Mr. Speaker,
der ehrenwerte Representative Byrd ist lange Zeit auf der ganz richtigen Spur, wenn er die charakteristischen Unterschiede zwischen parlamentarischer und präsidialer Demokratie herausstellt. Dann verlässt er diesen Pfad aber leider, und schwenkt wieder in parlamentarisches Denken um, nämlich wenn er auf die Arbeitsgeschwindigkeit der beiden Systeme zu sprechen kommt.
Dabei hat der ehrenwerte Representative mit seinem Fazit zunächst wiederum Recht: natürlich arbeitet ein präsidiales System langsamer als ein parlamentarisches System. Aber das ist kein unerwünschter Nebeneffekt, das ist so gewollt!
Das parlamentarische System überlegt so: für so-und-so-viele Monate ist jetzt ein Parlament gewählt, und hat diese-und-diese Regierung installiert. Da Regierung und Parlamentsmehrheit im Wesentlichen in ihren Ansichten und Zielen übereinstimmen, können sie Gesetze zügig beschließen, zügig umsetzen und, falls diese sich in der Praxis als unbefriedigend erweisen, zügig wieder ändern oder abschaffen. Das ganze System ist also auf hohe Geschwindigkeit und Selbstkontrolle ausgelegt.
Das präsidiale System überlegt komplett anders: Regierung und Parlament sind bewusst voneinander unabhängig. Gerade durch die zeitliche Staffelung von Wahlen hier in den Vereinigten Staaten - jeweils alle zwei Monate Präsidentschafts- oder Repräsentantenhauswahlen, zudem alle zwei Monate Neuwahl eines Drittels der Senatoren - arbeitet keine exakte Konstellation jeweils länger als zwei Monate zusammen. Kaum hat sich eine Belegschaft eingespielt, wird sie auch schon wieder auf einigen Positionen teilweise verändert. Meinungen, Weltsichten und Ziele kommen und gehen - mitunter manchmal sogar schneller, als dass irgend eine Angelegenheit erschöpfend diskutiert und entschieden ist. Nichts soll mal eben schnell entschieden und, wenn es sich als Mist erweist, einfach ebenso schnell wieder rückgängig gemacht oder geändert werden. Es soll eben so lange gestritten und verhandelt werden, bis eine Sache sich als wirklich robust und gut erwiesen hat. Regierung und Parlament sollen sich nicht selbst, sondern gegenseitig kontrollieren, die beiden Kammern des Kongresses dabei auch noch untereinander.
Diese beiden unterschiedlichen Philosophien bedingen auch einen unterschiedlichen Umgang mit Partikularinteressen, die der ehrenwerte Representative angesprochen hat: das parlamentarische System ist auf Geschwindigkeit angelegt, darum müssen Einzelinteressen möglichst schon vorab ausgeglichen, abgestimmt und gebündelt werden. Zum Beispiel über programmatisch gefestigte und hierarchisch geführte Parteien. Die Minderheit kann ja lautstark auf alles hinweisen, was ihrer Meinung falsch läuft, und es nach der nächsten Wahl dann mit dem Segen der Wähler vielleicht anders machen. Denn jede Wahl ist ein Neustart: neues Parlament, und vielleicht neue Regierung.
Eine solche radikale Zäsur kennt ein präsidiales System mit gestaffelten Wahlzeitpunkten wie das unsere einfach nicht. Hier gibt es keine wiederkehrende Abfolge von Entscheidungen (durch Wahlen) und dem Umsetzen von Entscheidungen (durch Parlamentsmehrheit und die von ihr gestützte Regierung), bis neu entschieden (neu gewählt) wird. Hier wird ständig diskutiert, jede Kleinigkeit einzeln, wenn es sein muss, und das Entschiedene erst dann umgesetzt, wenn es wirklich ausgereift ist.
Das kann manchmal so elendig langsam gehen, dass es wirklich nur noch nervenaufreibend ist. Aber andersherum können im parlamentarischen System manche Säue so fix durchs Dorf getrieben werden, dass selbst wer während dessen noch "Haltet sie!" geschrien hat, sie nicht mehr einfangen kann, wenn er denn später vielleicht in der Position dazu wäre - sich also Parlamentsmehrheit und Regierung geändert haben.
Beide Systeme haben ihre Stärken und Schwächen, und es soll Länder geben, die sagen, sie seien immer gut mit dem parlamentarischen System, seinen Prinzipien und Mechanismen gefahren.
Ich persönlich bin stolz und froh, dass wir unseren Weg gehen, und das wie ich finde insgesamt mit Erfolg. Mit so großem Erfolg, dass wir den Mut schöpfen können, es weiter zu verbessern.
Auch wenn ich in dieser Diskussion immer wieder sage, von Parteien steht nichts in der Verfassung - andersherum steht auch nichts in der Verfassung, dass Parteien abschaffen oder verbieten könnte. Sie werden uns schon erhalten bleiben, ob wir sie nun mögen, oder nicht. Aber mit ihnen steht und fällt nicht eine handlungsfähige Politik im Repräsentantenhaus. Im Gegenteil, bisher ist das House ihr Revier - und es sieht derzeit leider nicht allzu gut aus.