Nun, ich hatte gestern Abend nicht viel Lust/Zeit noch eine lange Antwort zu schreiben, daher war meine Reaktion vielleicht etwas zu pauschal. Ich will daher ausführlich auf das Shana Posting eingehen, bzw. meine Stellungnahme an einzelnen Stichworten abarbeiten
I. Ist die GF gescheitert?
Genau das ist die Grundthese, von der Shana ausgeht. Dabei werden m.E. aber immer wieder Annahmen und Thesen formuliert, die m.A. nach nicht wahr sind. (v.A. angestrebte Weltspielleitung, Elitekarte etc.) Des Weiteren und das stört mich nochmehr, leitet Shana daraus die Schlussfolgerung ab, daß die grundsätzliche Idee einer realistischen Karte für realistische Politiksimulationen nicht funktionieren kann. Und da widerspreche ich noch mehr. Einigkeit besteht ja im Wesentlichen in dem Punkt, daß die GF in einem schlechten Zustand ist. Das hat für mich in erster Linie folgende Gründe:
1. Die GF hatte Anfang an einen schlechten Ruf bei vielen anderen MN Spielern. Ob zurecht oder nicht, ist egal. Man muss ihn einfach nur konstatieren. Das lag zum einen an der wahrgenommenen Spaltung durch die GF Spieler, als auch daran, daß einige davon (Stichwort Kyrolonien Clique) schon vorher bei vielen keinen guten Ruf hatten und man oft Reaktionen wie "typisch" lesen konnte. Die Organisationsform, die, daß möchte ich hier ausdrücklich betonen, in meinen Augen die absolut richtige war und bis heute ist (auf die Stabilität wurde zurecht schon hingewiesen) hat solche Vorurteile noch bestätigt. Daher mögen sich manche mit dem Gedanken an eine realistischere Karte zwar getragen haben, aber die GF war tabu.
2. Diese Gründe bzw. die Gründung der GF an sich haben zu einer Spaltung der MN Welt geführt, die so mit Sicherheit nicht beabsichtigt war. Damit meine ich nicht die Absicht, sich bewußt zu separieren und eine eigene Sim aufzuziehen, sondern die Riss, denn die OIK/GF Debatte teilweise durch einzelne Staaten (Gelbes Reich, DU und Andere) gezogen hat. Dafür können die Kartenorgas erstmal nichts, aber das hat dazu geführt, daß in der heutigen Debatte die angestrebte Versöhnung und Einheit einen vielen höhren Wert an sich darstellt, als alle technischen Fragen im Bezug auf die Karte. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß dieser "Kartenstreit" nie hätte sein müssen, wenn man die Sache objektiver gesehen hätte. Die MN Welt ist diversifiziert. Es gibt verschiedene Konzepte, die alle ihre Entsprechung finden... Wo ist das Problem?! Man kann sich doch trotzdem als ene Community begreifen. Dies war aber leider nicht möglich. Durch die in diesem Streit verbrauchten Energieen ist z.B. auch ein Land wie die DU nie wirklich auf der GF angekommen.
3. Für viele etablierten Staaten spielte das Argument "Nachbarn, alte Beziehungen" eine wichtige Rolle. Finde ich persönlich schwachsinnig (weil meine acht Jahre Erfahrung zeigen, daß es ohnehin immer an einzelnen Personen und nie an langjährigen Länderfreundschaften hängt), aber ich muss - auch in der aktuellen Debatte anerkennen - das viele offenbar so denken.
4. Die Vorurteile gegen die Arbeit des Kuratoriums haben sich mit der Zeit bei den Gegnern manifestiert. Ich könnte jetzt sagen, daß ich das für Bullshit halte und der Meinung bin, daß das Kuratorium in erster Linie positiv für die drei Jahre Stabilität auf der Karte zu bewerten ist, aber auch hier muss ich objektiv anerkennen, daß sich bei vielen in der OIK dieser Eindruck festgesetzt hat. Vielleicht hatte das Kuratorium bei Manchen in den Köpfen auch einfach nie eine faire Chance, sich zu bewähren. Ich habe dazu auch an einigen Stellen vermeintliche Fehler in den EIntragungsentscheidungen angesprochen. Ich will damit gar nicht darauf hinaus, daß ich konkret sagen würde/könnte, daß man es bei Staat X oder Y anders hätte machen sollen, aber es schon durchaus so gewesen, daß man - auch bewußt - im Sinne eines "da wissen wir, was der kann" Projekte von alt eingesessenen Spielern in der Tendenz positiver beurteilt hat und wenn es Clausis 6. Staat war. Ich will gar nicht darüber urteilen, ob an dieser Haltung nicht sogar etwas Wahres dran ist, aber das wurde eben außen auch negativ wahrgenommen.
5. Ein weiterer Punkt sind die Mythen um die GF, die sich irgendwann verselbstständigt haben und sich auch in Shanas Postings wiederfinden. Das Kuratorium hat keine Weltspielleitung angestrebt. Natürlich gab es die Tendenz auf der GF Karte, Simulationsstränge abzusprechen, aber das geschah immer unter den Spielern, unabhängig davon, ob diese im Kuratorium waren, oder nicht. In die gleiche Kategorie fällt die Hysterie um eine angebliche Beteiligung des GF Kuratoriums am Imperia Aufstand... Natürlich waren Spieler, die als andere IDs daran beteiligt waren, auch im Kuratorium vertreten, aber das Kuratorium hat nie eine Stellung dazu bezogen und hat nicht einmal seine Karten geändert, um eventuelle Abspaltungen anzuerkennen o.Ä.
Aus diesen fünf Punkten ergeben sich für mich folgende Schlussfolgerungen:
a) Unabhängig vom Zustand der GF gibt es keinen Beleg, daß das Projekt "realistische Karte + realistische Situation" grundsätzlich gescheitert wäre. Und selbst wenn es in der Tendenz stimmen sollte, daß es weniger Spieler anlockt, so ist das doch kein fundamentales Gegenargument... Die MNs locken auch weniger Spieler an als das Imperium Romanum. Und dennoch wird immer wieder betont, daß man so ja auch gar nicht sein will. Wenn also 100 Leute eine lockerere Simulation vorziehen und 30 eine realistische, ist das doch noch kein Hindernis.
b) Die positiven Seiten der GF werden vielfach unterschlagen. Ich finde es, nachdem ich BIK und OIK jahrelang live und aktiv mitgemacht habe, den größten Verdienst der GF - und das schreibe ich in erster Linie ihrem Organisationsprofil zu - das die Karte drei Jahre ohne großes Aufsehen und ohne größere Konflikte verwaltet wurde. Dazu kommt der Gewinn durch die Klima und Kultureinteilung (über die Höhe der Ausdifferenzierung mag man da streiten, aber Norwegen neben Thailand lehne ich nach wie vor ab). Einen weiteren Vorteil sehe ich in der Art, auf der GF Karte zu simulieren. Da wurde oft (in manchen Details vielleicht auch zurecht) kritisiert, es sei zuviel abgesprochen, aber diese Methode hat auch ihre Vorteile, denn sie beruht auf der Einsicht, daß Konflikte das Spiel in erster Linie bereichern und das man Konflikte simulieren kann, ohne sich simoff zu streiten. Das war früher zu OIK Zeiten ganz anders. Shana mag das "spontane Simulation" nennen, wovon es heute dann angeblich zuwenig gibt, aber oft hieß das eben auch, daß es z.B. außenpolitische Konflikte nur gab, wenn es wirklich einen Konflikt gab, über den sich die Leute RL zum Teil übelst in die Haare bekommen haben. Die Einsichten, daß Konflikte a) das Spiel bereichern, b) man selbiges nicht RL zu ernst nehmen sollte und c) das Schüren von Konflikten nicht per se destruktiv ist, gehört m.E. zu den größten Errungenschaften der GF Simulation.
Ein Beispiel für das Aufeinanderprallen dieser beiden Spielkulturen hat man bei dem ganzen Ratelon Konflikt gesehen. Für die "GF Spieler" (mich eingeschlossen) war das Entertaiment. Für Leute wie Schulze "Spiel kaputtmachen" Beide Haltung sind ja irgendwo legitim, passen aber eben zwangsläufig auch nicht auf eine Karte.
c) Die GF ist in einer schwierigen Situation, aber nicht tot. Was ich hier an Shanas Selbstläuterung so kritisiere, ist diese Schwarz-Weiß Mentalität. Natürlich gab und gibt es da auch Andere, die z.B. eine volle Abschottung empfohlen haben, aber mir geht es um dieses bis gestern sagen "Die GF ist das Nonplusultra, die Lösung all unserer Probleme und keinen Kontakt mehr zu den OIK Staaten" und dann heute sagen: "Die GF ist am Arsch, machen wir den Laden dicht und gehen zurück" Ich sehe eben beide Punkte differenzierter. Ich habe eben nie die komplette Abschottung gefordert und bin darum heute auch nicht der Überzeugung, daß Projekt sei mit Fahnen und Trompeten gescheitert.
d) Selbst ein Scheitern der GF bedeutet noch lange nicht, daß die OIK Recht hat.
Was mich an der Selbstläuterung auch gestört war der grundsätzliche, vielleicht nicht mal implizite Tenor. "Ich habe mich geirrt, war auf dem Holzweg und im Prinzip hatten die Anderen recht. So ist es nämlich auf keinen Fall zu sehen, bzw. das glorifiziert die OIK Vergangenheit. Um es unabhängig vom jetzigen Zustand der GF zu formulieren, zitiere ich mal Mr. Crue, der darauf hingewiesen hat, daß die Gründung der GF zum damaligen Zeitpunkt in jedem Falle richtig war. Soll heißen: Selbst wenn die GF tatsächlich "gescheitert" sein sollte, wäre eine Quasi-Rückkehr in die alte Struktur genauso fatal, aber darauf komme ich gleich..
II. Warum befürchte ich OIK 2.0.
Es mag Stimmen, daß in der GF Welt immer bestimmte, ich nenne es mal "Schreckensszenarien" kursieren, mit denen die OIK Welt dargestellt wird. Man kann hier die "Ron Tacitus" oder "Trolle in Tir na Nog" als Beispiel nehmen. Und daher mag es vordergründig auch korrekt sein, darauf hinzuweisen, daß Tacitus nicht mehr da ist und Trolle nur in der Tir-schen Mytologie existieren. Diese zwei Beispiele und Andere sind ja aber nur einige Schlagworte, die die damaligen Probleme der OIK beschreiben, nämlich im Groben die ausufernde Bürokratie und die Frage, wie sich Phantasie-Simulationen mit einem realistischen Anspruch vereinen lassen. Und hier haben mich die Pläne für die neue Karte eben bisher nicht überzeugt, bzw. mehren in mir die Befürchtung, es könnte eben eine OIK 2.0, soll heißen, eine Karte mit den gleichen Problemen werden. Warum?
1. Bürokratie
Ich habe in dem GF Teil darauf hingewiesen, daß die stabile Verwaltung der Karte eine der größten Errungenschaften der GF ist und das ich dies ihrer Organisationsstruktur zuschreibe. Fatalerweise, wird von allen Nicht-GF Staaten gerade diese Organisationsform fundamental abgelehnt, mehr noch als Kulturkarten. Eine neue Kartenorga wird also mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die übliche Struktur: Vollversammlung + Direktorium hinauslaufen. Sicher kommt es auch auf die Ausgestaltung der Regeln und Rechte an, aber im Kern sehe ich damit schon vor meinem inneren Auge die üblen Debatten und bürokratischen Exzesse der OIK aufziehen. Man könnte mir jetzt vorwerfen, ich sei dann ein Antidemokrat und Demokratie funktioniere halt so... Das Problem bei der Karte ist aber immer gewesen, daß sich simoff und simon Interessen hier immer sehr stark vermischt haben und darum hat es nicht funktioniert. Beispielsweise gab es immer wieder klar politisch, also simon motivierte, Vetos etc.
2. Eine Karte ist für die Staaten da und nicht umgekehrt.
Klingt toll! Wer will da schon widersprechen????? Das Problem ist nur, bzw. war bei der alten BIK/OIK irgendwann: So sieht das Ding dann auch irgendwann aus! Ja, hier bin ich gegen die völlige Freiheit der Staaten, denn eine Karte aus 30 Inseln, bzw. schlimmer noch, wenn diese mit der Zeit über den Ozean wachsen, so daß er nicht mehr existiert, ist blöd. Das heißt nicht, daß man vorgegebenes Land nicht flexibel gestalten, oder auch mal eine Insel hinzufügen kann, aber es muss, im Gegensatz zur alten OIK eine Steuerung geben und dazu sehe ich nicht den politischen Willen.
3. Klima und Kulturzonen
Man kann darüber streiten, ob es wie bei der GF Sinn macht, Dinge wie "südslawisch" auf die Karte zu schreiben, v.A. wenn dadurch Plätze zu schnell (z.B. für eine "deutsche" Sim verschwinden. Aber eine generelle Einteilung halte ich schon für sinnvoll. Norwegen neben Thailand (Beispiel hatte ich hier schonmal) lehne ich auch weiter ab. Nun kämen von den Konferenzteilnehmern zwei Einwände. a) Eine Klimeinteilung soll es ja geben und b) jedes Land kann ja selbst entscheiden, ob es den Nachbarn will, bzw. er zum kulturellen Profil passt.
zu a) kann man zwar sagen, daß das stimmt, aber es hat nur leider in der Entstehung der Karte den Schönheits oder Geburtsfehler, daß alle sagen: "Ja, wir wollen das im Prinzip, aber nicht ohne unsern Nachbarn Staat xy" (finde ich wie oben beschrieben ohnehin Bullshit, aber darum gehts ja hier gerade nicht). Damit ist eine sinnvolle Klimakarte im Grunde schon zum Scheitern verurteilt, von einer einigemaßen logischen Kulturkarte ganz zu schweigen. Und zu b) wiederhole ich nur aus 2. "politisches Veto" willkommen! Und jetzt sage mir bitte keiner. "Das wird schon nicht so schlimm!" Im Gegensatz zu den Meisten hier, habe ich das live oft genug erlebt..., v.A. da sich die Formulierungen dazu, was man will, welchen Einfluß die Staaten haben etc. sich genauso anhören, wie bei den damaligen BIK/OIK Reformdiskussionen, die dann doch nichts verbessert haben.
4. Unrealistische Simulation
Natürlich stimmt es, daß man sich nach wie vor die Staaten aussuchen kann, mit denen man simuliert und wenn man eben Aquatropolis unrealistisch findet, muss man nicht simulieren, aber Pharao aus Hansastan, hat zurecht darauf hingewiesen, daß man dennoch, auch ohne es zu wollen, von einer solchen Simulation betroffen werden kann. Bekanntes Beispiel: "Tir kolonisiert den Mond" Da eine Karte ja auch eine Welt impliziert (sonst kann man sich das ja genau sparen!) könnte Astor das z.B. nicht ignorieren, bzw. jede Reaktion wäre unlogisch. Eine Anerkennung widerspräche der realistischen Simulationsvorstellung, genauso wie eine Nichtanerkennung den Realismus der gemeinsamen Karte in Frage stellte.
5. Macht der kleinste gemeinsame Nenner Sinn?
Ich habe hier ja schon oft gesagt, man solle sich für einem "EU" oder "Große Koalitions" Kompromiss in Acht nehmen. Damit meine ich, daß eine gemeinsame Karte nur Vorteile bringt, wenn sie auch alle ernst nehmen. Wenn man die Karte so gestaltet, daß jeder sich darunter denken kann, was er will und sie somit eben KEINE allgemein verbindliche Grundlage für die Simulation darstellt, dann kann man sie sich meiner Meinung nach eben auch gleich ganz sparen.
Das sind die Gründe, warum ich - ausgehend von dem bisherigen Diskussionsstand - "Angst" vor OIK 2.0 habe. Dies ist mehr ein Synonym, als die Befürchtung, daß Goldmann plötzlich in der neuen Orga Exekutivdirektor wird.
III. Astors Situation
Shana nimmt ja zurecht für sich in Anspruch, im Namen Astors und nicht im Namen der GF zu sprechen. Das ist auch richtig, aber ich glaube Astors Interessen sind eng mit denen der GF verbunden. Oder anders gefragt: Ist es in Astors Interesse, die GF als gescheitert zu betrachten? Shana hat selbst gesagt, daß Astor auf der GF-Karte eine (wenn auch aus ihrer Sicht die einzige) echte Erfolgsgeschichte ist. Das sehe ich auch so. Unser Land hat von dem Wechsel enorm profitiert, weil wir durch die Umgestaltung die Chance hatten, uns auf die Basics, nämlich die US Sim zu konzentrieren bzw. neuauszurichten. Davor war die Ausgestaltung genauso wild gewachsen wie in der DU und ich glaube auch, daß da auch ein Fehler des DU Wechsels war, nämlich genau diese Chance zum "Re-Start" nicht genutzt zu haben. Und auch in der außenpolitischen Simulation auf der GF war Astor stets involviert. Ich denke daher, daß Astors Interesse darin bestehen sollte, daß, wenn man überhaupt auf eine neue, gemeinsame Karte wechseln sollte, neben ureigenen "nationalen Interessen" wie Größe/Form/Klimazone möglichst viele der positiven Elemente der GF Karte, etwa im Bezug auf die Organisation, eingeführt würden. Und dieses Anliegen wird durch eine "Die GF ist gescheitert" Haltung mit Sicherheit nicht unterstützt.
Und das war jetzt mal ein echtes "Shana-würdiges" Posting