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Astoria City | The Values That Matter

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Leo McGarry

Former President of the USA

Beiträge: 1 111

Wohnort: Flint, AS

Bundesstaat: -

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1

Donnerstag, 8. Mai 2008, 13:20

The Values That Matter

In Astoria State tritt Leo McGarry im Rahmen seiner Wahlkampftour durch die Bundesstaaten auf der Jahrestagung der Astorian Value Voters League (AVVL) auf. Der demokratische Präsidentschaftskandidat und die konservative Zuhörerschaft gelten nicht als ideologische Bundesgenossen. Der Applaus ist höflich, aber abwartend, als McGarry ans Rednerpult tritt.

Im Gegensatz zu seiner Gegnerin, die ein mintgrünes Dossier verwendet, spricht der Kandidat der Demokraten frei und ohne Notizen.


Honorable Chairman Claskill,
ladies and gentlemen,

es ist nicht ohne Ironie, dass meine Gegnerin und ich heute, am Tag nach dem TV-Duell, beide über Waffen und Werte sprechen. Es freut mich ganz besonders, dass die Kandidatin der Republikaner nun endlich auch im Wahlkampf angekommen ist, auf den sie offenbar nicht eingestellt war. Bisher hatte ich ja in der Regel nur die zweifelhafte Ehre, mich mit der amtierenden Präsidentin auseinander zu setzen, die rechtzeitig zur Wahl aus ihrem administrativen Winterschlaf erwacht ist.

Vereinzelt regt sich Applaus.

Ich rechne nicht mit Beifallsstürmen, wenn ich meine Rede beende. Es ist kein Geheimnis, dass ich ein Liberaler bin, der moralische Verurteilungen aufgrund von Religion, sexueller Orientierung oder politischen Einstellungen ablehnt. Wer schwul ist, hat für mich auch das Recht darauf, eine Ehe mit ihren Rechten und Pflichten einzugehen. Wer farbig ist, kann wie jeder andere auch in das Weiße Haus einziehen. Wer zu Allah betet, kann auch Präsident der Vereinigten Staaten werden. Und wer gegen die Todesstrafe eintritt, muss wie jeder andere auch um eine Mehrheit der Wähler werben. All das reicht aber nicht, um unser Land zu führen.

Waffen haben in den Händen von Unfähigen, Unerfahrenen und Unzurechnungsfähigen nichts zu suchen. Meine Gegnerin führt ein historisches Argument an, um ein großzügiges Waffenrecht zu rechtfertigen: Astor wäre ohne Waffen nicht unabhängig geworden. Das ist wahr. Ebenso könnte meine Gegnerin Astors wirtschaftlichen Erfolg auf die Sklaverei zurückführen.

Ein Raunen geht durch den Saal.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Wer aus Sportgründen eine Waffe besitzt oder sie zum Jagen braucht, den werde ich nicht aufhalten. Bis heute aber gibt es keine Statistik oder Studie, wonach die Kriminalitätszahlen in Gegenden niedriger ist, in denen die Zahl der Waffen hoch ist. Im Gegenteil: Wenn ich durch die Innenstädte unserer großen Metropolen gehe, dann höre ich von Mütter und Witwen, dass viele Waffen viele Verletzte und viele Tote bedeuten. Das sind menschliche Schicksale, die in einem Alter beendet werden, in denen das Leben für viele Menschen erst richtig beginnt, in denen viele Menschen eine Familie gründen und ihren ersten Beruf antreten.

Meine Gegnerin hat mir vorgeworfen, ich sei im TV-Duell nicht konkret geworden, und ist dann in ihrer weitaus umfangreicheren Wahlkampfrede jede konkrete Aussage schuldig geblieben. Ein erster Schritt ist das Eingeständnis, dass die Möglichkeiten des Bundes im Bereich des Waffenrechts begrenzt sind; es gilt bei jeder Maßnahme abzuwägen, inwiefern die Rechte der Bundesstaaten verletzt werden könnten.

Applaus brandet auf.

Ich bezweifle, dass das im liberalen Astoria State zu Ihrem Vorteil ist.

Die Anwesenden stimmen in McGarrys Lachen ein.

Aber wir haben Möglichkeiten, die eine Administration unter meiner Führung nutzen wird: Wir werden den Verkauf von Waffen an und durch Vorbestrafte strafbar machen. Und wir werden die unrechtmäßige Weitergabe von Waffen - sei es durch Verkauf, Fahrlässigkeit oder Schenkung - an Personen, die zum Tragen einer Waffe nicht berechtigt sind, strafbar machen.

Meine Gegnerin war auch an anderer Stelle schnell mit einem flotten Spruch bei der Hand: der Einführung der Todesstrafe. Ich verstehe den Wut, die Rache, den Wunsch nach Revanche nach grausamen Verbrechen. Ich verstehe den Wunsch nach Vergeltung und Bestrafung bei den Hinterbliebenen und Opfern. Ich verstehe aber nicht, wie sich ein verantwortungsvoller Politiker davon leiten lassen kann.

Ich lehne die Todesstrafe ab. Zuvorderst aus der Überzeugung, dass kein menschliches Wesen das Recht hat, über das Leben eines anderen Menschen zu richten. Wie ich gestern schon in der Fernsehdebatte sagte: Richter sollen Recht sprechen, gerichtet wird im Himmel.

Hinzu kommt für mich eine weitere Überlegung, die meiner Erfahrung mit dem Verlauf politischer Debatten geschuldet ist. Meine Gegnerin sagt, sie wolle die Todesstrafe für "schwere Straftaten". Dazu fiele mir in erster Linie Mord ein. Sie fügt Kindesmissbrauch hinzu. Ich frage mich: Warum Kindesmissbrauch, aber nicht der Missbrauch von Frauen (und, vereinzelt, Männern)? Ich hätte auch Hochverrat und Desertation anzubieten, denn beide gefährden das Leben vieler Weiterer. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und sie würde mit jedem Wahlkampf ein bisschen länger werden.

Wo also zieht man die Grenze? Und warum? Und wer maßt sich an, diese Grenze zu ziehen? Ich mir nicht und ich denke, wir sollten alle darauf verzichten. Meine Gegnerin weicht diesen Fragen aus, indem sie auf die Bibel verweist.

Ich respektiere die Bibel, aber nicht im wörtlichen Sinne wie die Evangelikalen. Ich rechne nicht damit, dass in naher Zukunft die Apokalypse droht. Selbst dann nicht, wenn wieder die Republikaner ins Weiße Haus einziehen.

Gelächter im Saal.

Die Vereinigten Staaten sind eine christliche geprägte Nation, unteilbar unter Gott, aber kein evangelikal-fundamentalistischer Gottesstaat. Wir Politiker sind deswegen aufgefordert, Argumente für unsere Antworten zu geben und auf das Phrasendreschen zu verzichten.

Wenn meine Gegnerin aber alles wörtlich glaubt, was in der Bibel steht, dann haben die Astorier ein Recht darauf, dies zu erfahren. Tun Sie das, Madam Secretary?

Thank you, God bless you and God bless Astor.

Der Chairman schüttelt McGarry zum Dank die Hand, während weite Teile des Saales sitzend, aber vernehmbar applaudieren.
Leo McGarry
Former President of the United States