Tja, Clinton-NewHampshire-Comback die Zweite. Wie ihrem Mann 1992 gelingt Hillary Clinton das Comeback in den Wahlkampf. Der große Unterschied: Mit Hillary hatte nach den verherenden Umfragen der letzten Tage kaum noch jemand gerechnet. Und nun ist sie wieder da. Und das mit einem sehr guten Ergebnis von knapp 40 %.
Offenbar ist es ihr vor allen Dingen gelungen, die eingetragenen Parteimitglieder auf ihre Seite zu ziehen, während Obama abermals bei den Unabhängigen punkten konnte. So drängt sich doch der Verdacht auf, dass die Demokraten, und in diesem Fall meine ich wirklich die Mitglieder, sich ein wenig vor sich selbst erschrocken haben, als sie gesehen haben, welche Welle Obamas Sieg in Iowa ausgelöst hat.
Ein erster Wahlforscher macht allerdings auch den Aufbau des Wahlzettels für den Ausgang mit verantwotlich: Erstmals gab es alphabetisch genormte Stimmzettel im ganzen Bundesstaat und dort stand Clinton natürlich deutlich weiter oben als Obama. Ob das allerdings tatsächlich eine Erklärung für das Ergebnis sein kann, wage ich zu bezweifeln.
Was also ist dafür verantwortlich, dass Hillary so eindrucksvoll zurück im Rennen ist? Nun zum Einen, wie ich oben erwähnt habe, glaube ich, dass einer Reihe von Parteimitgliedern der Obama-Hype suspekt gewesen ist. Dann halte ich es für durchaus wahrscheinlich, dass ihre Angriffe auf Obama und seine - mangelnden - Inhalte und Positionen ihr ebenfalls Pluspunkte eingebracht hat. Ich würde allerdings nicht darauf schließen, dass es die Emotionalität der letzten Tage war. Mit Emotionen ist noch niemand Präsident geworden. Und auch Clinton sollte davon ablassen, wenn sie es packen will.
Aber auch Obama hat erneut ein starkes Ergebnis eingefahren und lag im Bereich der prognostizierten Ergebnisse. Seine gut 36 % sind zwar nur ein zweiter Platz, aber alles andere als eine Niederlage.
Und dennoch: Auch er wird sich eine neue Strategie hinlegen bzw. die alte verbessern müssen, um jetzt weiter zu punkten. "Change" alleine wird nicht mehr reichen. Ich denke, wir werden noch vor dem Super-Tuesday sehen, wer bei den Demokraten das Rennen macht. Wer vor diesem Tag die Nase vorn hat, dürfte es schlußendlich auch machen.
Erledigt dürfte sich das Thema Edwards haben. Nicht nur, dass er mit den beiden Riesenmaschinen um Clinton und Obama nicht mithalten kann, auch war das Ergebnis in New Hampshire gelinde gesagt ein Desaster. Er hat die Wähler verloren, die Clinton gewonnen hat. Das dürfte ihm endgültig alle Chancen nehmen.
Aber: Er könnte, sollte es zwischen Obama und Clinton so eng bleiben, das Zünglein an der Waage werden, wenn er seinen Anhänger bei einer Aufgabe einen anderen Kandidaten empfiehlt.
Richardson bleibt unter den von mir skizzierten 5 % und somit ohne jede größere Rolle.
Und auch bei den Republikaner gab es ein Comeback: John McCain ist zurück im Rennen. Er musste punkten, schon bei den Primaries 2000 konnte er hauptsächlich in Neuengland überzeugen und er hat es großartig getan: Das ist ein ganz starkes Ergebnis. Aber auch hier muss sich nun zeigen, was es wert ist. Er muss bis zum Super-Tuesday weiter gute Ergebnisse liefern, sonst wird es nichts.
Romney wird sich wohl geschlagen geben müssen, nachdem er den zweiten Staat, in den er massig Geld investiert hat, nicht gewinnen konnte. Die Konservativen wollen scheinbar Huckabee, die Gemäßigten bislang am ehesten McCain - Romney kann alle ein wenig bedienen, aber niemanden richtig. Ich rechne zwar damit, dass er weiter macht, aber nicht damit, dass er es am Ende wird.
Huckabee, der mit liberalen Gedanken beim Thema Steuern zu überzeugen hoffte, musste eine erste Enttäuschung hinnehmen. Das Ergebnis war nicht gut und dürfte seiner Kampagne einen Dämpfer versetzen. Er muss jetzt vor allen Dingen im Süden und Mittleren Westen punkten.
Guiliani kriegt keine so heftige Packung, wie in Iowa - aber seine Strategie bleibt gewagt. In Florida werden wir sehen, ob sie richtig war.
Paul bleibt auch unter den Erwartungen, kann weder Huckabee noch Guiliani schlagen und wird sich wohl mit der Außenseiterrolle zufrieden geben müssen. Für mich eine Frage der Zeit, bis er die Segel streicht.
Thompson hat, wie erwartet, nichts zu bestellen und Hunter sowieso nicht. Bei Letzerem rechne ich jeden Tag mit der Aufgabe.
Während sich also bei den Demokraten ein Zweikampf Clinton-Obama herauskristallisiert, haben die Republikaner ein Problem (die Demokraten auch, aber da fällt es noch nicht so auf): Keiner vermag es die eigene Partei zu überzeugen und zu einen. Flügel- und Grabenkämpfe drohen und - aus republikanischer Sicht - wird das wohl zur Folge haben, dass egal welcher Kandiat am Ende nominiert wird, er beschädigt ins Rennen geht.
Während Romney und Huckabee um die konservativen Kreise buhlen, versucht der Rest sich eher in der Mitte oder auf dem liberalen Flügel.
Ich nehme an, dass, nach den bisherigen Ergebnissen, Hunter, Thompson und Paul bereits ausscheiden. Der Kandidat wird daher wohl Romney, Huckabee, McCain oder Guiliani heißen.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »George W. Hayes« (9. Januar 2008, 19:47)