Meine Eltern haben kein Vertrauen in meine juristische Ausbildung. Mein Vater unterstellte mir sogar die Anstiftung zu einem Meineid. Meine Eltern haben also offenbar weder Vertrauen in mich als Familienangehörigen, noch als juristisch mehr als sie Bewanderten ... Aber Erik ist toll, Erik ist der tollste. Mr. Dr. Perfekt, der alles erreicht hat, was ich jemals erreichen wollte ... Darauf direkt angesprochen, wusste mein Vater nichtmal, welchen militärischen Rang ich erlangt habe. Das ist mein persönlicher Tiefpunkt ... Am Geburtstag meiner Schwester.
Eltern und ihre erwachsenen Kinder, das ist manchmal eine wirklich traurige Geschichte...
Wie lange habe ich jetzt schon praktisch gar nicht mehr mit meiner Mutter gesprochen? Monate, oder Jahre? Ich weiß es nicht mal genau, und es ist mir ehrlich gesagt auch egal.
Sie kennt ja sowieso - selbst an meinem Geburtstag, oder zu Weihnachten - immer nur ein Thema: was ich in meinem Leben alles schlecht und falsch mache!
Beispiele gefällig?
"Wie lange bist du jetzt schon im Beruf, und bist noch nie befördert worden?" - "Mama, Richterinnen werden nicht befördert, das habe ich dir schon x-mal erklärt." - "Ja, schon, aber warum bewirbst du dich dann denn nicht mal an ein höheres Gericht? Oder als Chefin von anderen Richtern?" - "Dazu habe ich noch nicht genug Dienstjahre und Beurteilungen, das habe ich dir auch schon x-mal erklärt." - "Aber willst du denn dein Leben lang von einem Anfängergehalt leben? Überleg doch mal, wie viel dein Studium gekostet hat, das wir, und auch deine Großeltern, dir finanziert haben. Wir haben das gerne gemacht, aber wir dachten eigentlich schon, dabei kommt dann später auch mal was rum!" (Ich beende das Gespräch an dieser Stelle einseitig.)
"Hast du nicht doch mal an einen Umzug gedacht? Wie lange willst du denn noch in dieser winzigen Bruchbude im Asi-Viertel sitzen? Du kannst dir von deinem Gehalt doch auch was Größeres und Schöneres leisten!" -
"Ach, ich dachte, ich verdiene deiner Meinung nicht genug?" (Verkneife ich mir.) "Erstens: was sollte ich als Single mit einer 120 m² großen Vier-Zimmer-Wohnung, oder wo immer du mich reinstecken willst? Zweitens: meine Wohnung ist gerade mal 40 Jahre alt, hat Fernheizung, dreifach isolierverglaste Kunststoffrahmenfenster, eine Einbauküche und ein Wannenbad. Mehr Ansprüche habe ich gar nicht. Drittens: die Nachbarschaft ist bunt gemischt, von Studenten-WGs über Singles und Familien hin zu Rentnern, von Arbeitslosen bis zu Akademikern, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Es ist nicht das Villenviertel, sondern ein Stadtplanungsexperiment der 1970-er Jahre, das man so heute nicht mehr wiederholen würde. Aber mir gefällt es dort." - "Ja, aber trotzdem. Es gibt doch so schöne große Altbauwohnungen, in besserer Nachbarschaft, auch näher an der Innenstadt..." - "Hast du mir nicht zugehört? Mir gefällt, wo und wie ich wohne, und damit Thema durch!" (Damit beende ich das Gespräch an dieser Stelle einseitig. Dass ich wegen eines Brandes in der Wohnung über mir umziehe, habe ich ihr noch gar nicht erzählt. Werde ich am besten auch gar nicht erst.)
"Und, immer noch kein Mann in Sicht?" - "Mama, ich habe dir schon x-mal gesagt, dass ich nicht..." - "Meine Güte, jetzt werd doch nicht gleich schnippisch, ich rede doch gar nicht davon, dass du ihn gleich heiraten sollst! Aber du bist so hübsch, und kannst so charmant sein, wenn du willst - das ist doch nicht normal! Irgendwann sitzt du dann alt, einsam und vergrantelt auf der Couch, und denkst dir: 'Ach, hätte ich doch mal...' " (Das meint sie witzig.) -
"Schon mal daran gedacht, dass ich mich vielleicht sehr wohl mit Männern treffe, sie aber von dir fernhalte, weil ich Angst vor peinlichen und demütigenden Szenen bei solchen Treffen habe?" (Schlucke ich runter) "Ich habe im Job viel zu tun, ich habe meinen Freundeskreis, meine Hobbys - und momentan einfach keine Lust, auf Männerjagd zu gehen. Wenn mir niemand über den Weg läuft, soll es momentan eben nicht sein. Mir fehlt nichts, und läuft auch nichts weg." - "Also, mit der Einstellung wird das aber nie was werden! Du musst aktiver werden, und selbstbewusster! Sonst wirst du mit der Zeit immer schrulliger, und kannst irgendwann wirklich nur noch einsam und frustriert dein Dasein fristen." - "Mama, hörst du mir überhaupt zu? Ich führe ein aktives Leben, ich kenne und treffe viele Leute, bin nicht einsam, und habe auch keine Probleme mit meinem Selbstbewusstsein. Es gibt für mich nur auch noch andere Dinge im Leben als Sex!" (An der Stelle mischt sich dann in der Regel meine Schwester mit höhnischen Kommentaren ein, die meint, ich wüsste doch gar nicht, wovon ich rede - sie hält mich nämlich für naiv, gehemmt, unerfahren und lebensuntauglich, - und ich beende das Gespräch an dieser Stelle einseitig, was meine Schwester nicht daran hindert, idiotische Belehrungen und Ratschläge zu dozieren, und meine Mutter, mir ins Gewissen reden zu wollen, auf sie zu hören!
Ach ja, meine Schwester - der totale Liebling meiner Mutter! Sie ist dreißig und behauptet, immer noch zu studieren. Da sie mittlerweile mindestens im ca. 20 Semester oder so sein müsste, dürfte sie in Wahrheit längst zwangsexmatrikuliert sein. Aber meine Mutter hinterfragt ihren Lebenswandel nicht, sondern vergötzt sie und glaubt ihr allen Müll, den sie erzählt, inklusive ihrer Theorien über mich (s. o.).
Sie wohnen auch noch zusammen, meine Mutter verdient als städtische Angestellte nicht schlecht und gewährt meiner Schwester davon zu 100% frei Kost und Logis, diese selbst hangelt sich - neben ihrem angeblichen Studium, dass sie seit fünf Jahren nächstes Semester mit viel besserem Abschluss als ich beenden wird - von 400 €-Job zu 400 €-Job, um etwas Geld zum auf den Kopf hauen zu haben. Einen Partner, der mal was für sie springen lässt, hatte sie seit 15 Jahre oder so nämlich auch nicht mehr.
Wenn sie also nicht gerade Bier bei Großveranstaltungen zapft, Pizza ausfährt, von ihrem Lohn für solche Jobs Sachen im Internet bestellt, oder herumerzählt, sie würde studieren, erklärt sie ihrer bzw. unserer Mutter die Welt, und warum ich scheiße bin. Und unsere Mutter ist stolz und glücklich, was für eine tolle, erwachsene, lebenserfahrene und starke Tochter sie hat, ohne die sie ihrer Meinung wahrscheinlich gar nicht im Leben zurecht käme.
Wenn du also meinen Rat willst: es muss dir egal werden, wie sie dich sehen und behandeln. Wenn du es dir zu Herzen nimmst, dann gehst du daran kaputt...