The United States of Astor

In der Stadt Flint, malerisch an einem Stausee im Osten des Staates Astoria State gelegen, lädt die Republikanische Partei des Hauptstadtstaates heute zum Höhepunkt ihres Wahlkampfes: einer großen Familienparty auf der Promenade am Seeufer, zu welcher sich auch die US-Präsidentin und republikanische Präsidentschaftskandidatin Shana Jefferson angekündigt hat.

Das Bild ist jedem, der bereits die zentralen Wahlkampfveranstaltungen in anderen Staaten miterlebt hat, wohlvertraut: die Uferpromenade, Bäume, Zäune, Häuser und auch zahlreiche Segelboote auf dem Stausee sind im astorischen Blau-weiß-rot oder republikanischen Rot geschmückt. An verschiedenen Ständen werden Getränke ausgeschenkt und allerlei Leckereien zubereitet. Auf einer Showbühne spielt eine Band Oldies, Evergreens und Gassenhauer. Für die Kinder giobt es die schon obligatorische Hüpfburg sowie geführte Ritte auf einem Mustang, dem Wappentier der Republikaner.

Auf dem Höhepunkt der Veranstaltung dann, als die Promenade gut gefüllt ist und alle bei bester Laune sind, betritt die US-Präsidentin unter dem enthusiastischen Beifall und Jubel der Anwesenden, dieser garniert mit einem Regen aus Konfetti und Luftschlangen, die Bühne, um zu den Menschen zu sprechen.

My fellow Astorians,

ich freue mich, dass ihr an diesem schönen Januarsamstag so zahlreich gekommen seid!

Die Zuhörer jubeln und schwenken Fähnchen

Aber ich denke ehrlich, was hier heute geboten wird, hätte ich mir an eurer Stelle auch nicht entgehen lassen - eine richtige republikanische Präsidentschaftskandidatin in Astoria State! Spinnt die eigentlich? Wer braucht da noch die Bekloppten im Reality-TV?

Heiteres Gelächter

Nein, ernsthaft: ich bin gerne bei euch, hier in Astoria State - auch wenn euer wunderschöner und liebenswerter Staat leider das traditionelle Wohnzimmer der Demokraten ist...

Buh- und Schmährufe gegen die Demokraten

Ich freue mich nichts desto minder, heute hier zu sein, denn es ist mir eine große Ehre, zu den tapfersten Republikanern überhaupt zu sprechen, den Republikanern von Astoria State, jenen Männern und Frauen die aus einer deutlichen Minderheitenposition heraus dennoch für ihren Staat tun, was sie können!

Jubel, Fähnchen von Astoria State werden geschwenkt

Eingedenk eurer tatkräftigen, fantasievollen und loyalen Arbeit an vielen verschiedenen Stellen eures schönen Bundesstaates ist es um so tragischer zu sehen, wie es euch und ganz Astoria State auf Bundesebene ergeht - mit eurer Senatorin Ms. Avitall Bloomberg...

Buh- und Schmärufe gegen Bloomberg

Bereits vor vier Monaten standen wir einander im Wahlkampf gegenüber, wir beide wollten Vizepräsidentin werden, nun will Ms. Bloomberg wieder Vizepräsidentin werden, aber was sie in den bald vier Monaten seit der letzten Wahl getan hat, weiß wohl auch nur sie selbst. In der Öffentlichkeit ist mir die Right Honorable Madam Senator eigentlich nur aufgefallen, wenn es um das Thema Sebulon ging, sonst war es ausnehmend still um sie. Ich frage Sie hiermit, Madam Senator, namens der Bürger dieses wunderbaren Staates: wessen Senatorin sind Sie eigentlich? Die Senatorin von Sebulon, oder doch die Senatorin von Astoria State?

Höhnisches Gelächter vermischt sich mit Applaus und Pfiffen

Und noch eine Frage an Sie, Madam Senator: wollen Sie gar nicht Vizepräsidentin werden? Oder kennen Sie einfach unsere Verfassung nicht, die Ihnen in diesem Amt eine Zugehörigkeit zu jedem der beiden Häuser des Kongresses verbietet? Oder, was ich mit zwar nicht vorstellen kann, Sie aber dennoch im Interesse der tollen Frauen, Männer und Familien dieses herrlichen Staates fragen muss: geht Ihnen Ihre Versorgung mit einem Pöstchen dem Wohl Ihres Heimatstaates vor? Sagen Sie sich, es sei besser dass das Senatorenamt dieses Staates im Falle Ihrer Wahl zur Vizepräsidentin bis zum Abschluss einer Nachwahl vakant fiele, als dass Sie vielleicht am Ende ohne Macht und Mandat dastehen?

Ich muss Sie das fragen, Madam Senator, denn unter dem 09.01.08 haben Sie Ihre erneute Kandidatur als Senatorin von Astoria State eingereicht. Die Wahl wird parallel zu den Präsidentschaftswahlen stattfinden, gewinnen Sie beide Wahlen, wird hier in Astoria State eine Nachwahl des Senators fällig, dieser Staat wird bis zu deren Abschluss im Senat nicht repräsentiert sein.

Gellende Pfiffe und Buhrufe

Madam Senator Bloomberg, die Menschen in diesem Bundesstaat haben das Recht auf eine Antwort! Sollte Ihr womit auch immer offenbar prall gefüllter Terminkalender Ihnen bis zum Beginn der Präsidentschaftswahlen und Senatswahlen hier in Astoria State noch einen Auftritt ermöglichen fordere ich Sie auf, Ihre Phrasen und Plattitüden im Hotel zu lassen und Farbe zu bekennen: wofür stehen Sie überhaupt? Was bedeuten Ihnen die Menschen in diesem Bundesstaat, was bedeutet Ihnen das Amt der Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten?

Tosender Applaus

Und wenn Sie dann gerade einmal bei Ihren Prioritäten wären: wie viel bedeuten Ihnen die Vereinigten Staaten, und wie viel bedeutet Ihnen der Staat Sebulon? Müssten wir damit rechnen, dass Sie das Amt der Vizepräsidentin oder - so sie im Laufe Ihrer Amtsperiode vielleicht sogar Präsidentin werden, Sie wären überascht wie schnell das gehen kann -

Heiterkeit und Beifall

- so Sie im Laufe Ihrer Amtsperiode vielleicht sogar Präsidentin würden: können die Menschen sich darauf verlassen, dass Sie Ihr Amt in ihrem besten Interesse, und nicht als Statthalterin der sebulonischen Regierung führen werden? Können sie sich darauf verlassen, dass Sie es überhaupt führen werden, oder müssten Sie jeden Tag auf Ihren Rücktritt gefasst sein, da Sie beschlossen haben, Ministerpräsidentin des Staates Sebulon zu werden?

Gelächter und Applaus

Und eines noch, Madam Senator, eine Bitte: gönnen Sie dem armen Mr. Anderson seinen Ruhestand und die Möglichkeit, sich gesundheitlich zu erholen. Zerren Sie ihn nicht an ein Rednerpult, um ihn meine angebliche "Bissigkeit" und "mangelnde Konstruktivität" beweinen zu lassen. Ich mache Ihnen statt dessen einen konstruktiven Vorschlag: treten Sie den Menschen in diesem Staat und dieser Nation gegenüber, und sagen Sie ihnen ehrlich, woran Sie bei ihnen sind!

Madam Senator - the stage is yours!

Die Präsidentin tritt demonstrativ vom Rednerpult zur Seite weg und deutet mit beiden Händen gestisch auf dieses, verabschiedet sich dann lächelnd, winkend und Handküsse werfend langsam von der Bühne, während die Zuhörer jubeln, applaudieren und es Konfetti und Luftschlangen regnen lassen.

Nach einer Weile betritt die Band wieder die Bühne, und die Party geht weiter...