Ich glaube, dass Obamas Kamapgne stagniert. In den als entscheidend geltenden Bundesstaaten mit den frühen Vorwahlen (
New Hampshire und
Iowa), die John Kerry im Jahr 2004 die demokratische Nominierung beschert haben, konnte Obama seit Wochen nicht bedeutsam zulegen. Auch wenn er im Rennen um Spenden erstaunlich gut abgeschnitten hat, lag er dennoch hinter Clinton.
Diese Seite errechnet stets den Durchschnitt der Umfragen und sie zeigt, dass Clinton zwar insgesamt verliert, Obama davon aber praktisch nicht profitiert, sondern John Edwards der eigentliche Gewinner ist (was sicherlich auch mit dem medialen Wirbel um seine Person, seine Frau und ihren Krebs zu tun hat).
Besonders bedeutsam ist meines Erachtens, dass inzwischen die Entscheidung am "
Super Duper Tuesday" ("the nation's first quasi-national primary") fallen wird, also am 5. Februar 2007. Inzwischen entscheiden mehr als die Hälfte aller potentiellen Wähler an diesem Vorwahltag; alles, was danach kommt, ist nahezu bedeutunglos, weil beispielsweise der Golden State Kalifornien seine Entscheidung gefällt haben wird (was insbesondere für die Demokratische Partei von Bedeutung ist). Am 5. Februar entscheiden unter anderem New York, Kalifornien und Florida. Wer dort gewinnt, kann die Nominierung spätestens zu diesem Zeitpunkt für sich verbuchen.
McCain, dem ich lange große Chancen eingeräumt habe, sehe ich inzwischen eher auf dem absteigenden Ast. Zunächst hat er seine außen- und verteidigungspolitischen Kompetenzen in den Augen der ÷ffentlichkeit durch seine Unterstützung für die Erhöhung der Truppenzahl in Bagdad weiter ernstlich gefährdet, seine jüngsten ƒußerungen über einen Marktbesuch in der irakischen Hauptstadt ("Ein Ort, an dem man sich frei bewegen kann"), ohne die Hintergründe seines Trips zu nennen (McCain wurde von mehreren Dutzend Soldaten und zwei bis drei Hubschraubern geschützt) lassen ihn noch dazu unglaubwürdig wirken.
Mich erstaunt zunehmend das gute Abschneiden von "America's Mayor" Rudolph Giuliani, der sich
in den Umfragen schon seit Wochen stabil hält. Die wirklich konservativen Kandidaten scheinen in der GOP derzeit keine Chancen zu haben (nicht einmal Newt Gingrich, der als Nicht-Teilnehmer am Rennen eigentlich bessere Werte erzielen sollte). Besonders spannend ist allerdings der Vergleich der Umfragesituationen in
Iowa und
New Hamshire, wo sich Giuliani und McCain ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Trotz seiner guten Werte bleibe ich aber in Bezug auf Giuliani skeptisch: Ich kann mir trotz seiner Beliebtheit in der ÷ffentlichkeit nicht vorstellen, dass das republikanische Establishment ihm eine Chance einräumt; es ist schon ein deutliches Signal gewesen, dass Mitt Romney (recht abgeschlagen in den Umfragen) mehr als 20 Mio. Dollar sammelte, während Giuliani nur auf 15 Mio. kam.
Und zum Ende mal etwas zum Schwelgen:
The Living Room Candidate, eine Sammlung von Wahlkampfspots aller Präsidentschaftskampagnen seit 1952.
Edit: Ausgerechnet Romney ist wohl kaum geeignet, um McCains Standing bei der christlichen Rechten zu verbessern. Der Mann ist Mormone und bei aller religiösen Toleranz, die die christliche Rechte mit ihren Predigern und PR-Arbeitern an der Spitze für sich beansprucht, bleibt der Mann doch Mormone. Was McCain bräuchte (und auch Giuliani würde nicht drum herum kommen), wäre ein knallharter, bestenfalls wiedergeborener, jedenfalls rechts der Mitte glaubwürdiger "running mate", auch wenn (mir) derzeit noch unklar ist, wo der herkommen soll.