Mr. Governor,
natürlich wurden in den letzten Jahren medizinische Fortschritte ohne Stammzellforschung erzielt. Das bestreitet niemand. Nur hat sich halt die Wissenschaft und die medizinische Technik verändert, sodass wir heute Möglichkeiten haben, welche vor hundert Jahren einfach nicht gegeben waren. Und wenn solche Möglichkeiten da sind, sollten wir sie auch nutzen oder den Wissenschaftlern zumindest nicht verbieten, sie zu nutzen.
Ob der Mehrwert einer teuer und riskanten Forschung die Gefahr von Missbrauch überwiegt, können weder Sie noch ich abschließend sagen. Ob und wie teuern und riskant die Stammzellforschung ist, ist eine recht subjektive Frage. Sollte die Stammzellforschung Ergebnisse bringen, welche die Möglichkeiten eröffnen, bisher unheilbare Krankheiten zu heilen, relativieren sich die Begriffe teuer und riskant sehr stark. Verbieten Sie solche Forschungen jedoch, werden Sie nie erfahren können, welche Ergebnisse die Forschung unter Umständen hätte bringen können. Und den unheilbar Kranken erklären SIE dann bitte, dass Astoria State die Hoffnung auf Heilung, und sei sie noch so klein, kraft Gesetzes zerstört.
Ihr letzter Punkt ist für mich zugleich der betrüblichste. Sie argumentieren da religiös, und da können Sie von mir keinerlei Unterstützung erwarten. Angebliche Gottlosigkeit hat in unserem säkularen Staat keine Begründung für ein Gesetzesvorhaben zu sein. Sie schränken dann wieder ein, das es sich bei der Stammzellforschung an embryonalen Stammzellen um die Tötung entstehenden Lebens handelt, und sie dies mit Ihrem religiösen Verständnis nicht vereinbaren können. Der Gesetzentwurf, den Sie hier vorlegen, sieht jedoch keine Beschränkung auf das Verbot von Stammzellforschung mit und an embryonalen Stammzellen vor, sondern will jegliche Stammzellforschung unterbinden. Was wollen Sie den nun eigentlich, oder wofür stehen Sie?
Im Übrigen lehne ich diesen Gesetzentwurf auch wegen der damit verbundenen Doppelmoral ab. Wir hier in Astoria State wollen die Stammzellforschung konsequent vollständig verbieten. Wir leben jedoch nicht auf einer Insel der Glückseligen. Die Stammzellforschung ist da und sie wird außerhalb des State, ja auch außerhalb der Vereinigten Staaten weiter betrieben werden. Und wenn dann doch positive Ergebnisse erzielt werden sollten, sind wir hier dann ganz sicher nicht die Letzten, welche diese positiven Ergebnisse zum Vorteil unserer Kranken nutzen.
Hier fallen mir dann doch wieder die Anatomen des Mittelalters ein, welche sich über religiöse und staatliche Verbote hinwegsetzten und unter Gefahr für ihr eigenes Leib und Leben jene Forschungsergebnisse erzielten, welche heute Grundlage der Arbeit jedes Arztes auch in unserem Land sind.
Lassen Sie uns die Stammzellforschung kontrolliert und überwacht fördern und uns nicht schuldig am Leid von derzeit noch unheilbar Kranken machen, denen mit den Forschungsergebnissen möglicherweise geholfen werden könnte.