Erstmals auf seiner Wahltournee spricht Andrej Kapinsky im Rahmen einer eigens organisierten Veranstaltung. Hunderte Personen in Port Virginia sind gekommen, um zu hören, wie der Präsidentschaftskandidat zur Frage der Reduktion von Bundesstaaten steht.
Fellows,
ich blicke in Augen, die ganz Verschiedenes ausstrahlen. Neugier die einen, stille Vorwürfe die anderen, blanker Hass eine dritte Seite. Was ich in all Ihren Augen gleichermassen sehe, was Sie verbindet, ist Stolz. Sie sind stolz, hier zu wohnen, in dieser Stadt, in diesem Bundesstaat. Sie sind stolze Bürger, und Sie sind hier, um jemandem zuzuhören, der Ihnen sagen will: Ihren Staat soll es möglicherweise bald nicht mehr geben in der Art und Weise, wie er heute besteht.
Unruhiges Gemurmel, Zischen, einige erboste Zwischenrufe
Ich bitte Sie hier und heute nur um eines: Gewähren Sie mir einige Minuten, um meinen Standpunkt darzulegen und zu begründen. Danach können Sie tun und lassen, was Sie wollen. Soviel Fairness aber möchte ich für mich in Anspruch nehmen. Lassen Sie mich kurz ohne Zwischenrufe sagen, was ich zu sagen habe – danach bin ich ganz Ohr für Sie.
Das Publikum beruhigt sich, es zieht Stille in den Saal ein
Zunächst glaube ich ganz generell, dass der Ansatz einer Reduktion der Bundesstaaten Sinn macht. Wenn wir feststellen, dass gewisse Teile unseres Landes nicht mehr die Kraft oder den Willen aufbringen, sich in grosser Zahl für die Gemeinschaft zu engagieren, muss man sich überlegen, ob durch die Verschmelzung zweier Glieder ein stärkeres neues Element entstehen kann. Dafür gibt es keine Garantien, ich sehe aber – auch in unserer Geschichte! – klare Hinweise darauf, dass das passieren wird. Das ist Aussage Nummer 1.
Nun ist das eine Reissbrett-Überlegung. Menschen und Heimatgefühle lassen sich nicht einfach verschieben und fusionieren. Egal, in welchem Teil Astors wir den Heben ansetzen – es wird Widerstand geben. So gesehen ist – und das ist Aussage Nummer 2 – für mich klar, dass die Vereinigten Staaten hier gegebenenfalls handeln müssen, auch wenn wir uns damit in den betroffenen Bundesstaaten keine Freunde machen.
Unterdrücktes Grummeln im Publikum
Nun, wo klar ist, dass ich die Reduktion auch bei entsprechender Opposition durchziehen würde, kommt die Frage: Wen soll es treffen? Ihr Staat und die Southern Territories stehen derzeit zur Debatte. Ich halte diese Variante für diskussionswürdig…
Zwischenrufe, vereinzelte Pfiffe
… ich halte sie für diskussionswürdig, aber die Debatte ist für mich nicht abgeschlossen. Als Präsident – das ist Aussage Nummer 3 - würde ich die Fusion zweier Bundesstaaten entschlossen vorantreiben, soweit ich darauf Einfluss habe. Sie wissen, dass der Präsident hier nicht die massgebende Figur ist, aber letztlich hängt es doch von seinem Wort ab. Ich würde also die Fusion vorantreiben – aber erst nach einer grundlegenden Untersuchung des Ist-Zustandes aller Bundesstaaten und einer klaren Analyse darüber, welches die beste Lösung ist. Das ist bisher nämlich schlicht nicht passiert.
Das Publikum beruhigt sich wieder
Ja, es ist so: Was die Regierung bisher verpasst hat, was nicht geschehen ist und was einem Affront an Ihre Adresse gleichkommt: Es wurde bis heute nicht sauber dokumentiert, ob der zur Debatte stehende Antrag das Resultat einer sauberen Prüfung ist oder ob hier irgendwer einfach ein bisschen improvisiert hat. Ich mache niemandem einen Vorwurf, wenn er einen unpopulären Entscheid präsentiert, aber ich möchte gerne wissen, worauf er beruht.
Wenn ich schwarz auf weiss einen Bericht vor mir liegen habe, der klar ausweist, dass Bundesstaaten X und Y verschmolzen werden sollten, dann ist klar, in welche Richtung ich gehe. X und Y können die Southern Territories und Hybertina sein…
Wieder Protestrufe
… aber auch zwei andere Staaten. Ich gebe Ihnen keine Garantien zu Gunsten Ihres Staates. Aber ich gebe Ihnen hier und heute das Versprechen ab – und das ist Aussage Nummer 4 -, dass ich diese Frage genau abklären und nach bestem Wissen und Gewissen handeln würde und dass ich derzeit nur weiss, dass ich eine Reduktion für sinnvoll halte, aber die Frage, wen es betrifft, offen lassen muss und Sie zumindest bei mir genau so gute Karten haben wie jeder andere Bundesstaat.
Allmählich kehrt wieder Ruhe in den Saal ein
Ein abschliessendes Wort. Wenn Hybertina einst tatsächlich mit den ST verschmolzen werden sollte, wird Hybertina weiter existieren. Genau so wie auch die ST. Denn, ladies and gents, Sie sind doch mehr als ein Name auf einer Landkarte. Sie haben eine Identität, Sie haben eine Mentalität, Sie haben eine Kultur. Das werden Sie niemals verlieren, egal, wie die Grenzen verlaufen. Das einzige, was verloren geht, ist das eine oder andere Amt auf Bundesstufe, aber wir dürfen doch nicht auf einen möglicherweise wichtigen Schritt verzichten, nur weil jemand Angst hat um sein Prestige und seine Pfründe?
Manchmal gewinnt man, indem man loslässt. Es ist ein schmerzhafter Prozess. Aber for the greater good müssen wir gelegentlich Opfer bringen. Sie haben mein Versprechen, dass ich die Sache als Präsident genau prüfen würde. Und dass ich vom Gesetzgeber mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dasselbe fordern würde.
Ladies, gents, ich war so offen zu Ihnen wie möglich. Vielleicht finden Sie einen Präsidentschaftskandidaten, der Ihnen die Weiterexistenz in der heutigen Form für alle Ewigkeiten verspricht. Well, go for it. Wählen Sie ihn, wenn Sie wollen. Ich würde das verstehen. Aber ich werde niemals mehr garantieren, als ich halten kann.
Good bye. God bless you.
Zurückhaltender, höflicher Applaus, vereinzelte Pfiffe und Buhrufe, einige Bravo-Rufe.