Warten auf Godot, (1)
Wie ein Sonderbotschafter die Langeweile entdeckt
Roderick Ambassadore, des Präsidenten geheimer Diplomatie-Joker. Dem Ruhestand, seinem Country-Club und astorischen Whisky entrissen, flog er gen Rusania, um wieder einmal das Feuer eines drohenden Weltbrandes zu löschen und uns alle vor einem Krieg zu bewahren.
Schön wärs.
Roderick Ambassadore wartet seit vier Tagen im schönen Romanowsk auf ein Zeichen der rusanischen Führung. Irgendein Zeichen. Nun wurden ihm zwar im Vorübergehen von einem Volkskomissar die üblichen propagandistischen Meldungen in die Hand gedrückt, wonach Rusania eine Distanzierung der astorischen Regierung von den konservativen Scharfmachern in unserem Lande verlangt. Aber so schnell der Kommissar da war, war er auch schon wieder weg. Und kümmert sich lieber mal um blonde attraktive politische Gefangene, als um irgendeine Angelegenheit von politischem Belang.
Um es anders auszudrücken: Die Mission ist gescheitert, da Rusania gescheitert ist. In der Zeit seit der Ankunft Ambassadores, also in vier Tagen, wurden ganze vier politisch irgendwie verwertbare Postins gezählt. Das schafft die AchillesBar in zwei Minuten, besonders wenn dort wieder einmal Schnepfen-Alarm herrscht.
Ambassadore sollte sich aus Rusania zurückziehen, die politischen Gefangenen einfach den Gulag verlassen und die "Regierung" sol weiterhin alle 14 Tage durch ein Posting beweisen, daß sie die Lage unter Kontrolle hat. Alles andere ist vergebene Müh - Astor sollte sich lieber auf Tchino konzentrieren und Chinopien beistehen.
Warten auf Godot (2)
Wie ein Kanzler in spe sich die Welt positiv denkt
Niemand ist so gut im ummünzen schlechter Meldungen wie der politisch aktive Mensch. Das durfte der geneigte Beobachter einmal mehr in den letzten Tagen in Ratelon bemerken. Nachdem der Kanzlerkandidat der FDU, Theodor Klatten eine "farblich" interessante Koalition aus seiner liberalen Partei, der sozialdemokratischen SPR und der kommunistischen PDS-R geschmiedet hatte, folgte am Tag der Kanzlerwahl das große Erwachen: Unerwartet war ein Koalitionsvertreter abgesprungen und hatte in der Klatten-Kanzlerfrage mit "Nein" votiert. Runde 36 Stunden lang wurde von den Fraktionsführern der Koalition Schadensbegrenzung versucht, aber das PR-Desaster war da - und Klatten angeknackst.
Doch in diesem Falle - auf unsere Überschrift bezug nehmend, kam Godot schließlich doch vorbei - heute nacht wurde Theodor Klatten zum neuen Kanzler der Demokratischen Union Ratelon gewählt. Vielleicht stimmt das alte chan-senesische Sprichwort "Auf Schatten folgt das Morgengrauen.". Das wäre ihm zu wünschen, denn ansonsten haben wir noch ein weiteres chan-senesisches Sprichwort auf Lager: "Krumm gesprossen wird später nicht mehr gerade."
Der Ausverkauf
Chan-Sen wählt sich eine Politdynastie
Alle sind gleich. Das manche gleicher sind, kennt man wahlweise aus einem Buch - oder dem dazugehörigen Zeichentrickfilm. Die Rede ist von Animal Farm, dem Meisterwerk des freeländischen Autors Georges Orwelles. Und das manche etwas gleicher sind, merkt man an unserem Politsystem und dem Herrn, der gerade dabei ist, sowohl den Posten des astorischen Verteidigungsministers als auch den des chan-senesischen Gouverneurs einzunehmen - Achilles Andriz. Hey - der Mann ist Erbe eines Rüstungs- und Immobilienkonzerns. Und was macht er als erstes? Predigt Aufrüstung und verlegt den Regierungssitz. Nachtigalle hat man schon leiser trapsen hören.
Nichts gegen die grundsätzliche Befähigung des Herrn Andriz, die Postn zu begleiten - soviel denkwürdige Konkurrenz gibt es in diesem unserem Lande nicht, gerade da sich Herr Cheung auf den Sessel des Senators bequemen möchte. Aber es muss gesichert werden, dass sowohl das Verteidigungsministerium wie auch Chan-Sen selbst nicht zum Selbstbedienungsladen der Andriz' wird.
Drin, draußen, drin, draußen...
Minister im Räderwerk der politischen Parteien
Um seine viel zu umfassende Arbeit zu delegieren benötigt ein Präsident Mitarbeiter, an die er eben diese Arbeit deligieren kann. Diese Mitarbeiter werden nicht gewählt, sondern vom Präsidenten im besten Falle nach Fähigkeit und Vertrauen, im schlechtesten Falle nach Parteiproporz und Wahlstrategie ernannt.
In Astor ist zur Zeit letzteres der Fall - die Besetzung der Ministerposten wird zwischen den den Führern der beiden großen Parteien ausgehandelt und dann aus den eigenen Reihen mit den Personen besetzt, die gerade zur Hand sind.
Okay, das ist Politik.
Eine Schwachstelle im astorischen System erweist sich jedoch in jenem Umstand, dass Minister vom Senat abgesegnet werden müssen - weiß Gott weshalb. Und da sich gerade die Republikaner und Demokraten nicht sonderlich mögen, werden dann auch schon mal die Kandidaten der jeweils gegnerischen Fraktion erbarmungslos und unter fragwürdiger Argumentation abgelehnt. Oder wie erklärt es sich, dass Senator Buchanan den designierten Verteidigungsminister Andriz ablehnt, da dieser nie unter der astorischen Fahne gedient hat, aber die Kandidaten für das Außenministerium, Harriet P- Armstrong begeistert beklatscht, obwohl die zu Ihrer Vergangenheit vor allem zusteuern kann, dass sie fleissig ihrem Ehemann zugeschaut hat und ansonsten Staatsmänner und Frauen aus Albernia ihre Freunde nennt - einem Land, zu dem Astor ohnehin seit jeher gute Beziehungen pflegt.
Umgekehrt fragen wir uns, warum Klaus-Peter mit einem Nay auf Frau Armstrong reagiert - denn im Hearing hat er außer einer ersten Frage nicht viel von sich verlauten lassen.
Keine Frage, beide Kandidaten sind - entsprechend dem momentanen Angebot in Astor und den Handlungszwängen - für ihre vorgeschlagenen Jobs geeignet. Was Frau Armstrong an Erfahrung fehlt, bringt Sie an Motivation und diplomatischem Feingefühl mit. Naja, eben soviel Feingefühl wie ein Republikaner eben aufbringen kann.
Aber diese Motivation darf nicht durch einen Senat zerstört werden, der die Konsequenzen einer Ablehnung nicht ausbaden muss.
Das müssen wir, die Bürger von Astor.