Original von George W. Hayes
"Jeder Bundesstaat erhält eine Anzahl an Elektorenstimmen, die dem zweifachen der um eins erhöhten Anzahl der auf den in diesem Bundesstaat nach lit. (b) siegreichen Wahlvorschlag entfallenen Stimmen abzüglich der Gesamtzahl der auf die in diesem Bundesstaat unterlegenen Wahlvorschläge entfallenen Stimmen entspricht."
[...]
(x + 1) * 2 - y = Elektorenstimmen in diesem Bundesstaat für den siegreichen Kandidaten
Vielen Dank, Secretary Hayes.
Sie haben uns, wohl unbewusst, ein weiteres Problem der eingebrachten Entwürfe deutlich gemacht. Die Formulierung „die dem zweifachen der um eins erhöhten Anzahl der auf den in diesem Bundesstaat nach lit. (b) siegreichen Wahlvorschlag entfallenen Stimmen abzüglich der Gesamtzahl der auf die in diesem Bundesstaat unterlegenen Wahlvorschläge entfallenen Stimmen entspricht“ ist so ungenau, dass sie gleich zwei Schlüsse zulässt:
Einerseits entspräche die von Ihnen vorgeführte Berechnung (Methode I) (x + 1) * 2 – y = Elektorenstimmen („die dem zweifachen der [um eins erhöhten Anzahl der auf den in diesem Bundesstaat nach lit. (b) siegreichen Wahlvorschlag entfallenen Stimmen] abzüglich der Gesamtzahl der auf die in diesem Bundesstaat unterlegenen Wahlvorschläge entfallenen Stimmen entspricht“) dieser Methode, man könnte mit derselben Berechtigung aber auch rechnen (Methode II) (x – 1 - y) * 2 = Elektorenstimmen („die dem zweifachen [der um eins erhöhten Anzahl der auf den in diesem Bundesstaat nach lit. (b) siegreichen Wahlvorschlag entfallenen Stimmen abzüglich der Gesamtzahl der auf die in diesem Bundesstaat unterlegenen Wahlvorschläge entfallenen Stimmen] entspricht“). Wie sagt man so schön in New Alcantara: Go figure.
Da Sie uns so schön vorgerechnet haben, möchte ich auch ein Rechenbeispiel anstellen. Gestatten Sie mir, dass ich mir dafür zunächst Methode I aussuche.
Im Bundesstaat XYZ hat Kandidat A 5 Stimmen bekommen, die Kandidaten B, C, D und E bekamen jeweils 4 Stimmen. Zweifellos ist A der Sieger im Bundesstaat. Seine Elektorenstimmen bestimmen sich nach Methode I: (5 + 1) * 2 – (4 + 4 + 4 + 4) = 6 * 2 – 16 = - 4. Der siegreiche Kandidat erhält aus dem Bundesstaat, den er gewonnen hat, also eine negative Anzahl von Elektoren. Ganz abgesehen von protokollarischen Fragen, die sich dann beim Electoral College ergeben, hätte A im betreffenden Bundesstaat wohl lieber verloren und seine Anhänger zur taktischen Enthaltung aufgerufen. War die nicht soeben abgeschafft?
Mit Methode II, die der Entwurf ja gleichberechtigt auch zulässt, tritt dieser Fall schon bei drei Kandidaten auf. In jedem Fall aber lässt das Gesetz zu, dass Bundesstaaten eine negative Anzahl von Elektoren ins Electoral College entsenden, woraufhin ein Kandidat die Präsidentschaft verlieren könnte, weil er einen umstrittenen Bundesstaat gewonnen hat. Go figure.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf einen anderen Teil des Gesetzesentwurfes zum Thema zu sprechen kommen (Amendment und Gesetzesänderung sind ja Teil desselben Vorschlages): „Bei Stimmengleichheit zwischen zwei oder mehr bestplatzierten Wahlvorschlägen in einem Bundesstaat werden die Elektorenstimmen für jeden der stimmgleichen Wahlvorschläge so berechnet, als sei er der alleinige bestplazierte Wahlvorschlag. Beim Abzug zur Ermittlung des Ergebnisses werden dabei alle Stimmen für anderen Wahlvorschläge berücksichtigt.“
Nehmen wir wieder einmal an, Kandidaten A und B erhielten jeweils 5 Stimmen, Kandidat C 4 Stimmen. Kandidat A und B erhalten dann jeweils (Methode I, nach Methode II wären die Elektorenstimmen schon negativ) (5 + 1) * 2 – 9 = 3 Stimmen. Aus dem Bundesstaat erhalten also A und B jeweils 3 Elektorenstimmen. Nehmen wir nun an, B hätte eine Stimme weniger erhalten. In diesem Fall hätte nur A Elektorenstimmen des Bundesstaates erhalten, und zwar (wiederum Methode I, Methode zwei führt zu negativen Elektoren) (5 + 1) * 2 – 8 = 4 Stimmen. Die eine Stimme, die ein Bürger des Bundesstaates für B abgibt, damit dieser statt 4 nun 5 Stimmen erhält, gibt also nicht nur dem Kandidaten B drei zusätzliche Elektorenstimmen, sondern kostet Kandidat A auch eine Elektorenstimme. Sie führt also nicht zu einer anderen Aufteilung, wie das im bisherigen System der Fall wäre (wenn vorher alle Elektorenstimmen an einen Kandidaten gingen, würden Sie nun gesplittet), sondern lässt die Stimme des Bürgers mehrfach zählen, und zwar in unterschiedlichen Verhältnissen für Kandidat B und gegen Kandidat A. Ist das mit den Wahlgrundsätzen der Verfassung vereinbar? Womöglich nicht, es widerspricht aber vor allem dem darauffolgenden Absatz „Jeder Bundesstaat erhält eine Anzahl an Elektorenstimmen, [die wie folgt Berechnet wird]“. Er erhält eben nicht exakt diese Anzahl an Elektorenstimmen, sondern mal mehr, mal weniger, je nachdem wie viele Kandidaten gleiche Stimmenzahl haben. Go figure.
Secretary Hayes, da Sie diesen Entwurf eingebracht haben, appelliere ich an Sie: Ersparen Sie sich und der Administration weitere Lächerlichkeit und dem Kongress ein großes Ärgernis, und ziehen Sie die völlig verkorksten Entwürfe zur Änderung des Wahlrechts und der Verfassung zurück. Entwürfe dieser Art, zumal als verfassungsänderndes Amendment, sind nicht geeignet, dem Ansehen dieses Hauses und der Regierung zu nützen. Derartiges sollte die Regierung der ehrenwerten Madam President in Zukunft sich, dem Kongress und dem Volke der Vereinigten Staaten ersparen.