort: Cedar Creek

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

55

Mittwoch, 26. Juli 2006, 16:58

Zitat

Original von Ronald D. Crane
@Hayes/Vergnon: Also kann man halb Afrika wieder kolonialisieren! Portugal, Niederlande, England, Spanien(& Deutschland?) werden Ihnen zu Dank verpflichtet sein, wenn diese Staaten ungestraft diese Länder wieder besetzen dürfen. :crazy


Ich würde empfehlen, dass wir uns auf einen Konflikt beschränken, weil das hier sonst arg aus dem Ruder läuft. Zumal man in Afrika nicht einen einzigen Konflikt mit einem anderen Konflikt vergleichen kann. Nicht einmal mit einem anderen afrikanischen.

Ich empfehle da die Lektüren Peter Scholl-Latour "Afrikanische Totenklage", Bartholomäus Grill "Ach, Afrika" und den aktuellen Fischer Weltalmanach Aktuell zum Thema "Afrika". Dann wirst Du sehen, wie facettenreich die Konflikte Afrika's sind und das man sie nicht so eben locker über eine Schere schneiden kann. Die Pauschalisierung in diesem Maße ist Blödsinn.

Aber - und diese Ansicht wird übrigens von vielen afrikanischen Politologen, Politikern und ÷konomen geteilt - es gibt einige Gebiete Afrika's wo die Zentralregierungen in der Tat noch wesentlich weniger zu melden haben als Beirut im Südlibanon und die dort nicht einmal mehr präsent sind. Dort beschränkt sich die Staatssouveränität auf politische Grenzen (und im Fall des Ost-Kongo's nicht einmal das) - und wenn das Deine Souveränitätsdefinition ist, dann sind wir beide soweit voneinander entfernt, dass wir eigentlich nicht weiter diskutieren müssen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »George W. Hayes« (26. Juli 2006, 16:59)


Jerry Cotton

Former U.S. President

Beiträge: 3 073

Beruf: Historiker

Wohnort: Ambridge

Bundesstaat: Assentia

What's Up?
Eine tolle Veranstaltung!
  • Nachricht senden

56

Mittwoch, 26. Juli 2006, 17:25

Zitat

Original von John Robert Waller

Zitat

Original von Jerry Cotton

Zitat

Original von Ronald D. Crane
@Hayes/Vergnon: Also kann man halb Afrika wieder kolonialisieren! Portugal, Niederlande, England, Spanien(& Deutschland?) werden Ihnen zu Dank verpflichtet sein, wenn diese Staaten ungestraft diese Länder wieder besetzen dürfen. :crazy



Das wäre geil, dann könnte ich eventuell Vizekönig von Lagos werden :rolleyes


JA! Deutsche Panzer rollen wieder.
The Germans to the Front!

Ich wollte immer schonmal Schweinebauch mit Sauerkrat in Schwarz-Afrika bestellen (was man soweit ich weiß sogar kann....naja zumindest kann man da Deutsch reden, Schweinebauch werden die vermutlich nicht haben)


Damit meinte ich eigentlich britischer Vizekönig, Deutschland ist doch viel zu öde ;)

Beiträge: 3 395

Beruf: Sport-Funktionär

Wohnort: Durban

Bundesstaat: Assentia

  • Nachricht senden

57

Mittwoch, 26. Juli 2006, 17:38

Zitat

Original von George W. Hayes
.... dann sind wir beide soweit voneinander entfernt, dass wir eigentlich nicht weiter diskutieren müssen.


Ist wohl auch besser so - zumal es nicht darum geht, was wir beide als Definition von Souveränität hier raushauen können, sondern alleine, darum, was die Weltöffentlichkeit darunter versteht...
Durban Warriors: 4 x ASL-Champion, 1 x Astoria Soccer Trophy
Assentia Generals: 1 x PABL-Champion, 2 x Northern Division
Castle Rock Grizzlies: 1 x AHL-Champion, 3 x Conference Champion
Freyburg Emperors: 1 x ABA-Champion
Desperation Enforcers: 1 x Super Bowl-Sieger, 2 x AFL-Northern Conference

Andrew Madison

Former President of the United States

Beiträge: 1 778

Beruf: Politiker

Wohnort: Greenville

Bundesstaat: Astoria State

  • Nachricht senden

58

Mittwoch, 26. Juli 2006, 18:37

Mein Fazit: Der nahe Osten ist bekackt und alle da haben ein Rad ab.

Ganz nett, wenn auch irgendwie deprimierend ist es, sich nachts auf NDR die Nachrichten von vor 20 Jahren reinzuziehen. Da war das genauso und ich kann dem ZDF nur raten, Geld zu sparen und die alten Clips wieder einzulegen. Merken würde das keiner...
Andrew Madison
Former President of the United States

Bastian Vergnon

Bastian Vergnon

Beiträge: 1 956

Wohnort: Gareth, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

59

Donnerstag, 27. Juli 2006, 09:17

Zitat

Original von John Robert Waller
JA! Deutsche Panzer rollen wieder.
The Germans to the Front!

Ich wollte immer schonmal Schweinebauch mit Sauerkrat in Schwarz-Afrika bestellen (was man soweit ich weiß sogar kann....naja zumindest kann man da Deutsch reden, Schweinebauch werden die vermutlich nicht haben)


Ja, und die Israelis werden sicherlich auch nur den Südlibanon besetzen, weil sie scharf auf die dortige Fallafel sind...
Salute
Bastian Vergnon


Beiträge: 944

Beruf: Chief Justice

Wohnort: Hamilton, Freeland

Bundesstaat: -

  • Nachricht senden

60

Donnerstag, 27. Juli 2006, 10:30

Zitat

Original von George W. Hayes
Ich habe zu keinem Zeitpunkt bestritten, dass auch ein in seiner Souveränität eingeschränkter Staat Rechte hat und diese auch wahrnehmen darf und muss. Ich habe nur gesagt, dass ich Bedenken habe von einem "Angriff auf einen souveränen Staat" im aktuellen Beispiel zu sprechen. Denn dort, wo Israel derzeit angreift, ist die libanesische Regierung nicht in der Lage ihr Gewaltmonopol wahrzunehmen. Und somit ist der Libanon für mich in diesem Punkt (und ich mache deutlich: Ich beschränke das hierbei auf diesen einen Punkt) nicht mehr in der Lage souverän zu sein. Aber das ist, wie gesagt, in letzter Konsequenz eine Frage der Definition des Wortes "Staatssouveränitöt" - und da gibt es zwischen den einzelnen Mitgliedern hier offenbar größere Unterschiede.


Souveränität ist nicht teilbar. Entweder ein Staat ist souverän, oder er ist es nicht. Es gibt zwar atypische Völkerrechtssubjekte, die keine Staaten sind, aber doch so etwas ähnliches - die klassischen Beispiele sind das Rote Kreuz, der Heilige Stuhl, der Malteserorden und die PLO. Aber sobald man zugesteht, dass der Libanon souverän ist, dann ist er es auch, und ein Angriff auf libanesisches Staatsgebiet ist eine Verletzung.
Wie gesagt, sobald antiisraelische arabische Strömungen das Existenzrecht Israels und Israel das Existenzrecht des Libanons und Palästinas als souveräne Staaten anerkennen, sieht die Sache ganz anders aus. Es gibt keine Seite, die eindeutig der Täter oder eindeutig das Opfer ist.

Zitat

Speziell, wenn man bedenkt, wieviele Kriege dem Westen (auch und speziell Europa) im Prinzip egal sind. Wo sich kein Mensch drum scherrt, ob Frieden herrscht oder nicht. Sei es jetzt in Eritrea, Somalia, Zentralasien oder Lateinamerika ist. Und ich frage mich manchmal was schlimmer ist: Einen Krieg, mit einem Ziel und einer Aussicht (auch wenn man unterschiedlicher Meinung sein kann und muss) zu befürworten oder ihn einfach zu ignorieren und zu sagen, was geht es schon mich an, wenn sich ein paar Schwarzafrikaner massakrieren.


Da gebe ich dir völlig Recht, der Westen misst sehr oft mit zweierlei Maß. Zum Beispiel in Darfur hätte energischer eingegriffen werden müssen, nur waren dort keine westlichen Interessen im SPiel. Diese Diskussion führt jetzt aber in der Tat zu weit.

Citizen and Senator of Freeland
Prefect of the Department of Garonnac
Dipl.iur.(Kamahamea)