Bevor wir mit der Technik der Herzdruckmassage fortfahren ordnen wir das was wir bisher besprochen haben erst einmal in den Gesamtzusammenhang ein. Insgesamt spricht man von der sogenannten Überlebenskette und meint damit die chronologische Abfolge bestimmter Maßnahmen die das Überleben des Patienten dessen Herz-Kreislauf-Versagen sie vermuten als Ziel haben. Zunächst hatten wir ja bislang insbesondere über den Algorithmus zur Einschätzung der Sachlage diskutiert, in dem die wichtigsten Maßnahmen die Überprüfung des Bewusstseinszustandes, das Rufen von Hilfe, und die Prüfung hinsichtlich einer regelrechten Atmungstätigkeit waren, deren Einzelheiten ich ja ausführlich vorgestellt hatte. Zusammengefasst sind diese Schritte auf der folgenden Abbildung, die das wiedergibt, was wir bislang erörtert haben. Jetzt muss ich dazu sagen dass diese Abbildung einer dionyschen Leitlinie entnommen ist und gegebenenfalls insofern nicht mit den US-Standards übereinstimmt als dass hier der Notruf nicht über die Rufnummer "112" erreichbar ist und insofern durch die hierzulande verwendete emergency telephone number "9-1-1" zu ersetzen ist.
Auf den Schritt der in diesem Schema als letztes genannt wird werde ich gleich noch genauer zu sprechen kommen. Um allerdings noch einmal bildlich zu veranschaulichen was genau im Rahmen der Überprüfung der Reaktion sowie der Atemfunktion mit Überstrecken des Kopfes bzw. Anheben des Kinns gemeint ist gibts dazu auch nochmal eine schematische Abbildung, in der die korrekte Durchführung gezeigt wird.
Zunächst mal eine Abbildung, in der auf die Anwendung körperlicher Reize und ansprechen des Patienten hin überprüft wird ob er Hinweise auf Bewusstsein wie zum Beispiel das Öffnen der Augen zeigt.
Und dann noch die Öffnung der Atemwege durch Überstrecken des Kopfes und Anheben des Kinns. Dabei richtet der Ersthelfer seinen Blick auf den Thorax um regelmäßige Atemexkursionen zu entdecken. Man sollte sich auf jeden Fall zwar untersuchen ob Hinweise auf eine normale Atmungstätigkeit gegeben sind. Trotzdem sollte man für diesen Schritt nicht mehr als 10 Sekunden in Anspruch nehmen. Ist man sich unsicher ob der Patient eine normale Atmungstätigkeit aufweist oder ob er reanimationspflichtig zu behandeln ist so verfährt man analog der Maßnahmen bei Fehlen einer normalen Atmung.
Und nochmals auf den Punkt gebracht: Keine Reaktion + keine Feststellbarkeit einer normalen Atmungsfunktion → Notruf absetzen + zeitnaher Beginn von
Herzdruckmassage + Beatmung.
Wie also deutlich wird handelt es sich bei dem was im Rahmen der Reanimationsmaßnahmen getan werden muss um zwei Aspekte. Einmal nämlich die Herzdruckmassage und zum anderen mit der Beatmung die Unterstützung der ebenfalls ausgefallenen Atemfunktion. Da insbesondere die Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) des Gewebes (allen voran ist dabei das Gehirn betroffen) in folge des zum Stillstand gekommenen Kreislaufs schnell zu Zelluntergang und irreversiblem Funktionsverlust führt ist bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ein zeitnaher Beginn dieser Maßnahmen von höchster Priorität.
Beginnen tun sie mit einem Zyklus der Herzdruckmassage und nicht mit einem Beatmungszyklus, da davon auszugehen ist dass sich in den Lungen noch restliche sauerstoffreiche Luft befindet, die zur Oxygenierung des Blutes in den Lungenkapillaren genutzt werden kann sobald ein Blutfluss wieder hergestellt wurde.
Die Technik der Herzdruckmassage lässt sich folgendermaßen beschreiben. Sie werden merken dass eine fachgerechte Ausübung keineswegs ein Zuckerschlecken für den Ersthelfer sondern ganz im Gegenteil körperlich sowie geistig durchaus anspruchsvoll ist.
Als erstes knien sie sich seitlich vom auf dem Rücken liegenden Patienten, beugen sich über ihn um mit ausgestreckten Armen beide Hände übereinander mittig auf dem Brustbein zu platzieren. Die Arme sind während des gesamten Zyklus gestreckt zu halten.
Zur Ausführung der Thoraxkompressionen: die Kompressionstiefe sollte immer mindestens 5 cm betragen aber möglichst über 6 cm nicht hinaus gehen um einerseits zwar einen ausreichenden mechanischen Druck auf das Herz auszuülgt ben und dadurch das in ihm befindliche Blut in die Gefäßsysteme zu pressen aber andererseits die Wahrscheinlichkeit Rippenfrakturen hervorzurufen in Grenzen zu halten. Auf jede Kompression folgt eine vollstände Entlastung des Druckpunktes ohne ihn dabei jedoch zu verlassen. Das ganze wiederholen sie 30 mal mit einer Frequenz von 100 bis 120 Hz, also sprich jeweils immer ca. 2 Kompressionen pro Sekunde.
Nach 30 Wiederholungen gemäß der genannten Technik folgen dann 2 Beatmungen (wenn verfügbar über die einen Beatmungsbeutel, und falls nicht) über Mund-zu-Mund-Beatmung. Dazu erst wieder die Atemwege durch Überstrecken des Kinns und Anheben des Kinns öffnen. Im gesamten Verlauf der Beatmung die Überstreckung des Kopfes aufrechterhalten indem mit einer Hand die Stirn in entsprechender Position hält. Mit derselben Hand halten sie die Nase des Beatmeten zu. Mit den Lippen umschließt der Ersthelfer dann den Mund des Patienten und führt diesem dann eine Sekunde lang Luft zu sodass eine deutliche Atembewegung des Thorax erkennbar ist (hierauf ist während der Beatmung zu achten → bei Beatmung die Brust im Blick behalten und auf Atembewegungen prüfen). Danach lässt der Ersthelfer den Patienten ausatmen, wobei eine Senkung des Thorax erkennbar ist und sobald die Exspiration beendet ist beginnt wiederholt er diesen Vorgang.
Dieses Vorgehen ist auch dann weiterhin in der beschriebenen Art und Weise durchzuführen wenn die Beatmungsversuche nicht gelingen - das heißt wenn trotz der Beatmung keine Atembewegungen des Thorax erkennbar sind. Es folgen auf zwei Beatmungen also immer 30 Thoraxkompressionen mit einer Frequenz von 100-120/Minute. Diese Reihenfolge ist solange zu wiederholen bis sie durch die von ihnen alarmierten Rettungssanitäter übernommen werden können, der Patient reagiert oder der Ersthelfer erschöpft ist.
Bestehen psychologische oder hygienische Hindernisse, die es dem Ersthelfer unmöglich machen eine Mund-zu-Mund Beatmung durchzuführen (beispielsweise aufgrund von Erbrochenem im Mund des Patienten) so kann dieser auch auf die Beatmung verzichten und stattdessen bis zum Eintreffen des Rettungswagens alleine die Herzdruckmassage mit einer Frequenz von 100/min und einer Drucktiefe von mindestens 5 cm ohne Unterbrechung durchführen. Sind die Atemwege offen, so kann auch durch alleinige Durchführung der Herzdruckmassage ein Atemminutenvolumen von 3l/min erreicht werden.
Trifft das medizinische Fachpersonal dann ein, so werden durch dieses die Erweiterten Maßnahmen - der sogenannte Advanced-Life-Support (ALS) - der kardiopulmonalen Reanimation begonnen. Während der Basic-Life-Support, also die Basismaßnahmen die wir bisher ja besprochen haben (Erkennen eines Herz-Kreislaufzustandes, Absetzen eines Notrufs, Herzdruckmassage/Beatmungs-Zyklen) einschließt umfasst ALS neben der Herz-Lungen-Reanimation (CPR) bei dem die Beatmung bevorzugt durch einen Beatmungsbeutel durchgeführt wird, auch weitere Maßnahmen wie Defibrillation, Intubation (setzt allerdings erfahrenes Personal voraus) und Gabe von Medikamenten.