Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mr. Governor, würde ich gerne zunächst auf ihre zweite Frage eingehen. Denn ich denke, dass wir in der modernen Zeit, in der wir leben, immer seltener auf eine "traditionelle Familie" stoßen werden. Ich finde dies auch nicht schade, sondern halte es viel mehr für beachtlich, dass sich in unserer freien Gesellschaft andere Familienbilder etablieren können. Ich sehe keine Nachteile darin, dass Homosexuelle heiraten und Kinder adoptieren können oder gar darin, dass die moderne Frau neben dem Haushalt auch im Berufsleben tätig ist oder die Hausarbeit sogar ganz ihrem Mann überlässt. Es zeigt doch nur, dass wir uns nicht auf traditionelle Normen festlegen sondern bereit sind uns zu entwickeln. Ich halte das für einen wichtigen Punkt unserer freien Gesellschaft und ich bin ehrlich zu ihnen, Mr. Governor, ich denke nicht, dass sich das "traditionelle Familienbild" erneut flächendeckend ausbreiten wird, denn aus meiner Sicht ist es schlicht veraltet und in unserer Zeit nicht mehr umsetzbar. Um nun explizit auf ihre Frage zu antworten, ich sehe die Rolle der "traditionellen Familie" dort, wo ich auch jedes andere Familienbild sehe und es steht jedem frei, so zu leben wie er es für richtig erachtet.
Kommen wir nun zurück auf ihre erste Frage. Als ich den Education Act das erste mal durchgelesen hatte viel mir, bis auf eine kleine Passage, auf, dass es kaum Förderungen für Kinder aus ärmeren Familien gibt. Selbstverständlich spiele ich mit der angesprochenen Passage auf die Sachgüter-Zuwendungen und Coupons für Schulmaterialen an, denn ich finde die finanziellen Aufwendungen die Eltern zu bewältigen haben sind viel mehr als das. Denken Sie einmal an die Kosten für Schultransport oder schulische Ausflüge. Wie ich eben ausgeführt habe, treffen wir in unserer Zeit immer weniger auf das "traditionelle Familienbild" und das bedeutet, dass wir beispielsweise auch vermehrt auf alleinerziehende Eltern treffen. Wenn Sie sich überlegen, dass eine alleinerziehende Mutter oder ein alleinerziehender Vater, die oder der möglicherweise nicht die entsprechenden Qualifikationen für einen gut bezahlten Job besitzt und im schlimmsten Fall nicht einmal Kontakt zu ihrem Mann oder seiner Frau hat, von ihrem oder seinem dann kleinen Lohn neben den allgemeinen Lebenserhaltungskosten für 2 Personen ebenfalls die Kosten allein für Schultransport und Schulausflüge aufbringen muss, können Sie sich sicher denken, dass sich das als recht schwierig erweist. Ich würde also im bildungspolitischen Bereich auf jeden Fall eine Änderung dieser Tatsache anregen. Außerdem würde ich eine Änderung bezüglich des Förderunterrichts für leistungsschwache Schüler anregen, denn es kann durchaus vorkommen, dass das Elternhaus nicht die Mittel besitzt eine teure Nachhilfe zu zahlen und selber leider nicht den erforderlichen Wissensstand besitzt um dem Schüler bei einem Ausgleich seiner Leistungen zu helfen. Dies ist selbstverständlich nur ein Beispiel einer Vielzahl von Möglichkeiten die es notwendig machen, einen kostenlosen Förderunterricht für leistungsschwache Schüler umzusetzen.
Helle Freja Jørgensen
State Minister of Education, Family and Social Affairs | Ministre d'Etat de l'Education, de la Famille et des Affaires sociales
State Minister of Environment, Transportation and Infrastructure | Ministre d'Etat de l'Environnement, des Transports et de l'Infrastructure
Member of the Federal Executive of the Populist Green Party