Mr. President,
Senator Brothersteen,
jeder, der später einmal Richter werden will, muss wenigstens in Astoria State Rechtswissenschaft studieren, das Recht also praktisch durchdringen - eine praktische Ausbildung gibt es also in dem Sinne nicht, so dass jeder werdende Richter erst einmal mit einem vertieft theoretischen Blick an die Sache herangeht.
Wie ich bereits ausführte, befasse ich mich auch nicht vorrangig mit rechtsdogmatischen Fragestellungen, sondern eben auch mit der Geschichte des Rechts und der Soziologie des Rechts. Das sind in meinen Augen Grundlagen des Rechts, die aber vielen, die von Anfang an auf die große Karriere als Richter oder Anwalt abzielen zu unwichtig erscheinen und deshalb oft außer Acht gelassen werden. In meinen Augen fällt aber die besten Urteile der, der das Recht ganzheitlich betrachtet.
Lassen Sie es mich anders darstellen:
Der Rechtsstaat ist wie ein Organismus, mit verschiedenen Organen und jedes dieser Organe kann natürlich erkranken. Der gute Rechtswissenschaftler - oder eben "Jurist" - wirkt wie ein Arzt an diesem Patienten. Nun gibt es Ärzte, die sich ganz der symptomatischen Behandlung von Erkrankungen verschreiben, und es gibt solche, die ein ganzheitliches Bild des Kranken und der Krankheit pflegen, die auch auf psychosoziale Auswirkungen der Erkrankung eingehen und auch Alternativen zu konventionellen Methoden suchen. So ist es auch bei den Juristen: Da gibt es die strengen Dogmatiker, die nach Schema F aburteilen, und es gibt die "ganzheitlichen" Juristen, die alle Aspekte eines Falles und einer Rechtsnorm würdigen und dadurch zu, wie ich finde, guten Ergebnissen kommen.
Prominentes Beispiel für eine sicher vertretbare, aber eben nicht "gute" Ansicht ist die Sicht des Registration Office im Falle Sefului gewesen. Sicher konnte man so argumentieren, wie es das Registration Office getan hat, und man konnte auch zu diesem Ergebnis kommen. Dabei wurden aber eben wichtige Aspekte außer Acht gelassen, die später ein Gutachten der Kanzlei des ehemaligen Attorney General John Powell mit in Betracht zog und zu einem anderen, ebenso vertretbaren, Ergebnis kam.
Oder, um es noch anders zu formulieren: Legen Sie 4 Juristen einen Sachverhalt vor, und Sie werden 5 Meinungen zu hören kriegen. Oft ist jede davon richtig, und so kann auch ein Dogmatiker einen Fall so richtig beurteilen wie ein Freund der soziologischen Annäherung an das Recht - auch wenn beide zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Prof. Ernest Ethan Brothersteen
Professor for administrative law, legal history and the sociology of law
Fr. Federal Judge