Wer am Vorspiel nicht interessiert ist, kann beim * beginnen.
- Astor: Ein kleiner Abschied -
Liebe Freunde, Wegbegleiter und politische Gegner.
Das bisherige Jahr 2009 ist und war für mich ein Jahr voller Überraschungen. Es hat sich in meinem Leben (und dem meiner Familie) einiges zugetragen, beruflich gibt es Veränderungen und auch meine Hobbys scheinen im Wandel begriffen.
Gleich zu Beginn des Jahres musste ich zusammen mit meiner Familie einen medizinischen Schrecken verarbeiten: Meiner Schwester wurde Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Sie ist 23 Jahre alt.
Hodgkin-Lymphom nennt man diese Art von Krebs. Während meine Schwester den drei Lymphomen in ihrem Körper sofort den Kampf angesagt hatte, musste mein Vater fast gezwungen werden sich mit der Krankheit auseinander zu setzen. Für ihn war es Krebs – und das bedeutete das schlimmste. Das Glück für meine Schwester, mich und meine Familie war es aber, dass mein Lebensgefährte derzeit an seiner Promotion arbeitet und diese zum Thema Hodgkin-Lymphome. Wir waren also was das Wissen um die Krankheit und die möglichen Therapien anbelangt, an bester Quelle. Die Erzählungen meines Freundes halfen meiner Familie enorm den Schock dieser Diagnose besser zu überwinden. Denn Hodgkin ist der am besten heilbare Krebs. 100% Heilungschance im Alter meiner Schwester. Lange sechs Monate voller Untersuchungen, Chemotherapien und Nebenwirkungen wie Thrombosen und einer Lungenembolie später, gilt meine Schwester seit kurzem wieder als geheilt! Jetzt gilt es die nächsten 365 Tage ohne Rückfall durchzustehen. Aber auch das wird meine Familie schaffen. Die Krankheit hat vor allem eines gezeigt: Egal was ist, wir sind immer für uns da. Nicht umsonst war meine Mutter jeden Tag zusammen mit meiner Schwester in der Klinik.
In meinem Beruf harren auch große Veränderungen der Dinge die da kommen. So habe ich zu Beginn des zweiten Quartals zusammen mit drei Kollegen das Prozedere zur Gründung eines Betriebsrates gemäß dem Betriebsverfassungsgesetz angestoßen. Eine Betriebsversammlung später war ich zum Wahlvorstandsvorsitzenden gewählt und hatte fortan die Aufgabe das Wahlprozedere durchzuführen und zu überwachen. Zwei Kolleginnen unterstützen mich bei dieser Aufgabe. Wir als Wahlvorstand haben dafür zu sorgen, dass alle Gesetze und Richtlinien genau eingehalten werden. Wir müssen die Wahl organisieren und durchführen. Allein die Briefwahlunterlagen zusammen zu stellen war eine Mammutaufgabe. Und es hat sich mal wieder gezeigt, das selbst eine Betriebsratswahl Anlass für politische Intrigen gibt. Es gab innerhalb der Kandidatenlisten Vorwürfe, Anfeindungen und unschöne Szenen, die mich manchmal daran zweifeln ließen, ob ich es mit Erwachsenen Menschen zu tun habe. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass wir den Bundestag wählen und nicht den ersten Betriebsrat der Firma. Natürlich kam auch der Wahlvorstand nicht ohne Anpöbeleien und besonders schöne Wortschöpfungen aus den Toiletten einiger Kollegen weg, aber das gehört wohl dazu. Inzwischen nimmt alles seinen Gang. Am 5. August wird gewählt werden. Ich selbst kandidiere ebenfalls auf einer Liste und hoffe darauf in den Betriebsrat gewählt zu werden. Ich weiß, dass dann viel Arbeit auf mich zu kommen wird, aber ich freue mich momentan auf diese neue Aufgabe und hoffe, dass ich mein kleines Helfersyndrom für die Belange meiner Kollegen werde einsetzen dürfen.
*Auch eines meiner Hobbys hat sich in den vergangenen Monaten gewandelt: Die MNs. Besonders Astor, die mir – wie auch Albernia – seit vielen Jahren ans Herz gewachsen ist, macht derzeit einen Wandel durch. Seit Monaten ist der Ton strenger geworden. Das Miteinander dividiert sich immer mehr zu einem Zwei-Seiten-Lagerismus, dass einem angst und bange werden könnte. Ich war immer ein Verfechter der politischen Diskussion. Ich habe es in den Hochzeiten meiner MN-Karriere genossen mich stundenlang mit dem politischen Gegner auseinander zu setzen. Man hat sich rhetorisch gefetzt und bekämpft. Aber danach hat man sich auch kameradschaftlich im ICQ oder Simoff über Privates unterhalten. Man hat den Sim-Disput gelassen wo er hingehört und die dort gefallenen Worte nicht auf den Spieler hinter der Figur übertragen. Das ist heute ganz anders. Seit Beginn des Jahres haben sich RL und VL derart miteinander vermengt, dass man simon oder simoff nichts mehr sagen darf, was nicht sofort dazu benutzt wird einen Kleinkrieg vom Zaum zu brechen, der es wahrlich in sich haben kann. Dann wird mit Respektlosigkeiten, Beschimpfungen oder Verleumdungen um sich geworfen, dass es nur so scheppert. Ich nehme mich da explizit nicht aus. Ich weiß selbst, dass ich schnell in Rage geraten kann, vor allem, wenn ich der Meinung bin, dass jemand wieder gänzlich übertreibt. In einer solchen Situation kann dann natürlich niemand nachgeben und niemand wird eingestehen, dass vielleicht der andere im Recht ist. Diese Situationen nehmen derzeit überhand – und sie spalten Astor immer weiter. Das Spiel sollte zusammen gespielt werden. Derzeit versucht aber jeder Dem nur noch herauszufinden, wie er dem nächst besten Rep eines auf die Fresse geben kann, so dass er sich die Dritten zulegen muss (oder umgekehrt). Das finde ich persönlich schade.
Meine Schwester war dieses Wochenende zu Besuch. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden bei einer sich ergebenen Gelegenheit online zu gehen, um „mal kurz“ in den MNs vorbeizuschauen. Ich habe eine Erkenntnis gewonnen, die vielleicht derzeit vorherrscht, in einigen Wochen oder Monaten aber wieder obsolet sein kann: Ich habe Astor nicht vermisst. Ich habe die politische Auseinandersetzung nicht vermisst. Ich habe es nicht vermisst dem Tagesgeschehen zu folgen. Ich habe sogar keine Lust gehabt heute den gesammelten Textschwall der vergangenen Tage aufzuarbeiten. Früher war das anders.
Ich habe über die Krankheit meiner Schwester eine Erkenntnis gefunden, die mich für die kommende Zeit geprägt hat. Kein Hobby, kein Zeitvertreib, kein MN-Amt kann so wichtig sein, wie es das eigentliche Leben ist. Wie es die Gesundheit ist. Früher habe ich mir Vorwürfe gemacht, wenn ich mal einen Tag ausgesetzt habe, weil ich nach Überstunden keine Lust hatte mich an den Rechner zu setzen. Heute ist es mir egal. Mir ist sogar egal geworden, ob das simon gegen mich verwendet wird. Ich nehme mir das nicht mehr zu Herzen. Astor soll für mich ein Hobby sein, bei dem ich Spaß habe. Der ist mir in den vergangenen Wochen und Monaten aber immer mehr abgegangen.
In diesem Sinne – und ich könnte sicher noch einiges mehr zur Thematik schreiben – werde ich mir eine kleine Auszeit nehmen. Nicht jetzt. Nicht morgen. Aber bald. Ich hoffe, dass ich mir genug Zeit und Motivation werde abringen können, um das Amt, für welches ich mich beworben hatte, ordnungsgemäß und wenigstens befriedigend bis zum Ende auszuführen. Ich hasse es, begonnenes liegen zu lassen

. Sobald meine Amtszeit jedoch zu Ende ist, wird Scriptatore – so wie es bereits vor seiner Wahl geplant war – als Politiker in den Ruhestand gehen. Ich werde euch, so niemand zwingende Einsprüche erhebt – gerne als technischer Administrator weiterhin zur Verfügung stehen. Ich werde bestimmt weiterhin jeden Tag einmal kurz reingucken. Auch die Neben-ID-Ämter wie Archivar und Wahlamtsleitung bin ich gerne bereit weiter zu führen, weil sie minimalen Aufwand bedeuten, den ich gerne mache. Vielleicht (ach was, ganz bestimmt sogar :-D) wird man auch den ein oder anderen Kommentar von mir zu hören bekommen. Aber ich werde kein aktives, politisches Amt übernehmen. Pause eben. Wie an Felix (McGarry) und McBryde (RL-Name nicht bekannt

) ja bereits eindrucksvoll zu sehen ist, kann niemand ganz den Fängen unseres wunderbaren Astor entkommen. So denke auch ich, dass ich – wenn meine Motivation sich wieder gebessert hat – irgendwann auch wieder in das aktive politische Leben einsteigen werde. Genug Neben-IDs habe ich ja.
So, nun genug der warmen Worte. Bedanken tu ich mich noch nicht ganz. Meine aktive Zeit soll ja noch zwei Monate andauern. Danach werde ich bestimmt für jeden von euch Wegbegleitern etwas Passendes zu sagen finden.
Dank trotzdem denjenigen, die meinen Gedanken bis hier her gefolgt sind.
Sebastian