Die Welt scheint sich nach einer Bewegung in der Tat in einer Phase der Korrektur zu befinden, was die Entwicklung der Debatte zur Aliosexualität betrifft. Als studierter Wirtschaftsexperte bleibt nach Zeter und Mordio nur die Geduld und das Vertrauen in den gesunden kapitalistischen Menschenverstand, dass diese Korrektur die nächste Bewegung einleiten und einläuten wird.
Und wenn das Kursziel erreicht ist, nämlich dass es gänzlich unwichtig, unbeachtet und undiskriminiert ist, wer mit wem Sex hat, solange es über dem Jugendschutzalter und mit der Einwilligung des einen oder der vielen anderen Beteiligten geschieht, dann gewährt die Rechtsstaatlichkeit einen Standard, der im Lande der katholischen Könige bereits erreicht und keiner Rede mehr wert ist.
Es sind die klassischen Denkfehler, die im Kaiserreich bemüht werden:
Die Ehe zwischen Mann und Frau ist nicht weniger wert, weil die Ehe für Mann und Mann möglich ist.
Wenn die Ehe eine rechtliche Beziehung zwischen zwei gleichberechtigten Rechtssubjekten ist (E = M + F) und Mann und Frau rechtlich gleichgestellt sind (M = F) dann ist es schon aufgrund der unangreifbaren mathematischen Logik, die auch die Basis für die rechtswissenschaftliche Logik ist, unmöglich, die Ehe zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau zu verbieten (E = M + F, M = F --> E = M + M = F+ F).
Darüber hinaus bedarf die Ungleichbehandlung zwischen Mann und Frau, egal ob im positiven oder negativen Sinne, der Rechtfertigung. Diese Rechtfertigung ist in unserer liberalen Welt nur noch in engen Grenzen der Biologie möglich: Frauen müssen geringere Leistungen bringen, um sportliche Auszeichnungen zu erlangen. Dies liegt darin begründet, dass Frauen in der Regel kleiner und schwächer sind als Männer. Sie müssen weniger weit oder hoch springen, sie haben mehr Zeit, um eine bestimmte Strecke zu laufen und sie müssen entweder ein geringeres Gewicht gleich weit oder ein geringeres Gewicht gleich weit werfen, um ein sportliches Anzeichen zu erlangen.
Frauen müssen weniger leisten, weil sie auch in der Regel nur weniger leisten können. Dies liegt in der Biologie der Frau begründet: Weniger Muskelmasse und mehr Fettgewebe. Im Sport sind Männer gegenüber Frauen benachteiligt. Aber das ist ok. Es lässt sich mit der Biologie rechtfertigen.
Andererseits genießt eine Frau, wenn sie schwanger ist, einen besonderen Schutz. Sie trägt neun Monate einen neuen Menschen in sich. Sie ist mit zunehmendem Grad der Schwangerschaft körperlich eingeschränkt: schwerfälliger, mehr Raum einnehmend, schutzbedürftiger. Frauen sind in dieser Zeit den Männern bevorzugt behandelt. Aber das ist ok, es lässt sich mit der Biologie rechtfertigen.
Bei der Ehe jedoch nicht.
Was hat Ehe mit der Sexualität zu tun? Für das Hervorbringen von Kindern ist eine Ehe nicht erforderlich. Und eine Ehe garantiert nicht das Hervorbringen von Kindern. Die katholische Kirche akzeptiert als Scheidungsgrund, wenn eine Unfruchtbarkeit vorliegt. Ist es dann nicht auch ein Scheidungsgrund, wenn nicht gar ein Ehehindernis, wenn in unserer industrialisierten Welt eine Ehepaar schon bei Schließung der Ehe den Verzicht auf Fortpflanzung erklärt oder später auf Fortpflanzung verzichtet?