Ladies and Gentlemen,
wenn ich mich heute an Sie wende, so geschieht dies nicht aus dem Wunsch heraus, Aufmerksamkeit für meine Person zu generieren oder sinnlose Panik zu verbreiten. Es geschieht aus einer Vernunftsentscheidung heraus, um das öffentliche Bewusstsein zu schärfen. Das Problem, verehrte Damen und Herren, ist nicht weniger als das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Eine neue Außenpolitik wird gestaltet und ich sage Ihnen nicht weniger, als dass die Mittel, welche durch eine gemeinsame Reform renomierter Außenpolitiker und Experten in den letzten Monaten beschlossen wurden, schlicht und ergreifend zu spät kamen und allgemein unzureichend sind.
Wir haben die Konsequenzen aus dem Untergang des Council of Nations schlicht nicht wirklich verstanden. Wir sind nicht in der Lage, kleine Bewegungen abzuschätzen und wir haben nicht die Möglichkeiten, eine Organisation wie die G4 mit der gleichen instrumentalen Effizienz zu bedienen, wie das andere Modelle von übernationalen Organisationen schaffen. In aller Sachlichkeit entsteht eine Welt, in welcher sich die Vereinigten Staaten der Entscheidung stellen müssen, welcher Weg nicht unbeding ideell, sondern rein rational der beste für uns ist. Ich bringe dies an dieser Stelle zur Sprache, weil es rein analytisch einer der letzten Punkte ist, an dem wir selbst etwas bewirken können, bevor wir von anderen Kräften bestimmt werden.
Das Versagen des Council of Nations, das Entstehen Mercenarias in Nambewe, der Zusammenschluss zum Median Empire, der Putsch in der Southern Confederation und das Ende der Northern Alliance sind alles nach außen hin völlig unabhängige Ereignisse. Doch gleichzeitig stellen sie die Symptome, ja Geburtswehen der neuen Weltordnung dar, welche sich vor uns auszubreiten beginnt. Die einzige Beziehung, welche Astor in diesen Zeiten hinüberretten könnte, ist jene zu Albernia. Denn diese ist stabil genug, um dem kommenden Sturm zu widerstehen.
Analysen prognostizieren eine Zeitspanne des Chaos und der Konflikte, in welcher zwar Astor nicht wirklich betroffen sein wird, aber alles um uns herum in Chaos versinken kann. Auch wenn man reine Machtpolitik stets als Grundlage der foreign policy begreifen sollte, so wird der neue Konflikt auf allen Ebenen ablaufen: kulturell, religiös, ideell, gesellschaftlich, politisch, militärisch . . . Wir werden es mit einem Wiederaufleben des Sozialismus und all seiner Interpretationsarten zu tun haben, Macht und Ohnmacht supranationaler Blöcke erleben und dem Versuch von Großmächten, ihre Interessen neu zu gestalten.
Für diese neue Weltordnung bin weder ich noch jemand anderes hier in Astor gewappnet. Daher ist es wichtig, dass wir einen willensstarken und entschlossenen Präsidenten bekommen, der nicht nur konventionelle und klassische Wege geht. Einen Präsidenten, der versteht, was es bedeutet, Präsident zu sein. Einen Gestalter, nicht nur einen Macher und Verwalter. Jemand, der Initiative hat und nicht in Verlegenheit bei unangenehmen Fragen kommt. Führungsstärke ist ein hohes Gut, doch dazu gehören auch Wille und Kreativität.
Astor braucht nun eine solche Person und eine visionäre neue Gestaltung der foreign policy oder das Licht der Freiheit und des Rechts, das wir sein wollen, wird nur ein kleines Flackern in einer immer dunkleren Welt sein.
"Es heißt zwar, in der Dunkelheit soll der Blinde dein Führer sein, aber deswegen lass' ich mich im Zeitalter des Wahnsinns nicht von Irren leiten" - frei nach Long Ju, Reichskanzler Chinopiens