*zipp*
Während die Wahllokale geöffnet sind, sendet Lynx News ein weiteres Live-Interview, diesmal mit dem amtierenden Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten und Kandidaten der Republikanischen Partei für eine weitere Amtszeit als Vizepräsident, Arjun Narayan. Der ehemalige 34. Präsident wird ebenfalls vom Anchorman von Lynx News, Tiberius Jameson, interviewt.
Tiberius: … ist Vice President Arjun Narayan uns nun live zugeschaltet aus Number One Observatory. Mr. Vice President, vielen Dank, dass Sie Zeit für uns gefunden haben.
Narayan: Sehr gerne! Es ist mir eine Ehre hier zu sein, Tiberius.
Tiberius: Die Wahllokale haben seit Dienstag Abend geöffnet – waren Sie schon wählen, Mr. Vice President, oder halte ich Sie gerade davon ab?
Er grinst.
Narayan: Ich war bereits wählen. In meinem Wahlkreis sogar als einer der Ersten, denke ich. Ich lebe gerne in unserer Demokratie, die sich so oft auf wundervolle Weise durch unsere Wahlen manifestiert und uns zeigt, in welcher großartigen Nation wir leben. Daher direkt an dieser Stelle der Aufruf: Gehen Sie wählen!
Narayan: Senator Stackhouse hat ihren Wahlkampf im Stil einer „front porch campaign“ geführt, also von zu Hause – ihrem Bundesstaat – aus mit mehreren thematisch abgegrenzten Reden. Bob O'Neill, ihr Running Mate, hat hingegen eine einzige, dafür große Wahlkampfveranstaltung mit mehreren Themen gleichzeitig ausgerichtet.
Was, glauben Sie, hat die Wähler hier eher überzeugen können? Oder sehen Sie keinen Unterschied in der Summe der Auftritte, sondern eher in den konkreten Inhalten, die entscheidend sind?
Narayan: Früher waren die Leute auf Pomp und Style aus. Heuer lockt man damit keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor. Inhalte sind das was das Land braucht, Inhalte sind das, was die Leute hören wollen. Egal von wo, egal wie häufig. Meiner Meinung nach haben beide Kandidaten den Menschen klar gemacht, worauf man sich einlässt, wenn man das Kreuz an der einen oder anderen Stelle setzt.
Tiberius: Aus dem Lager der Demokraten und einiger Unabhängiger wird Ihnen der Ruf eines „Versagers im Amt“ nachgesagt. Bob O'Neill hat Sie am Dienstag im Gespräch mit mir bereits tapfer verteidigt – aber was sagen Sie als Betroffener selbst zu diesem Vorwurf?
Narayan: Die paar Menschen, die mir dies vorwerfen, haben eine andere Vorstellung vom Amt des Vice President, als ich es habe. Das ist okay, rechtfertigt aber noch lange nicht jemanden als Versager im Amt zu betiteln. Immer wenn der Fall eingetreten war und ich die verfassungsmäßigen Rechte der Präsidentin übernehmen musste, weil diese abwesend war, habe ich dies unmittelbar getan und das Amt nach bestem Wissen und Gewissen gefüllt. In den Zeiträumen dazwischen war ich ein verantwortungsvoller Berater der Präsidentin. Nicht mehr und nicht weniger. Ich hatte kein Department zu führen oder dergleichen, daher beschränkte sich meine Funktion im Amt darauf zu warten, ob ich die Amtsgeschäfte übernehmen muss. In dieser Funktion zu versagen stelle ich mir mehr als schwer vor.
Tiberius: Das Amt des Vizepräsidenten wird gemeinhin als ein langweiliges beschrieben, da die einzige Aufgabe in der Vertretung und – im schlimmsten Falle – der Nachfolge des Präsidenten liegt. Sie haben beides schon einmal erlebt. Warum haben Sie sich von President O'Neill breitschlagen lassen, nochmals als Vizepräsident zu kandidieren?
Narayan: Wenn der Präsident ausfällt, sollte jemand parat stehen, der geeignet ist, den Job zu übernehmen. Ob nur kurzzeitig oder nachrückend auf Dauer spielt dabei keine Rolle. Im Ticket der Demokraten sehe ich mit Vice Presidential-nominee Morgan diese Eignung nicht gegeben. Ich selbst war bereits Vizepräsident und nachgerückter Präsident und weiß, was ich im Fall der Fälle zu tun habe. Und dieses Wissen hat mich darin bestärkt, der Kandidatin der Demokraten eine Alternative entgegenzustellen.
Tiberius: Aus welchem Grunde hat President Hamilton Sie im Februar nicht auch für die Leitung eines Department vorgeschlagen?
Narayan: Ich habe der Präsidentin von Beginn unserer Kampagne offen gesagt, dass ich für die Leitung eines Departments nur wenig Zeit erübrigen könnte. Wir sind daher überein gekommen, dass ich lediglich beratend zur Seite stehe. Natürlich hätte ich nach dem Absprung diverser Secretaries ein solches übernehmen können, das Zeitproblem wäre aber deswegen nicht weniger aktuell gewesen.
Tiberius: Würden Sie denn in einem Kabinett O'Neill ein Department übernehmen wollen und wenn ja, welches?
Narayan: Meine Zeitproblematik bessert sich derzeit. Ob ich von Beginn der Administration an ein Department übernehmen würde, kann ich derzeit nicht sagen. Es kann sich aber entwickeln, dass ich später dafür bereit stehen könnte. Das State Department könnte ich mir unter Umständen vorstellen.
Tiberius: Da die Wahl ja bereits läuft, was sagen Sie den Zusehern zu Hause, die sich noch immer nicht entschieden haben, wählen zu gehen?
Narayan: Wie ich bereits zu Anfang sagte: Die USA haben zu viele „unechte“ Wahlen mit nur einem Kandidaten erlebt. Eine Präsidentschaftswahl mit zwei guten Alternativen braucht dieses Land und das hat dieses Land bekommen und verdient. Bitte machen Sie daher von Ihrem Wahlrecht Gebrauch und bekräftigen Sie damit unsere wundervolle Demokratie.
Tiberius: Das nenne ich eine Punktlandung – unsere Zeit ist nun leider vorbei, Sie haben noch einen Termin. Ich danke Ihnen nochmals, Mr. Vice President, und freue mich auf unser nächstes Gespräch.
Narayan: Ich komme gerne wieder.
Tiberius: Bleiben Sie dran, Ladies and Gentlemen, nach einer kurzen Unterbrechung folgt der Nachrichtenüberblick.
*zapp*