Ladies and Gentlemen,
vor beinahe knapp 36 Monaten begann hier an dieser Stelle für mich eine der schönsten Erfahrungen, die man als Richter machen kann: die Amtszeit am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Astor. Ich habe viele Kollegen gehabt, sie für ihre gnadenlose und zielgerichtete Argumentation hassen und und gleichzeitig schätzen gelernt, viele Präsidenten kommen und gehen gesehen, einige davon auch des Amtes enthoben.
Ich habe im Schatten angefangen, im Schatten eines alten weisen Mannes namens Chief Justice Finnegan.
Irgendwann gesellte sich dann die erste Frau am Obersten Gerichtshof dazu, die so üblichen männlichen Denkweisen einen erfrischenden Gegenwind bot und sogar die eine oder andere Debatte nicht unbedingt argumentativ, aber in jedem Falle überzeugend für sich entscheiden konnte ... Noch ist sie meine Chefin, daher will ich Ihren Namen lieber nicht nennen.
Und irgendwann war ich sogar der einzige
cock on court - Hahn im Korb - wenn Sie mir den Scherz erlauben.
Ich danke dem Präsidenten, dass er mich in seiner Rede zur Lage der Nation als würdig empfand, für eine weitere Amtszeit vorgeschlagen zu werden. Doch leider habe ich mich in der jüngsten Zeit immer wieder mit den elementaren Prinzipien der Demokratie und der Republik befasst. Macht, am Obersten Gerichtshof im Sinne von Entscheidungsbefugnis, wird auf Zeit vergeben.
Wenn ein Amtsträger einfach nur wiedergewählt wird, muss man sich nicht weiter mit den Veränderungen und den Zwängen daraus befassen. Wenn sich die Dinge, und auch die Personallage, nicht verändern, kann sich nichts verbessern. Veränderung heißt nicht immer Verbesserung, aber Verbesserung ist nur durch Veränderung möglich.
Dabei ist es auch gleichgültig, was das Volk bzw. die breite Öffentlichkeit will. Darum geht es nicht. Ein großer Denker seiner Zeit definierte die Demokratie einst als "eine Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk". Es geht nicht darum, was das Volk will, sondern was es braucht. Und das Volk braucht in regelmäßigen oder auch unregelmäßigen Zeitabständen Veränderung.
Daher lehne die Nominierung für eine weitere Amtszeit als Richter am Obersten Gerichtshof ab.
Möge mein Sitz an den klügsten, den weisesten, den geduldigsten oder den verständnisvollsten gehen.
Dass er an eine Mischung aus allen dreien geht, wage ich aufgrund der Unvollkommenheit jedes Menschen zu bezweifeln.